Unternehmen unterschätzen die globalen Folgen des Klimawandels und stehen den Risiken großteils völlig unvorbereitet gegenüber. Dies ist das Fazit eines heute, Donnerstag, von der internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG vorgestellten Berichts namens "Climate Changes your Business". Von den Auswirkungen am stärksten betroffen sind vor allem die Branchen Luftfahrt, Gesundheit, Tourismus, Transport, Öl und Gas sowie Finanzdienstleistungen. Laut den Experten sollten diese Wirtschaftszweige den Konsequenzen des Klimawandels auf ihr Geschäft "dringend mehr Beachtung schenken", heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.
"Obwohl die Risikomanagement-Systeme vieler großer Unternehmen effizient arbeiten und prinzipiell gut implementiert sind, ist das Thema der Absicherung gegenüber den Folgen des Klimawandels nach wie vor untergewichtet", meint KPMG-Geschäftsführer Peter Ertl. Dem Fachmann zufolge sind hierbei "noch viele Hausaufgaben zu machen", da sich die Auflagen der Gesetzgeber künftig weiter verschärfen werden. Um einen finanziellen Schaden bereits im Vorhinein abwenden zu können und parallel den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu entsprechen, sollten Unternehmen unverzüglich handeln. Auch sei der somit erzielte "Imagefaktor nach außen" ein "positiver Nebeneffekt", so Ertl.
So lässt das Risikomanagement vieler Konzerne nach wie vor zu wünschen übrig, da nicht nur die Risiken physischer Art wie Wirbelstürme oder Überschwemmungen, sondern auch regulatorische Veränderungen wie etwa strengere Umweltschutzauflagen häufig zu sehr außer Acht gelassen werden. Auch kümmern sich die Unternehmen derzeit noch viel zu wenig um die Fragen nach speziellen Energiebesteuerungen, Reputations- und Haftungsrisiken oder imagebezogenen Gefahren. "In Bezug auf viele andere unternehmerische Risiken hat die Geschäftsführung oft ein ausgefeiltes Risikomanagementsystem - den Aspekt des Klimawandels scheinen die meisten jedoch zu ignorieren", so Ertl weiter.
Laut dem Experten zahlen sich weiterführende Risk-Management-Investitionen in die Folgen des Klimawandels angesichts des damit zu erreichenden Wettbewerbsvorteils schon jetzt sehr aus. Schließlich würden auch die Kunden selbst bei der Auftragsvergabe an die Unternehmen vermehrt auf deren "Umweltverträglichkeit" achten. Als eines der am meisten unterschätzten Risiken nennt die Erhebung das Prozessrisiko. Dazu zählen etwa Schadenersatzklagen gegen Unternehmen, die besonders viel Kohlendioxid emittieren. "Bei diesen Rechtsverfahren rechne ich definitiv mit einem Anstieg in den USA in den kommenden Jahren", prognostiziert Ertl.
Trotz aller bestehenden Defizite ist die Öl- und Gasbranche laut der Erhebung noch am besten auf die möglichen Folgen vorbereitet, sie trägt aber auch bei weitem die größten Risiken aller 18 untersuchten Industriebereiche. Am schlechtesten vorbereitet ist die Transportbranche, da Veränderungen wie Treibstoffsteuern, Straßenmaut oder Emissionshandel die Branche hart treffen. Hier hätten sich die Unternehmer schon länger darauf vorbereiten können, da die staatlichen Regulierungen schon länger vorhersehbar gewesen seien, heißt es. Die Luftfahrt kämpft hingegen für das Ansehen der Branche in der Gesellschaft. Ein Unternehmen, das seine Geschäftspolitik nicht nach dem Wertewandel ausrichtet, riskiert den Verlust des Verbrauchervertrauens, so der Bericht abschließend. (pte/mf)