Die meisten IT-Verantwortlichen kümmern sich nicht um das Power-Management ihrer Rechnerumgebungen, kritisieren die Analysten von Forrester Research. Damit würden sie jedoch Chancen vergeben, Stromkosten in ihren Unternehmen zu senken. Forrester hatte 91 IT-Manager aus mittelständischen und großen Firmen befragt. Lediglich 13 Prozent gaben an, flächendeckend den Stromverbrauch der eigenen PCs zu überwachen und zu optimieren. 40 Prozent der Befragten erklärten, ein entsprechendes Power-Management in Teilen eingeführt zu haben beziehungsweise sich gerade in der Pilotphase zu befinden. Mit 48 Prozent kümmert sich knapp die Hälfte der IT-Manager nicht um den Stromverbrauch der eigenen PCs, will das Thema allerdings prüfen. Weitere neun Prozent sagten, auch in Zukunft nicht an dem Thema interessiert zu sein.
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Der Hauptgrund, warum IT-Verantwortliche den Stromverbrauch nicht im Blick hätten, sei, dass sie nicht für die damit verbundenen Kosten verantwortlich seien, sagt Forrester-Analyst Doug Washburn. Darüber hinaus würden PC-Anwender laut Bekunden der IT-Manager keine Produktivitätseinbußen im Zusammenhang mit Stromsparmaßnahmen tolerieren. Außerdem sei ein Großteil der Verantwortlichen in den IT-Abteilungen nicht darüber im Bilde, welche Strategie und Regeln das eigene Unternehmen in Sachen Energiesparen verfolge. Unklare Vorstellungen, wie viel Strom überhaupt mit einem PC-Power-Management eingespart werden könnten, sind ein weiterer Grund für die zögerliche Haltung. Andere Untersuchungen bestätigen die Forrester-Umfrage. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency schätzt beispielsweise, dass lediglich zehn Prozent der in den USA betriebenen PCs unter einem aktivierten und funktionierenden Power Management laufen.
Dabei zeigen die Erfahrungen von Anwendern, dass sich mit Hilfe von Power Management der Stromverbrauch in PC-Umgebungen deutlich reduzieren lässt. Forest Miller, der für die Kosten von 11.500 PCs in einem Schulbezirk in Redmond im US-Bundesstaat Washington verantwortlich ist, nutzt dafür ein Tool des Softwareherstellers Verdiem aus Seattle. Damit lassen sich beispielsweise alle PCs nach 20 Minuten Rechenpause automatisch in einen Schlafmodus versetzen. Die Client-Verwaltung funktioniert dabei mit Hilfe einer zentralen Management-Konsole, über die die entsprechenden Regeln festgelegt werden können. Unter dem Strich lohnt sich Miller zufolge das Werkzeug. Im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Nutzungsvertrags zahlt die Schulbehörde 25.000 Dollar jährlich an Verdiem. Auf der anderen Seite der Bilanz konnte der Stromverbrauch um 3,66 Millionen Kilowattstunden gesenkt werden, berichtet der Manager. Die damit verbundenen Kosten hätten sich um über 250.000 Dollar jährlich reduziert.
Die Analysten von Gartner taxieren das Einsparpotenzial in einem Unternehmen mit etwa 2500 Rechnern ohne Power-Management auf über 43.000 Dollar jährlich. Bislang hätten sich die Stromspar-Initiativen der IT-Abteilungen hauptsächlich auf die Rechenzentren konzentriert, berichtet Gartner-Analystin Frederica Troni. Darüber hinaus könnten aber auch Maßnahmen im PC-Umfeld einen signifikanten Beitrag dazu leisten, die Stromkosten des IT-Equipments zu reduzieren. Troni empfiehlt den Anwenderunternehmen Tools für das PC-Power-Management. Verhaltensregeln, was beispielsweise das Abschalten von Rechnern und Monitoren betrifft, seien dagegen kaum praktikabel und deutlich weniger effizient. Wenn sich alle Mitarbeiter daran hielten, könnten Unternehmen ihren Stromverbrauch zwar auch deutlich senken, im Firmenalltag sei dies aber praktisch nicht durchzusetzen. Außerdem könnten Abschaltregeln mit Wartungs- und Patch-Arbeiten kollidieren.
Um das richtige Werkzeug für die PC-Verwaltung zu finden, sollten die Verantwortlichen zunächst die Funktionen der klassischen Lifecycle Management Tools prüfen. Gartner-Analyst Terrence Cosgrove geht davon aus, dass die Anbieter ihre Verwaltungs-Suiten in Zukunft sukzessive um Power-Management-Funktionen erweitern werden. Sollten die Funktionen nicht ausreichen, gilt es, Management-Software von Spezialanbietern unter die Lupe zu nehmen.
