Auch wenn es viele Nutzer noch nicht wahr haben wollen oder empört abstreiten, dass sie jemals daran denken würden, ihre Daten der Cloud anzuvertrauen: Die Arbeit mit und in der Cloud ist heute alltäglich. Das gilt natürlich ganz besonders bei mobilen Anwendungen, deren Einsatz ohne die Unterstützung durch große Speicher in den Rechenzentren der Provider nur schwerlich möglich wäre.
Aber auch auf den "normalen" PCs gehört der Einsatz von Lösungen wie Dropbox oder die Verwendung der Windows Live-Programme schon häufig zum Standard. Die Werkzeuge und Ergänzungen, die wir hier vorstellen, bieten Erweiterungen und Ergänzungen zu gängigen Cloud-Lösungen oder ermöglichen es den Anwendern sogar, die komplette eigene "Wolke" zu betreiben.
Zusammenarbeit über Grenzen hinweg: Google Cloud Connect
Wenn es um das Arbeiten in der Cloud und ganz besonders auch um die Zusammenarbeit via Browser und Webseiten geht, dann darf natürlich Google mit seinen Lösungen nicht fehlen. Aber es sind nicht nur die Google Docs, die hier dem Anwender zur Verfügung stehen. Mit Hilfe von Google Cloud Connect werden auch "ganz normale" Office-Anwendungen ohne Windows Live oder Office 365 sofort Cloud-tauglich.
Vorteile des Einsatzes von Google Cloud Connect:
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Schnelle, einfache Installation, die in den Test zuverlässig funktionierte.
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Voll lokalisierte, kostenlose deutsche Version
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Synchronisation, Freigabe sowie gemeinsames Arbeiten an Dokumenten über das Web auch mit normalen Microsoft Office Anwendungen möglich.
Nachteile des Einsatzes von Google Cloud Connect:
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Ohne ein Google-Konto geht hier überhaupt nichts - wer sich mit den Nutzungsbedingungen des Suchmaschinen-Riesens aus den USA nicht anfreunden kann oder Google generell nicht traut, sollte diese Software nicht verwenden.
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Die Daten werden auf den Google-Servern gehostet - es ist für den Anwender nicht eindeutig feststellbar, in welchem Land sich seine Daten in einem Rechenzentrum abgespeichert werden.
Fazit:
Wie viele andere kostenlose Lösungen von Google überzeugt auch Google Cloud Connect durch die einfache Art sowohl bei der Installation als beim Einsatz der Software: Auch für unbedarfte Anwender wird es so leicht, Word-, Excel- und PowerPoint-Dateien zu synchronisieren oder gemeinsam zu bearbeiten. Ein großes ABER bleiben sowohl die Nutzungsbedingungen des amerikanischen Konzerns als auch das Unbehagen der Anwender, die ihre Daten durch den Einsatz einer solchen Lösung diesem Konzern überantworten.
Datenverschlüsselung mit BoxCryptor
Ganz gleich welchen Sicherheitsexperten man heute zur der Thematik Datensicherheit und Cloud-Anwendungen befragt, bei einer Aussage sind sich alle einig: Wer Daten auf einem Server in der Cloud ablegt, sollte diese verschlüsseln - und zwar am besten auf seinen eigenen Systemen. Zwei Software-Werkzeuge sind angetreten, genau diesem Anspruch für die Speicherung der Daten bei Dropbox zu erfüllen: BoxCryptor und SecretSync. Beiden Anwendungen ist es gemein, dass sie bis zu einer bestimmten Datenmenge kostenfrei zur Verfügung stehen und sich auf die Verschlüsselung von Daten für Dropbox spezialisiert haben.
Vorteile beim Einsatz BoxCryptor:
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Einfach zu bedienende freie Lösung, die Dateien einzeln verschlüsseln und beispielsweise dann in einem Dropbox-Ordner anlegen kann.
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Verschlüsselung sehr sicher durch den Einsatz von AES-256 (Advanced Encryption Standard)
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Gute Einbindung in Windows durch Bereitstellung eines virtuellen Laufwerks mit Laufwerksbuchstaben.
Nachteile beim Einsatz von Box Cryptor:
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Obwohl die Webseite mit dem Slogan "Security made in Germany" wirbt, steht die Software nur in englischer Sprache zur Verfügung.
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Freie Version kann nur bis zu einem Verschlüsselungsvolumen von 2 GByte und mit einem einzigen Container verwendet werden.
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Anbieter wird mit "Multi-Plattform-Unterstützung", aber Anwender mit MacOS- und Linux-Systemen müssen auf das Open-Source-Tool EncFS (Encrypted Filesystem) zurückgreifen, wenn sie an die verschlüsselten Dateien wollen.
