Am 5. November 2008 gab T-Systems die schon länger erwartete Umstrukturierung bekannt, am Tag darauif wurden während eines Analyst Briefings Details erläutert (ChannelPartner berichtete). Im Ergebnis bleibt das Großkundengeschäft (die Top 400) bei der T-Systems, die sich jetzt auch vollständig darauf und insbesondere auf die Internationalisierung in Europa konzentriert. Zusätzlich wird die T-Systems noch die Branchen Public und Healthcare primär adressieren.
Die Mittelstands-Organisation (aktuell vornehmlich Business Services, BS) und die damit adressierte Kundenbasis von 160.000 Unternehmen übergibt T-Systems an T-Home. Damit werden auch die bestehenden mittelständischen Telekom-Kunden von nun an von dieser Organisation betreut. In diesem Zusammenhang wird eine neue Geschäftskundeneinheit "Sales & Service" mit eigenem Vorstandsressort gebildet.
Andreas Zilch, Vorstandsmitglied die dem Marktforscher Experton Group, bewertet diese Umstrukturierung bei T-Systems folgender Maßen:
"Dieser Schritt ist im Ergebnis grundsätzlich logisch und richtig. T-Systems war zunächst angetreten, um den gesamten ITK-Markt in allen Anwender-Größenklassen zu bearbeiten und wurde dabei auch durch die bestehende Kundenbasis und die umfassende Feld-Organisation in Deutschland unterstützt. Obwohl es durchaus in allen Anwender-Segmenten einzelne Erfolge gab, musste man trotzdem erkennen, dass die Kunden durchaus sehr unterschiedliche Ansprüche und Entscheidungskriterien haben. Die Unterteilung in ES (Enterprise Services - für Großunternehmen) und BS (Business Services - für den Mittelstand) konnte dies nur zum Teil lösen, da das Delivery teilweise 'über Kreuz' lief und es auch zu Überschneidungen bei den Kunden kam.
Die strikte Trennung ist in der Konsequenz also der richtige Weg. Davon profitieren zuerst die bestehenden und potentiellen neuen Großkunden, da hier T-Systems wesentlich konzentrierter vorgehen kann. Das Angebot der 'Dynamic Services' und die gewonnenen großen (internationalen) Outsourcing-Deals (Shell, Old Mutual Group) unterstreichen die Wettbewerbsfähigkeit von T-Systems in diesem Segment.
Ergänzend zu der offiziellen Ankündigung ist noch festzustellen, dass es sich bei den '400 Kunden' nicht um einzelne Unternehmen handelt, sondern vielmehr um Konzernstrukturen, denen rund 5.000 Firmen angehören. Von diesen Firmen sind wiederum etwa 1.500 für T-Systems relevant.
Für die neue Mittelstandsorganisation innerhalb T-Homes werden die anstehenden Herausforderungen sicher noch größer. Die Aussage in der Ankündigung zum Bedarf dieser Unternehmen kann man so interpretieren, dass diese Zielgruppe grundsätzlich 'in erster Linie standardisierte Produkte nachfragen', was nicht der Realität entspricht. Vielmehr haben Analysen ergeben, dass T-Systems in diese Zielgruppe zumeist Standardprodukte (in T-Notation 'AGB-Produkte') liefert. Dies ist auch nachvollziehbar, da die T-Systems-Organisation nie für das individuelle Lösungsgeschäft bei kleineren Unternehmen aufgestellt war, und der Aufwand dafür auch nicht gerechtfertigt wäre.
Eine Hürde für Geschäftskunden wäre sicher der Brand 'T-Home', daher wird die neue Geschäftseinheit nach außen unter dem Label 'T' auftreten.
Die zukünftige Aufgabe im Mittelstandssegment muss also sein, die Standardisierung von Services aus dem ITK-Umfeld weiter voranzutreiben und diese dann direkt an den Kunden (über Multichannel-Vertriebskanäle) oder über ausgewählte Partner zu vertreiben.
Hier könnte 'T' ihre Stärken durchaus ausspielen: eine große Organisation und Kundenbasis, bei der es sich 'lohnt', Service Produkte zu standardisieren und dann an eine sehr große Zielgruppe professionell zu vertreiben.
Wenn dies in den nächsten zwei bis drei Jahren konsequent durchgesetzt wird, und neue attraktive ITK-Services entwickelt werden, ist diese Ankündigung als ein weiterer Schritt zur Industrialisierung der IT zu werten. Der Weg dorthin wird aber steinig und mühsam sein." (rw)