Der Kampf gegen Korruption wird für einen Großteil der Unternehmen weltweit nicht leichter und stellt diese vor neue Herausforderungen. Vor allem Defizite bei der Umsetzung von Anti-Korruptionsmaßnahmen belasten die Gesamtwirtschaft massiv.
Dies führt dazu, dass allein in Österreich 76 Prozent der Führungskräfte Korruption und Bestechung als ernstzunehmendes Problem betrachten. Zu diesem Fazit gelangt die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in ihrer vorgestellten "10. Global Fraud Studie". Die Befragung von 1.186 Firmen in insgesamt 33 Ländern aus den Bereichen Finance, Risk, Recht, Compliance und Interne Revision kommt dabei zu dem Schluss, dass österreichische Unternehmen bei der Umsetzung entsprechender Gegenmaßnahmen Nachholbedarf haben.
"Generell hat sich das Bewusstsein gegenüber Korruption in der Wirtschaft seit zwei bis drei Jahren geschärft. Ein Grund dafür ist, dass Behörden noch drastischer durchgreifen und sich die Unternehmen darauf einstellen", meint Gerhard Donner, Geschäftsführer Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young Österreich.
Laut dem Fachmann hat vor allem bei großen US-Konzernen ein Umdenken stattgefunden, das in Europa zum Teil noch zu wenig eingesetzt hat. "Natürlich ist die Umsetzung von Anti-Korruptionsmaßnahmen erst einmal mit Investitionen verbunden. Diese zahlen sich langfristig jedoch mehr als aus", so der Experte weiter. Obwohl global gesehen einer von vier Befragten von auftretenden Korruptions- und/oder Betrugsfällen im eigenen Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren berichtet, sind es in der Alpenrepublik nur sechs Prozent.
Dieser geringe Prozentsatz sollte den Experten zufolge jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass 60 Prozent der österreichischen Firmen einen Anstieg der Korruptionsuntersuchungen zu beklagen haben. "Diese Diskrepanz lässt vermuten, dass Korruptionsvorfälle in Unternehmen noch immer verschleiert oder zumindest intern geregelt werden", gibt Donner zu bedenken. Andererseits sei der Anstieg der Untersuchungen ein Indiz dafür, dass die Toleranz gegenüber diesen Vergehen deutlich schwindet, so der Insider. Bei der Umsetzung von Anti-Korruptionsmaßnahmen ergeben sich weltweit hingegen große lokale Unterschiede. So behaupten immerhin 78 Prozent der Befragten von sich (Österreich: 96 Prozent), im Umgang mit Amtsträgern die geltenden Vorschriften einzuhalten.
Dennoch verfügen weltweit nur 43 Prozent, in Österreich sogar nur 22 Prozent, über interne Richtlinien und standardisierte Prozesse für den Umgang mit Amtsträgern. Als erschreckend bewertet Donner die Tatsache, dass global nur ebenfalls 43 Prozent (Österreich: nur 24 Prozent) eine sogenannte "Whisleblowing Hotline" besitzen, auf der Beschwerden bzw. Meldungen von Unregelmäßigkeiten, Fehlverhalten und Missständen anonym und vertraulich abgegeben werden können.
Diese geringe Zahl ist deshalb so enttäuschend, da weltweit 75 Prozent (Österreich: 54 Prozent) eine solche Hotline für sinnvoll erachten und bereits über eine entsprechende Infrastruktur verfügen. Interne Revisionen und selbstverantwortliches Handeln gegen Korruption in Unternehmen sehen 73 Prozent aller befragten Firmen und 84 Prozent der österreichischen Manager als großen Hoffnungsträger.
In Österreich bewerten 70 Prozent die interne Revision in der Aufklärungsrolle als effizient arbeitendes Instrument, um Korruption zu entdecken. Anders die Situation in den Emerging Markets, da hier die Hälfte der Befragten der internen Revision ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Die Studie kritisiert zudem, dass sich erst zwei Drittel der Unternehmen im Zuge von Joint Ventures oder Übernahmen zu wenig Gedanken um mögliche Korruptionsrisiken machen. "Sofern der potenzielle Partner bereits in korrupte Praktiken verwickelt ist, ist es nicht überraschend, wenn auch später im eigenen Unternehmen ein entsprechender Schaden droht", unterstreicht Donner abschließend. (pte)