Fazit:
Wer Dropbox unter Windows einsetzt und eine sichere Verschlüsslungslösung sucht, die zudem einfach zu bedienen ist, der wird hier sicher fündig. Sehr schön auch, dass der Anwender ebenfalls von einem Android- oder iOS-Gerät aus auf die verschlüsselten Dateien zugreifen kann. Unverständlich bleibt, warum Sicherheit "Made in Germany" nur mit englischer Oberfläche angeboten wird und dass die Multi-Plattform-Strategie sich bei MacOS und Linux darauf beschränkt, dass die Anwender mit einer anderen Open-Source-Lösung auf die Dateien zugreifen können. Wenigsten stellt der Anbieter in seinem Blog entsprechende Erläuterungen zur Verfügung.
Datenverschlüsselung mit SecretSync
Grundsätzlich bietet unser nächstes Software-Tool die gleichen Features, wie sie schon von der zuvor besprochenen Lösung BoxCryptor angeboten werden - allerdings schlägt SecretSync der amerikanischen Firma CompletelyPrivateFiles, die sich auf die Verschlüsselung und sichere Übertragung von Online-Daten spezialisiert hat, einen etwas anderen Weg ein: Hier kommt kein virtuelle Container sondern eine sogenannter Pipeline-Ordner für die Weiterleitung der Daten zum Einsatz.
Vorteile beim Einsatz von SecretSync:
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Einfache Installation, Programm legt automatisch Links an, die dem Anwender den Zugang erleichtern.
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Automatische Synchronisation mit Dropbox, wobei die Daten den eigenen PC nur verschlüsselt (AES-256) verlassen.
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Steht für Windows, MacOS X und Linux (Ubuntu) zur Verfügung.
Nachteile beim Einsatz von SecretSync:
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Software funktioniert nur mit installiertem Java
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Die Lösung steht nur in englischer Sprache zur Verfügung
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Sicherheits-Token kommt von einem amerikanischen Server
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Keine Unterstützung mobiler Systeme wie iOS oder Android.
Fazit:
Genau wie beim BoxCryptor kann auch diese Software in der freien Version nur 2 GByte an Daten mit Hilfe von AES-256 verschlüsseln - für einen Dropbox-Account in der Regel vollkommen ausreichend. Sie steht ebenfalls ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung und auch das zum Betrieb benötigte Sicherheits-Token kommt von einem amerikanischen Server. Wer mit diesen Einschränkungen leben kann, bekommt mit dieser freien Lösung eine leicht zu bedienende Verschlüsselungssoftware, an der uns die gute Multi-Plattform-Unterstützung gefallen hat -es fehlt nur Unterstützung für die Smartphones.
Cloud-Speicher im Überblick: Gladinet Cloud Desktop
Wer sich im Internet etwas umschaut, der wird eine ganze Reihe großer und kleinere Anbieter finden, die Speicherplatz im Internet in den unterschiedlichen Größen und Ausprägungen zur Verfügung stellen. Schwierig wird es für die Anwender spätestens dann, wenn sie diese unterschiedlichen Speicherplätze "unter einem Hut bringen" wollen: Auf viele Angebote lässt sich nur mit einem speziellen Client des Anbieters oder umständlich aus dem Browser zugreifen. Hier hilft der Gladinet Cloud Desktop. Dabei schafft es diese Lösung sogar, den Windows Live Skydrive problemlos in den Windows Explorer zu integrieren - was ansonsten nur sehr umständlich zu erreichen ist.
Vorteile beim Einsatz des Gladinet Cloud Desktop:
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Fast sämtliche Speicherangebote in der Cloud können mit Hilfe der Lösung mittels virtueller Verzeichnisse direkt in den Windows-Explorer integriert werden.
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Schon die freie Version der Software bietet umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten.
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Auch "Standard-Speicher" wie FTP-Server werden entsprechend integriert.
Nachteile beim Einsatz des Gladinet Cloud Desktop:
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Backup-Fähigkeiten stehen nur mit der kostenpflichtigen Professional-Lizenz zur Verfügung.
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Nur in englischen Sprache
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Kleine Ungereimtheiten: Verzeichnisse auf Google-Docs werden nicht angezeigt/montiert, weil der Cloud Desktop bestimmte Sonderzeichen nicht unterstützt, mit denen Google-Docs keine Probleme hat
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Deinstallation nicht vollständig
Fazit:
Insgesamt ist der Gladinet Cloud Desktop eine Lösung, die schon in der freien Version die Arbeit mit den unterschiedlichen Speicherbereichen bei den verschiedenen Providern deutlich erleichtern kann. Auch die geschickt gelöste Integration in die Windows-Oberfläche hat uns gut gefallen. Leider steht auch diese Software, wie so viele Lösungen für Cloud-Anwendungen, nur in englischer Sprache zur Verfügung.
Gestört haben uns bei der freien Versionen einige kleiner Probleme, wie das Unvermögen Verzeichnisse zu montieren, deren Namen einige Sonderzeichen enthielten und vor allen Dingen die Tatsache, dass eine Deinstallation nicht vollständig durchgeführt wurde: Bei einer Neuinstallation konnte der Gladinet Cloud Desktop sofort wieder auf alle Passwörter der vorherigen Installation zugreifen - so waren also nicht sauber und vollständig aus der Registry entfernt worden!
