Von Alexander Roth
Ob es an den einberufenen "Familienräten" bei den Endverbraucher-Haushalten lag, die sich in der Mehrheit gegen einen neuen Flachbildfernseher zur WM entschieden, wie Actebis Peacock mutmaßt? Ob sich die Verbraucher zur WM eher auf kurzfristige Konsumgüter stürzten als auf IT, wie Tech Data vermutet?
Obwohl die WM-Bilanzen von Ingram Micro, Tech Data und Actebis Peacock unterschiedlich ausfallen, lässt sich eines mit Bestimmtheit sagen: Der große WM-Boom ist ausgeblieben. Den großen "Run" hatte zwar Actebis Peacock etwa nach eigenen Angaben auch nicht erwartet, etwas Enttäuschung wird aber sicherlich hängen bleiben. Tech Data ist da offener: "Die Fußball-WM hat uns nach jetzigem Stand ruhigeres Geschäft beschert, als wir uns gewünscht hätten, beziehungsweise vorhergesagt war."
Ingram Micro verweist dagegen auf ein erfolgreiches Geschäft mit Projektoren: Christoph Dassau, Senior Manager Displays & TV, betont, im Mai/Juni 2006 sei die Anzahl der verkauften 16:9-Homecinema-Projektoren "um das Vielfache gegenüber dem Vorjahr" gestiegen. "Besonders gefragt waren die günstigen bis mittleren Preiskategorien, aber auch Installationsgeräte ab 2.000 Euro", so Dassau. Hier verzeichnete der Broadliner vorwiegend Bestellungen aus der Gastronomie und von Unternehmen, die ihre Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume damit ausstatteten.
Zudem habe der Verkauf von LCD-TVs angezogen, wie Dassau betont. Ähnliches berichtet Actebis Peacock: Die Nachfrage sei vor allem bei Flachbildfernsehern mit einer Größe von 37 Zoll gestiegen. Wie der Soester Distributor vermutet, hatten sich viele Familien, die sich sowieso ein neues Gerät zulegen wollten, beim Anschaffungszeitpunkt an dem WM-Termin orientiert.
Zumindest Promo-Aktionen erfolgreich
Glaubt man den Distributoren, haben die Promotionsaktionen, die sie zur WM veranstalteten, voll eingeschlagen: Alle drei melden durchweg Positives von Microsofts Partneraktion "Kick IT" (siehe Kasten). "Die Resonanz war mehr als positiv. Die Kunden haben begeistert bei der Aktion und auch bei dem Event mitgemacht", berichtet etwa Actebis Peacock. Und während Tech Data verkündet, dank der Aktion zusätzliche Kunden gewonnen zu haben, spricht Ingram Micro von 1.500 Fachhändlern, die sich an "Kick IT" beteiligt haben. Einziger Kritikpunkt: Mit einem Zeitraum von sechs Monaten sei die Aktion von Microsoft als zu lang angesetzt gewesen, wie einer der Distributoren moniert.
Bei Ingram Micro gab es zudem noch die "Wettmeisterschaft": Monatlich hat der Broadliner hier ab Februar 2006 ausgewiesene Fußballexperten mit Preisen belohnt, die besten WM-Tipper will Ingram noch auszeichnen. Tech Data veranstaltete ebenso ein Tippspiel: An "Top Kick", beteiligten sich rund 1.200 Tipper. Einzige Klage des Distributors: "An der Frauenquote, die bei knapp 10 Prozent liegt, wollen wir noch arbeiten."
Actebis Peacock dagegen nutzte weniger die WM, sondern eher das hauseigene 20-jährige Jubiläum, um die Fachhändler mit Aktionsangeboten zu versorgen. Woran lag es denn noch, dass die Fußballweltmeisterschaft nicht ganz so eingeschlagen hat, wie es sich die Branche erhofft hat? Vielleicht ist Deutschland wirklich noch nicht so weit, dass der Kauf von neuen Technologien notwendig ist, wie Actebis Peacock glaubt. Oder die Quote der (bekanntlich bedachteren) Frauen ist doch höher, als so mancher denken mag: zumindest in den einberufenen Familienräten.