2,7 Milliarden Euro Verlust

Toshiba will mit Aktionärsgeld Sanierung schaffen

08.05.2009 von Armin Weiler
Der angeschlagene japanische Elektronikgigant Toshiba muss für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 350 Mrd. Yen (2,7 Mrd. Euro) verkraften. Wie das Unternehmen bekannt gab, will man zur Sanierung nun frisches Geld in der Höhe von umgerechnet 3,7 Mrd. Euro aufnehmen. Geschehen soll dies mit der Ausgabe von 4.893 neuen Aktien und Anleihen.

Der angeschlagene japanische Elektronikgigant Toshiba muss für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordverlust von 350 Milliarden Yen (2,7 Milliarden Euro) verkraften. Wie das Unternehmen heute, Freitag, bekannt gab, will man zur Sanierung nun frisches Geld in der Höhe von umgerechnet 3,7 Milliarden Euro aufnehmen.
Geschehen soll dies mit der Ausgabe von 4.893 neuen Aktien und Anleihen. Vor allem die Chipsparte mit ihrem Preisverfall und Überkapazitäten macht dem Großkonzern schwer zu schaffen. Als Grund für die schlechten Zahlen gab Toshiba Wertberichtigungen auf Steuerguthaben an. Es sind die ersten roten Zahlen nach sieben Jahren. 2008 verbuchte der Konzern noch 127,4 Milliarden Yen Reingewinn.

"Toshiba hat im Vergleich zu Konkurrent Sony beispielsweise eine viel stärker differenzierte Produktpalette, die sich vom Medical-Segment und Atomkraftanlagen bis hin zu Fernsehern erstreckt. In Zeiten der tiefsten Rezession seit Jahren ist es für das Management alles andere als einfach, gegenzusteuern", unterstreicht Erste-Bank-Analyst Hans Engel. Das Mittel der Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Restrukturierung Toshibas sieht Engel vor allem aufgrund der derzeit nur geringen Eigenkapitalquote von 13,9 Prozent kritisch. Dass Toshiba aber etwas an seiner operativen Leistung arbeiten muss, steht für den Experten außer Frage. Reagieren will das Konzernmanagement auf die Geschäftsmisere mit einem weiteren Jobabbau von 3.900 Stellen. Im Januar 2009 wurden bereits 4.500 Arbeitsplätze abgebaut.

Aktivitäten mit Lithium-Ionen-Akkus sollen ausgebaut werden.

Nach dem südkoreanischen Erzrivalen Samsung ist Toshiba der zweitgrößte Hersteller von NAND-Flashspeichern. Wie heute bekannt wurde, verbuchte man für das vierte Quartal von Januar bis März dieses Jahres einen operativen Verlust von 74 Milliarden Yen. Noch vor einem Jahr erzielte Toshiba einen Gewinn von rund 116 Milliarden Yen.
Angesichts der eingetrübten Wirtschaftsdaten geht das Unternehmen davon aus, im Geschäftsjahr 2009/2010 einen operativen Gewinn von 100 Millionen Yen zu erwirtschaften. Um dieses Ziel zu realisieren, soll nun drastisch auf die Kostenbremse gedrückt werden. "Dass sich Toshiba eher auf seine Kerngeschäftsbereiche konzentrieren sollte, sagt sich so einfach. Die Größe und nicht zuletzt der Traditionalismus der Japaner macht dies aber schwierig", so Engel.

Toshiba hat indes jedoch angekündigt, seinen Schwerpunkt hin zu relativ stabilen Sparten wie dem Kraftwerksbau zu verlagern. In diesem Bereich konkurriert Toshiba wie auch im Bereich Medizintechnik mit Siemens. Einen Ausbau seiner Aktivitäten hat das Management auch im Segment mit Lithium-Ionen-Akkus angekündigt. Neben dem profitablen Geschäft der Akkus für Notebooks sieht man auch für Elektro-Auto-Akkus günstige Umsatzmöglichkeiten.
Die Aufwändungen für das schwache Chipsegment will Toshiba in naher Zukunft zurückfahren. Neben dem anhaltende Preisverfall bei Speicherchips macht Toshiba auch das PC-Geschäft zu schaffen. Schwierig hierbei sind vor allem anhaltende Überkapazitäten im Markt, die Anpassungen erfordern. (pte) / (bw)