Die eigene Cloud bauen mit ownCloud
Zum Abschluss dieses Beitrags möchten wir noch auf einen etwas anderen Aspekt des Cloud-Computing und damit verbundene Werkzeug eingehen: Software, die es auch dem "normalen" Anwender erlaubt, seine eigene Cloud einzurichten. Für IT-Profis sollte es grundsätzlich kein Problem sein, einen entsprechenden Dienst für ihre Anwender und Kollegen einzurichten.
Anwender, die eine gewisse Linux-Affinität und -Erfahrung besitzen, sollten dafür unbedingt einen Blick auf die Seite des "ownCloud"-Projekts werfen: Mit dieser Software werden einem Nutzer alle nötigen Softwarewerkzeuge zur Verfügung gestellt, um seine Cloud zu erstellen und auch zu betreiben. Dabei funktioniert die Software sowohl auf einem eigenen Server als auch auf gemieteten Web-Space, wie man ihn günstig bei den meisten Providern mieten kann.
Vorteile des Einsatzes von ownCloud:
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Anwender hat die völlige Freiheit, seine Cloud-Umgebung nach seinen Wünschen zu gestalten. Installation auch auf gemieteten Web-Space mit PHP-Unterstützung und MySQL-Datenbank möglich.
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Projekt wird durch eine aktive Community unterstützt und aktuell weiterentwickelt.
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Sprachunterstützung auch in Deutsch.
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Open-Source-Software
Nachteile des Einsatzes von ownCloud:
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Trotz der vielen Anleitungen und Hilfen erfordern Einrichtung und Betrieb von ownCloud einige Kenntnisse - vor allen Dingen Linux-Knowhow sollte vorhanden sein.
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Die Einrichtung auf einem eigenen Server fordert entsprechende Sicherheitseinrichtungen und eine Wartung durch einen Administrator.
Fazit:
Die Lösung ownCloud ist gelungen und wer nur ein wenig Affinität zum Installieren und Betreuen eigner Software hat, findet hier eine Lösung, die ihm viele Möglichkeiten eröffnet. Besonders gut erscheint uns die Kombination von ownCloud und entsprechend günstigem Web-Space - auf diese Art ist die eigene Cloud-Plattform schnell aufgesetzt. Allerdings sollte man sich doch wenigsten ein wenig mit Linux auskennen, um eine allzu steile Lernkurve am Anfang zu vermeiden.
Die eigene Cloud bauen mit BDrive
Wer aber trotzdem den eigenen "Cloud-Server" aufsetzen möchte und weder die Muße noch die Lust verspürt, sich in die Künste der Linux-Installation und -Betreuung einzuarbeiten, sollte sich einmal die amerikanische Software BDrive anschauen, die von der gleichen Firma angeboten wird, die auch das populäre Tool NetDrive entwickelt hat. Auch diese Software ermöglicht es, auf dem eigenen Windows- oder MacOS-System quasi einen "Cloud-Server" einzurichten und dann entsprechende Verzeichnisse über das Netz für den BDdrive-Client freizugeben.
Vorteile des Einsatzes von BDrive:
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Schnelle, unkomplizierte Installation der freien Software. Anwender muss beispielsweise keine Veränderungen an der Firewall vornehmen.
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Zugriff auch von mobilen Clients unter Android oder iPhone/iPad aus problemlos möglich.
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Server kann sowohl auf Windows- als auch auf MacOS X-Systemen installiert werden.
Nachteile des Einsatzes von BDrive:
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Der Hersteller will diese Version nur noch bis Ende des Jahres 2012 anbieten und sie nicht mehr weiterentwickeln. Deshalb wird wohl auch der angekündigte Mac-Client nicht mehr erscheinen.
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Die einfache Installation ist ein Sicherheitsrisiko - der Server öffnet einen Weg durch die Firewall und über ein NAT-Gateway hinweg - Systemadministratoren werden solch eine Lösung nicht allzu gerne in ihrem Netz wissen.
Fazit:
Die Software BDrive zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie leicht es sein kann, seine eigene kleine "Quasi-Cloud" einzurichten und dann mittels eines speziellen Clients direkt über das Internet hinweg darauf zuzugreifen. Vom Standpunkt der Systemsicherheit aus ist diese Software sicher mit Vorsicht zu genießen: Wenn ein solcher Server in einem größeren Netz wirklich zum Einsatz kommen sollte, so sollte er dann doch in der DMZ (Demilitarisierten Zone) des Netzes zu finden sein. Aber für die schnelle kleine Installation ist die Software ideal - nur schade, dass der Anbieter diese Lösung nicht mehr weiterentwickeln sondern sich lieber auf reine Cloud-Dienste konzentrieren möchte. (mhr)