Außenseiter-Handy im Test

Toshiba TG01

23.06.2009 von Yvonne Göpfert
Mit GPS, Gigahertz-Prozessor und großartigem Display will das Toshiba-Smartphone TG01 den deutschen Markt erobern. Ob die Technik überzeugt, klärt der Test.

Display mit Kino-Charakter

Wer lange in der Bahn sitzt und sich dabei gern die Zeit mit Videoschauen vertreibt, braucht ein Handy mit möglichst großem Display. Denn schließlich sollen rasante Actionsszenen auch im Detail noch deutlich erkennbar sein. Anwender mit diesen Ansprüchen werden sich über den 4,1 Zoll großen Bildschirm des Toshiba TG01 freuen. Für längeres Videoschauen ist das TG01 nämlich prima geeignet. Nur wer genauer hinsieht, stellt bei großen Farbflächen immer mal wieder kastenförmige Farbübergänge fest oder stört sich an einem Kontrast, der etwas stärker sein könnte.

Gigahertz-Prozessor

Während das Display also insgesamt überzeugt, bleibt das zweite top Merkmal des TG01, der 1-GHz-Prozessor hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der Prozessor scheint nicht optimal auf das Betriebssystem und die Software abgestimmt zu sein. Die Folge: Anwendungen öffnen zum Teil recht träge. So dauert es etwa drei Sekunden, bis das Handy per Lagesensor die Darstellung von Hoch- auf Querformat ändert. Die Kamera braucht beispielsweise fünf Sekunden, bis der Anwender das erste Foto machen kann. Zum Vergleich: Das iPhone 3G S bietet nur einen 600-MHz-Prozessor, arbeitet aber wesentlich schneller beim Öffnen von Applikationen.

Menüführung im Streifenlook

Interessant gestaltet hat Toshiba die Menüführung. Die Startseite wird von drei Längsstreifen verziert, die an Aktenordner erinnern. Jeder dieser Streifen steht quasi für eine Akte, also für einen Funktionsbereich. Insgesamt gibt es derer acht: Telefon, Medien, Einstellungen, Anwendungen, Internet, Nachrichten, Extras und Player. Mit einem Fingerwisch kann der Anwender durch die Aktenstreifen blättern, diese bewegen sich dadurch wie Lamellen eines Vorhangs.

Die Streifen lassen sich in ihrer Reihenfolge und in ihrer Farbgebung beliebig ändern und bieten damit viel Spielraum für persönliche Vorlieben. In jede Spalte kann der Nutzer wiederum bis zu zehn weitere Funktionen legen. Damit kommt er sehr schnell zu den am häufigsten genutzten Funktionen, indem er entweder mit einem Fingerstreich von rechts nach links blättert und eine der acht Spalten aufruft oder indem er mit dem Finger nach unten wischt und eine Funktion innerhalb einer Spalte startet. Das Konzept ist anfangs gewöhnungsbedürftig, zumal der Touchscreen immer mal wieder hakt. Bedauerlich ist zudem, dass Toshiba nur der obersten Menüebene eine eigene Menüführung spendiert hat. Hat der Anwender die Toshiba-Startebene verlassen, landet er in den Tiefen des nüchternen Windows Mobile 6.1. HTC hat hier vorgemacht, wie es geht: das Bedienkonzept "Touch Flo" geht inzwischen schon über mehrere Ebenen und bereichert Windows Mobile durch eine grafisch aufbereitete Menüführung.

Wer sich mit dem bunten Streifenkonzept von Toshiba nicht so recht anfreunden kann, kann sich über das Windows-Icon oben rechts im Menü in die klassische Ansicht von Windows Mobile klicken.

