Weiterbildung wird in Deutschland zunehmend wichtiger. Nachdem die Beteiligung an entsprechenden Angeboten in den vergangenen Jahren rückläufig war, ist nun wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen, sagen die Experten des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE). In einer aktuellen Trendanalyse verweisen sie auf die zunehmende Individualisierung von Weiterbildungsangeboten, die vor allem im betrieblichen Umfeld stark angestiegen ist. Nur noch ein Viertel der Angebote auf dem Feld der betrieblichen Weiterbildung sind laut DIE offene Seminare. Der Großteil ist dagegen auf geschlossene Benutzergruppen ausgerichtet.
Auf Anbieterseite sehen aufgrund dieser Entwicklung e-Learning-Anbieter weiteres Wachstumspotenzial. "Früher wurde an e-Learning oft kritisiert, dass es von Natur aus individuell gestaltet ist. Heute wird diese Kritik zunehmend weniger", erläutert Kerstin Stengel, Pressesprecherin bei dem e-Learning-Anbieter SkillSoft, im Gespräch mit pressetext. Früher galt die Weiterbildung in Gruppen als Norm, individualisiertes Lernen sei dadurch aber nicht immer möglich gewesen. Im Rahmen der ersten e-Learning-Angebote vertraute man jedoch noch nicht auf den Erfolg des Lernens außerhalb von Gruppen, sondern setzte zusätzlich Tutoren und Hotlines ein. Schnell stellten die Anbieter jedoch fest, dass diese Hilfestellungen nur selten genutzt wurden. "Heute sagen Projekt- und Abteilungsleiter, dass ihre Mitarbeiter selbstständiger geworden sind. Auch der Bedarf an offenen Seminaren ist deutlich zurückgegangen", so Stengel.
"Aus unserer Sicht ist e-Learning in Deutschland in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern schon weit verbreitet. Aber auch mittelständische Firmen ziehen stark nach." Zudem hätten sich die Anbieter weiterentwickelt. "So bieten wir etwa zusätzlich Beratungsleistungen, um unseren Kunden zu erklären, wie man e-Learning-Angebote innerhalb des Unternehmens besser bekannt machen und Nutzungsregeln aufstellen kann oder wie Mitarbeiter zur Verwendung der Programme motiviert werden können", erklärt die SkillSoft-Sprecherin. Oft wüssten Mitarbeiter gar nicht, welche Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens vorhanden sind, weil darüber nicht ausreichend informiert wurde. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels wären Unternehmen aber dazu gezwungen, sich verstärkt auf die Aus- und Weiterbildung eigener Mitarbeiter zu konzentrieren. Dadurch würde auch die betriebliche Weiterbildung weiteren Aufschwung erleben.
Die Weiterbildungsbeteiligung liegt laut DIE trotz positiver Wachstumstendenz noch unter dem EU-Durchschnitt. Der Anteil von teilnehmenden Frauen schloss in den vergangenen Jahren dagegen deutlich zu jenem der Männer auf und erreichte ein beinahe ausgeglichenes Verhältnis. Frauen nehmen dabei vor allem Fernunterricht in Anspruch, der von den Experten als Wachstumsfeld angesehen wird. Das DIE sieht die Weiterbildungsbranche insgesamt am Weg zur Dienstleistungsbranche, die sich nicht mehr am Angebot sondern an der Nachfrage orientiere. Kritisiert wird jedoch die fehlende finanzielle und inhaltliche staatliche Steuerung, während auf EU-Ebene Anreize geboten werden. (pte/mf)