Unternehmen tilgen wegen GenAI technische Schulden

17.07.2024 von Manfred Bremmer
Deutsche Unternehmen nehmen viel Geld in die Hand, um den wachsenden Anforderungen von generativer KI gerecht zu werden und das Potenzial auszuschöpfen.
Geht es um GenAI, sitzt Unternehmen das Geld erstaunlich locker. Ob die hohen Erwartungen erfüllt werden?
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Auch wenn sich aus Sicht von Finanzexperten keine Rendite für GenAI-Aktivitäten abzeichnet und der Moment der Ernüchterung naht - Unternehmen rund um den Globus treffen derzeit umfassende Vorbereitungen, um die Hype-Technologie dafür einsetzen zu können, ihre Daten zu analysieren.

Wie eine Studie von SnapLogic ergab, investieren deutsche Unternehmen im Durchschnitt 2,1 Millionen Euro in ihre Altsysteme, um die Nutzung von GenAI-Tools zu ermöglichen. Acht Prozent der Unternehmen geben sogar bis zu 4,6 Millionen Euro für die Modernisierung aus.

Betrachtet man den Umfang mancher Renovierungstätigkeiten, erscheinen solche Summen sogar noch niedrig: Mehr als ein Drittel der in Deutschland befragten 250 IT-Entscheidungsträger von großen Unternehmen (ab 250 Mitarbeiter) plant, bis zu 50 Prozent ihrer IT-Lösungen zu aktualisieren, um die Vorteile von generativer KI zu nutzen.

Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch, fand das von SnapLogic beauftragte Forschungsinstitut Censuswide heraus: 87 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten, mit dem Einsatz von generativer KI bis zu drei Viertel ihres bestehenden Arbeitsaufwandes zu reduzieren, um verschiedene Aufgaben effizienter zu bewältigen. Als die wichtigsten Einsatzbereiche von GenAI-Technologien wurden dabei allgemeine IT, Kundensupport und Kundendatenbanken genannt.

Um das GenAI-Potenzial zu nutzen, investieren deutsche Unternehmen stark in Altsysteme.
Foto: SnapLogic

Technische Schulden bremsen

Um die Vorteile durch GenAI in diesen Bereichen nutzen zu können, müssen jedoch noch eine Reihe von technischen Schulden getilgt werden, die sich über die Jahre angehäuft haben. Der Hauptgrund dafür sind in Deutschland laut Studie ineffiziente Prozesse, also die langfristig anfallenden, zusätzlichen Kosten durch suboptimale Lösungen in IT-Systemen (41 Prozent), gefolgt von veralteter Technologie (37 Prozent) und sich verändernden Anforderungen (30 Prozent). Zum Vergleich dazu stellen in Großbritannien und den USA fehlende Ressourcen und Budgets größere Herausforderungen dar.

Den deutschen Studienteilnehmern zufolge wirken sich die technischen Schulden insbesondere auf ihren Datenbestand aus, wobei circa zwei Drittel (63 Prozent) einen moderaten bis schweren Einfluss angeben. Diese Problematik ist in Großbritannien (65 Prozent) etwas stärker ausgeprägt als in den USA (61 Prozent), bleibt jedoch insgesamt ein erhebliches Anliegen.

Hohe Investitionen in Altsysteme

Allerdings, so die Studie, unterscheiden sich die Reaktionen der Unternehmen in den drei Ländern, um das Problem anzugehen: So investierten deutsche Firmen im vergangenen Jahr etwa 2,6 bis 3,4 Millionen Euro in die Modernisierung, verglichen mit 1,8 bis 2,6 Millionen Euro in Großbritannien und über 4,3 Millionen Euro in den USA. Allerdings stehen US-Organisationen auch vor besonders großen Herausforderungen bei der Aktualisierung ihrer IT-Systeme, so Snaplogic, da über 60 Prozent der Unternehmen bis zu drei Viertel Prozent ihrer IT auf Altsystemen betreiben. In den letzten fünf Jahren haben Unternehmen daher ihre Investitionen in die Modernisierung von Altsystemen stetig erhöht.

Auch bei hiesigen Unternehmen ist Einiges im Argen. So sind die deutschen IT-Fachleute zwar größtenteils (80 Prozent) zuversichtlich, dass ihre Daten-Pipelines korrekt dokumentiert sind und einwandfrei funktionieren. Dennoch können über ein Drittel (37 Prozent) mehrere undokumentierte Pipelines oder Systeme benennen, die bei ihnen Bedenken in Sachen Security und Ausfallsicherheit hervorrufen.