Gefragt: Fingerspitzengefühl

Neue Benutzeroberfläche auf dem Toshiba TG01

Trotz Kalibrierung noch etwas holprig gestaltet sich die Fingerbedienung des Windows Mobile-Gerätes. Wer durchs Menü scrollen will, startet oft eine Anwendung, ohne es zu wollen. Ebenfalls problematisch ist der schnell vollgelaufene Arbeitspeicher von Windows Mobile. Da das Betriebssystem alle weggeklickten Programme im Hintergrund weiterarbeiten lässt, erscheint auf dem Bildschirm regelmäßig die Warnung, man möge doch ein paar Anwendungen schließen. Das kann man mit dem Task-Manager tun. Denn dort sind alle laufenden Programme gelistet und lassen sich schnell beenden. Glücklicherweise hat Toshiba den Zugriff erleichtert: Er öffnet sich - jedenfalls meistens - wenn der Anwender auf die Rückseite des TG01 klopft. Am besten klappt es übrigens, wenn man ziemlich weit oben pocht.

Die Gestensteuerung erstreckt sich nicht nur auf unterschiedliche Streichbewegungen mit dem Finger. Toshiba erlaubt dem Nutzer des TG01 zusätzlich das Annehmen und Beenden von Anrufen durch Schütteln des Smartphones. Auf dem gleichen Weg kommt man auch immer wieder zum Startbildschirm zurück. Doch auch diese Gesten funktionieren nicht hundertprozentig.

Altbackene Kamera

Die Kamera im TG01 ist ihrer Zeit etwas hinterher. Sie macht Aufnahmen mit 3 Megapixeln Auflösung und stellt per Autofokus scharf. Motivprogramme darf der Nutzer nicht erwarten. Auch einen LED-Blitz zum Aufhellen der Szenerie hat Toshiba nicht eingebaut. Damit reduziert sich der Einsatz der Kamera in der Praxis auf Tagaufnahmen. Die Bildqualität ist dann ganz ok, große Bildflächen zeigen dennoch ein sichtbares Bildrauschen. Wer zur Erinnerung die GPS-Daten des Ortes aufnehmen möchte, wird enttäuscht. Obwohl im TG01 ein GPS-Chip steckt und navigieren von A nach B möglich ist, bietet die Kamera kein Geotagging. O2, der Exklusivanbieter des TG01, hat eine Testversion der Navigations-Software CoPilot vorinstalliert.

Fleißig war Toshiba bei der Auswahl aufgespielter Software. Neben dem Windows Media Player haben die Japaner beispielsweise den Core Player aufgespielt. Videos sehen allerdings im Windows Media Player einen Tick besser aus. Interessantes Phänomen am Rande: Wer den Core Player und den Windows Media Player zugleich aktiviert, kann zwei Songs gleichzeitig anhören. Die Töne überlagern sich nämlich.

Auch im Office-Bereich bietet das TG01 nützliche Anwendungen. Neben Push-E-Mail und Outlook-Kalender gehören der pdf-Reader von Adobe und Microsoft Office Mobile mit Word, Excel und Powerpoint zur Standardausstattung des Windows-Mobile-Smartphones. Powerpoint-Dateien lassen sich auf dem Smartphone aber nur ansehen, nicht überarbeiten. Dank des großen Bildschirms ist es sehr angenehm, Dateien unterwegs zu bearbeiten. E-Mails tippen geht ebenfalls gut von der Hand, nur manchmal muss ein Buchstabe, der zum Rand hin liegt, erneut gedrückt werden, weil der Touchscreen nicht gleich reagiert.

Internet Explorer Mobile ohne Flash-Darstellung

Glatt und schlicht: die Rückseite des Toshiba TG01
Foto: Toshiba

Beim Browser setzt Toshiba auf den wenig komfortablen Internet Explorer. Er soll Seiten wie auf dem PC darstellen. So erscheinen weder von der Webseite von Spiegel online noch von der von PC Welt die gekürzte, mobile Variante, wenn der Nutzer unter dem Menüpunkt "Anzeige" Die Einstellung "Desktop" wählt. Mit dem integrierten Flash Lite soll der Microsoft-Browser auch in der Lage sein, neben YouTube-Videos auch andere Flash-Seiten abzubilden. Auf unserem Testgerät erschien bei Aufruf verschiedener Flashseiten jedoch nur eine Fehlermeldung.

