Der Europa-Marktführer bei Navigationsgeräten TomTom ist im Schlussquartal des vergangenen Geschäftsjahres tief in die Verlustzone gerutscht. Wie der Konzern mitteilt, steht dem 107 Mio. Euro hohen Überschuss des vierten Quartals 2007 ein Minus von 989 Mio. Euro für 2008 gegenüber. Eigenen Angaben zufolge sind die Verluste des Vorjahres vorwiegend auf Abschreibungen aus der 2,9 Mrd. Euro teuren Übernahme des Digitalkarten-Anbieters TeleAtlas zurückzuführen. Im Gesamtjahr hinterließ der Kauf bei einem Umsatz von 1,67 Mrd. Euro ein Minus im Ergebnis von 873 Mio. Euro.
Den schlechten Vorzeichen zum Trotz manövriert die Branche dem Mitwerber Navigon zufolge relativ zielsicher durch die Krise. Demnach könne sich die Navigationsgeräte-Industrie von der Absatzkrise der Automobilbranche und der klassischen Zulieferer abkoppeln. "Wir verzeichnen eine nach wie vor stabile Nachfrage. Die wirtschaftliche Lage geht natürlich nicht unbemerkt am Navigationsmarkt vorbei. Allerdings ist die Situation der Automobilindustrie nicht eins zu eins übertragbar und bei weitem nicht mit der Navigationsbranche vergleichbar", meint Navigon-Sprecher Michael Hoffmann im Gespräch mit pressetext.
Bundesweit seien derzeit rund 25 Prozent der Autofahrer mit Navigationsgeräten ausgerüstet. "Da besteht noch Luft nach oben", betont Hoffmann. Zudem sei bereits eine steigende Nachfrage nach Geräten der zweiten Generation zu erkennen. Während Navigon zu Beginn des Vorjahres noch einen Marktanteil von rund fünf bis sechs Prozent vorwies, liegt das Unternehmen mit derzeit rund 20 Prozent nach eigenen Angaben bundesweit auf Platz zwei. In Europa belege man "den gefestigten dritten Rang", erklärt Hoffmann gegenüber pressetext. Seit Mitte 2007, als der Navigationsgeräte-Hersteller den Markt erstmals mit Komplettmodellen bereicherte, konnte er seine Marktanteile damit beständig ausbauen. Davor war Navigon ausschließlich mit Softwarelösungen vertreten. Mit einem europaweiten Marktanteil von 47 Prozent liegt TomTom derzeit noch unangefochten an der Spitze.
Neben der TeleAtlas-Übernahme hätten TomTom allerdings die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in Form niedrigerer Verkäufe belastet. Unter diesen Umständen warnt das Unternehmen sogar vor möglichen Schwierigkeiten bei der Kreditrückzahlung und zeigt sich im Ausblick skeptischer als etwa Navigon. Zwar gibt TomTom zu bedenken, dass ohne die TeleAtlas-Akquisition ein Gewinn von rund 70 Mio. Euro erzielt worden wäre. Damit hätte der Konzern dennoch einen Rückgang um knapp 40 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr verbucht. Das Unternehmen kündigte bereits Anpassungen an der Kostenbasis an. Wie sich die Maßnahmen äußern werden, ist derzeit noch nicht bekannt. (pte)