Das sollten Power-Management-Tools können
Bei der Auswahl des Software-Tools sollten die Anwenderunternehmen Gartner zufolge auf folgende Punkte achten:
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Stromverbrauch messen: Das Tool sollte exakt anzeigen, wie viel Strom die einzelnen PCs verbrauchen. Außerdem sollten die Anwender ablesen können, um welches Maß sich der Stromverbrauch durch den Einsatz von Stromsparmaßnahmen verringert hat.
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Energieprofile erstellen: Kernaufgabe jedes Power-Management-Tools ist das Erstellen von Energieprofilen für die verwalteten PCs. Administratoren können damit Regeln einstellen, wann oder unter welchen Bedingungen ein Rechner in welchen Status umschalten soll. Beispielsweise können alle PCs ab einer bestimmten Uhrzeit in den Ruhemodus wechseln oder ab einer bestimmten Zeit ohne Aktivität des Nutzers wird das System in einen energiesparenden Status versetzt. Das Tool sollte die Profile möglichst granular einstellen können, beispielsweise welche Teile eine Rechners in den Ruhemodus gefahren werden (Festplatte, CPU, Monitor) und bei welchen Rechnergruppen beziehungsweise Einzel-PCs bestimmte Profile gelten. Außerdem sollte das Management-Werkzeug flexibel sein und verschiedene Profile für einen einzelnen Rechner zulassen, beispielsweise je nach Tageszeit.
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Aktivität protokollieren: Das Management-Werkzeug sollte genau aufzeichnen, wie lange sich ein Rechner in welchem Status befindet: ausgeschaltet, Stand-by, Schlafmodus oder volle Aktivität. Idealerweise ist es möglich, auch die Stati des Monitors mit einzubeziehen. Geben Anwender darüber hinaus noch Informationen zu Stromverbrauch und Stromkosten ein, sollte das Tool in der Lage sein, ein Energieverbrauchsprofil für jeden einzelnen PC zu erstellen. Damit können Unternehmen besser kalkulieren, was welche Sparmaßnahmen bringen.
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Reports schaffen Durchblick: Alle Power-Management-Tools bieten den Nutzern ein gewisses Maß an Reporting. Zumindest sollte die Software anzeigen können, wie viel Energie eine bestimmte Aktion eingespart hat. In aller Regel lassen sich die Informationen auch für bestimmte Zeiträume, Abteilungen und sogar einzelne PCs abrufen.
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PCs aufwecken: In den meisten Unternehmen laufen Wartungs- und Supportarbeiten wie Software-Updates und Backups an den Rechnern außerhalb der offiziellen Büro- und Arbeitszeiten. Befinden sich die PCs dann aber im Ruhezustand, muss die IT-Abteilung die Möglichkeit haben, die Rechner zu aktivieren. Meist funktioniert das über die "Wake-on-LAN"-Funktion (WoL). Allerdings erfordert das Modifikationen bei der Router-Konfiguration, was wiederum Sicherheitsprobleme nach sich ziehen kann. Die Management-Tools sollten deshalb einen alternativen Mechanismus bieten, mit dem sich die PCs ohne große Manipulationen am Router aus dem Stromsparschlaf aufwecken lassen.
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Daten schützen: Manche Nutzer lassen Applikationen und Dokumente offen, wenn sie den Arbeitsplatz verlaet der PC in einen Schlafmodus um, sind diese Daten in aller Regel nicht gefährdet. Kommt es allerdings zu Wartungsarbeiten, die einen Neustart erfordern, kann es zu Datenverlusten kommen. Das Management-Tool sollte daher Funktionen mitbringen, die automatisch erkennen, ob Anwendungen und Dateien geöffnet sind, und in einem zweiten Schritt möglicherweise gefährdete Informationen sichern, bevor der Rechner neu bootet.
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Schlaflose Rechner heilen: Bei manchen Windows-Rechnern gibt es das Phänomen, dass sie partout nicht in den Schlafmodus wechseln wollen. Die Gründe dafür sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar: Fehler in Appliktionen oder Treiberkonflikte können dem System ständige Aktivität vorgaukeln und damit den Wechsel in einen Ruhemodus verhindern. Manche Management-Suiten beinhalten Werkzeuge, um derartige Fehler und Konflikte aufzuspüren und zu beheben.