Telefongespräche klingen etwas dumpf, sind aber im Großen und Ganzen alltagstauglich. Nur via Freisprecher und Headset wird das Gespräch leicht abgehackt übertragen. Direkt am Ohr tönt der Gesprächspartner ein bis zwei Nuancen tiefer als in Natura.

Fazit

Als mobiles Büro und zum Videoschauen ist das TG01 bestens geeignet. Auf dem großen Bildschirm sind kleinzeilige Excel-Dateien ebenso mühelos zu lesen wie actionreiche Explosionen in einem Video zu erkennen sind. Mit zwei Media-Playern, Standard-Office-Software und einer vernünftigen Aufgaben-, Kontakte- und Terminverwaltung kommt der Anwender gut durch den Alltag.

Nicht ganz optimal ist die Benutzerführung gelöst. Die Bedienung mit der Hand hakt immer wieder, teilweise reagiert der Bildschirm überhaupt nicht, dann wieder zu sensibel. Kurz: Die Abstimmung zwischen Betriebssystem und Hardware verträgt noch ein Finetuning.

Alle Testergebnisse und die technischen Daten des Handys TG01 von Toshiba finden Sie auf der nächsten Seite dieses Tests.

Testergebnisse und Technische Daten

Toshiba TG01

Gesamtnote

befriedigend (2,90)

Anbieter

Toshiba

Weblink

www.toshiba-europe.com/mobile/

Preis (Hersteller-UVP)

500 Euro

BEWERTUNG (0-100 Punkte)

Punkte

Handy-Basics (30%)

67

Handhabung (25%)

38

Ausstattung (20%)

84

Multimedia (15%)

73

Connectivity (10%)

59

Gesamtwertung

62 von 100

DIE TECHNISCHEN DATEN des Toshiba TG01

Handy-Basics

Größe

130 x 70 x 9,9

Gewicht

127 Gramm

Formfaktor

Riegel

Betriebssystem

Windows Mobile 6.1

Prozessor

1 GHz

Besonderheiten

Akku-Laufzeit

Stand-by-Zeit im GSM-Netz in Stunden

276 Stunden

Gesprächszeit im GSM-Netz in Minuten

300 Minuten

Stand-by-Zeit im UMTS-Netz in Stunden

k. A.

Gesprächszeit im UMTS-Netz in Minuten

k. A.

Netze

GSM 900

ja

GSM 1800

ja

GSM 1900

ja

GSM 850

ja

EDGE

ja

UMTS

ja

HSDPA

ja

Display

Größe

53 x 89 Millimeter

Auflösung

480 x 800 Pixel

Touchscreen

ja

Handhabung

Mechanische QWERTZ-Tastatur

nein

Ruftonzuordnung pro Kontakt oder Kontaktgruppe

ja

Profile

nein

Flugzeug-Modus

ja

Ausstattung

Schnittstellen

Bluetooth

ja

USB

ja

WLAN

ja

2,5- oder 3,5-Millimeter-Klinkenstecker

nein

Speicher

RAM

256 MB

ROM

512 MB

Speichererweiterung

ja

Speicherkarte im Lieferumfang

ja

GPS

GPS-Chip

ja

Navigationssoftware

Testversion CoPilot

Multimedia

Fotos

Auflösung

2048 x 1536 Pixel

Autofokus

ja

Makro

nein

Motivprogramme

nein

Bildstabilisator

nein

Optischer Zoom

nein

Videos

Auflösung

640 x 480 Pixel

Bildstabilisator

nein

Musik

Anzahl Formate

7

Headset im Lieferumfang

ja

UKW-Radio

nein

Connectivity

Browser

ja

Push-E-Mail

ja

E-Mail-Anhänge

ja

Instant Messaging

ja