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Power-Management außer Kraft setzen: Das Power-Management-Tool sollte eine Funktion besitzen, mit der Anwender die Regeln für eine bestimmte Zeit außer Kraft setzen können, beispielsweise wenn eine Präsentation oder komplexe länger dauernde Computing-Prozesse wie beispielsweise das Rendern von Videos nicht unterbrochen werden sollen. Darüber hinaus könnte über Regeln definiert werden, dass bestimmte Applikationen nicht durch Ruhemodi unterbrochen werden dürfen.
Diese Produkte überwachen und steuern den Stromverbrauch
Gartner hat verschiedene Softwarewerkzeuge untersucht, mit denen Anwenderunternehmen das Energie-Management ihrer PC-Landschaften in den Griff bekommen können:
"Nightwatchman" von 1E: Das Tool ist Teil des "Power and Patch Management Packs", in dem zusätzlich noch das Wake-ob-LAN-Tool (WoL) "WakeUp" integriert ist. Der Hersteller integriert seine Lösung eng in Microsoft-Umgebungen mit dem "Systems Management Server" und dem "System Center Configuration Manager". Die aktuelle Version 5.5 funktioniert jedoch auch Stand-alone. Dafür hat 1E eine eigene Management-Konsole entwickelt.
"LANDesk Power Manager" von Avocent: Der Power-Manager der Avocent-Tochter LANDesk wird als Einzelprodukt und Teil der "LANDesk Management Suite" verkauft. Das Produkt bietet Basisfunktionen für das Energie-Management von PC-Landschaften. Durch die enge Integration in die Management Suite eignet es sich vor allem für LANDesk-Kunden.
"Power Management" von BigFix: Anwender können BigFix Power Management als Einzel-Tool betreiben oder als Teil des "BigFix Systems Lifecycle Management". Sie benötigen allerdings grundsätzlich für den Betrieb die "BigFix Enterprise Suite Architecture". Mit dem Tool lassen sich umfangreiche PC-Umgebungen verwalten. Es bietet eine reichhaltige Palette von Reports und lässt sich detailliert auf spezifische Parameter einstellen.
"Green IT Power Management" von Triumfant: Mit dem Power Management erweitert Triumfant seine PC-Management-Konsole, die bereits aus Werkzeugen für Inventarisierung, Rechnerkonfiguration und Security-Einstellungen besteht. Das Werkzeug profitiert von den bereits bestehenden Management-Funktionen der anderen Triumfant-Module, beispielsweise was die WoL-Möglichkeiten anbelangt.
"Power Save" von Faronics: Auch Faronics bietet neben Power Save mehr Verwaltungs-Tools für PC-Landschaften an ("Deep Freeze", "Anti-Executable", "WINSelect"). Alle Werkzeuge lassen sich über die zentrale Management-Plattform "Core Console" bedienen. Power Save bietet alle notwendigen Funktionen für das Energie-Management, hat aber Lücken beispielsweise, wenn es darum geht, automatisch geöffnete Dateien zu sichern und zu schließen.
"Surveyor" von Verdiem: Verdiem konzentriert sich mit Surveyor allein auf das Power-Management. Das Tool bietet ein übersichtliches User-Interface und flexible Möglichkeiten, spezielle Profile für PC-Gruppen oder Einzel-PCs zu erstellen. Neben Surveyor hat Verdiem mit "Edison" ein Tool im Programm, das sich Anwender kostenlos aus dem Netz herunterladen können und mit dem sie einen Überblick über den Energieverbrauch ihres Rechners erhalten und bestimmte Basisregeln für das Power-Management aufstellen können. Damit will der Softwarehersteller das Bewusstsein der Endanwender für das Energiesparen schärfen und die Akzeptanz für die damit zusammenhängenden Maßnahmen erhöhen.
Neben den kommerziellen Werkzeugen, gibt es auch ein Open-Source-Tool, das Windows-2000- und Windows-XP-Umgebungen um Energiesparfunktionen ergänzt:
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"EZ GPO" der Environmental Protection Agency: EZ GPO ist ein kostenloses Tool der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde. Das Werkzeug benötigt Windows Active Directory und ergänzt damit die Windows-Versionen 2000 und XP um Basisfunktionen für das Energie-Management. Windows Vista wird ausgespart, da hier diese Funktionen bereits im Betriebssystem integriert sind. Das Power-Management funktioniert über Group Policy Objects.
Darüber hinaus gibt es mit Dynamic Power Management ein Projekt der weltweiten Open-Source-Gemeinde, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Tools und Anwendungen für das Energiesparen auf Open-Source-Plattformen zu entwickeln.