Im Zuge des Smartphone-Booms haben Internet-basierende Kommunikations-Apps die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, grundlegend verändert. Dabei stellen sie mit einfachen, benutzerfreundlicheren und vor allem günstigeren Kommunikationsmethoden den weltweiten Telekommunikationsmarkt auf den Kopf. Die neulich erfolgte WhatsApp-Übername durch Facebook - für sage und schreibe 19 Milliarden US-Dollar - zeigt eindrucksvoll, wie wichtig dieses Thema in der blühenden App-Economy geworden ist.
Wenn es darum geht, mit Freunden, Familie und Kollegen im Kontakt zu bleiben, sind die heute etablierten Dienste der IT-Riesen, allen voran Apple (iMessage und FaceTime), Microsoft (Skype), Facebook und Google (Hangouts), längst nicht die einzigen guten Alternativen. Denn immer mehr Startups widmen sich mit neuartigen Lösungen diesem zukunftsträchtigen Markt. Keine davon kann bei den Nutzerzahlen auch nur ansatzweise mit den Top-Diensten mithalten. Das stellt sicherlich die größte Hürde dar, die die Newcomer überwinden müssen. Doch auch WhatsApp, Skype, etc. haben mal ganz klein angefangen.
Im Folgenden führen wir einige vielversprechende Kommunikations-Apps für iPhone und iPad auf, die Sie vielleicht noch nicht kennen. Sie alle sind für iOS 7 und das iPhone 5 optimiert und haben das Potenzial, die Apps der Marktführer nicht nur ergänzen, sondern in einigen Fällen sogar komplett ersetzen zu können.
MessageMe
"MessageMe” konnte sich schnell als eins der wichtigsten Messaging-Startups positionieren. So zählt der erst im Jahr 2012 in San Francisco gestartete Online-Dienst nach eigenen Angaben bereits über acht Millionen Nutzer. Als direkte WhatsApp-Konkurrenz stellt MessageMe kostenlose Text-Chats in den Mittelpunkt. Diese werden um einige Nice-to-have-Funktionen ergänzt, die die Kommunikation "einfacher und lustiger” machen sollen. Dazu zählen beispielsweise die unter Jugendlichen angesagten Stickers, die der japanische Kommunikationsdienst Line bekannt gemacht hat und dazu dienen, Emotionen einfacher ausdrücken zu können. Hinzu kommt die Möglichkeit, nicht nur Fotos, sondern auch Video- und Audiodateien an einzelne Kontakte oder Gruppen senden zu können. Praktisch dabei: Youtube-Videos werden im Chat inline angezeigt.
Sprachen: Englisch, Deutsch, und viele mehr.
Weitere unterstützte Plattformen: MessageMe ist auch für Android erhältlich.
Preis: Die App ist nur für iPhone verfügbar und ist kostenlos.
Download: App Store-Link
Viber
"Viber” ist eine populäre VoIP-Anwendung, die sich mit über 300.000 Millionen Anwendern in der Praxis längst bewährt hat. Im Februar dieses Jahres wurde die Firma durch den japanischen Internetriesen Rakuten für rund 900 Millionen Dollar übernommen. Mit Viber kann man weltweit kostenlos telefonieren und Text-, Foto- und Videonachrichten verschicken. Seit neuestem kann man nicht nur andere Viber-Nutzer anrufen, sondern auch internationale Handy- und Festnetznummer. Damit konkurriert Viber direkt mit Skype, dem Pionier in diesem Bereich. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen beiden Diensten: Auch Viber stand wegen der massenhaften Sammlung von Daten über seine Nutzer und deren Bekannte immer wieder in der Kritik.
Sprachen: Englisch, Deutsch, und viele mehr.
Weitere unterstützte Plattformen: Eine der größten Stärken von Viber ist seine große Plattformunabhängigkeit. So ist das Tool neben iOS auch für alle wichtigen Desktop- und Mobile-Systeme erhältlich: Mac OS X, Windows, Android, Windows Phone, Blackberry und sogar Bada und Nokia.
Preis: Die App ist kostenlos für iPhone erhältlich. Guthaben für Telefonie-Out-Calls, sowie Stickers stehen als In-App-Käufe zur Verfügung.
Download: App Store-Link
Threema
"Threema” ist eine Kurznachrichten-App mit einem besonderen Fokus auf Sicherheit, die nach der WhatsApp-Übernahme durch Facebook enorm gestiegene Nutzerzahlen meldete. Die App der Schweizer Softwareschmiede Kasper Systems aus Zürich nutzt nach eigenen Angaben eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dabei werden Textnachrichten, Bilder, Videos und Geolocation-Daten auf dem Gerät des Absenders verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Das bedeutet, dass selbst der Anbieter "absolut keine Möglichkeit” habe, die Nachrichten seiner Kunden mitzulesen. Damit bietet sich Threema als eine sichere Alternative zu WhatsApp und Co., von der die NSA weniger begeistert sein dürfte.
Sprachen: Threema ist auf Englisch, Deutsch und Französisch verfügbar.
Weitere unterstützten Plattformen: Neben iOS ist die App auch für Android erhältlich.
Preis: Anders als die meisten Anwendungen, die in diesem Beitrag aufgeführt werden, ist Threema nicht kostenlos. Die App kostet 1,79 Euro.
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Cryptocat
Bei "Cryptocat” handelt es sich um einen weiteren Mobile-Messenger, die für sicherheitsbewusste Anwender konzipiert ist. Die aus dem Open-Source-Lager stammende App verwendet das OTR-Protokoll ("Off-the-Record Messaging) für verschlüsselte Chats und ist sehr schlicht und einfach gehalten. Gegenüber Threema weist das Programm entscheidende Unterschiede auf. So verlangt Cryptocat weder der Name des Nutzers noch seine E-Mail-Adresse oder Handynummer. Um loslegen zu können, reicht ein ausgedachter Nickname aus. Um mit anderen Personen zu chatten muss ein privater Chat-Raum angelegt werden, der eine eindeutige ID hat. Anders als die Schweizer App verzichtet das Programm auch auf Kontaktlisten. Darüber hinaus legt sie keine Chat-Verläufe oder sonstige Log-Files an, sodass Gespräche nicht nachverfolgt werden können, behauptet der Anbieter. Mit diesem speziellen Funktionsangebot adressiert Cryptocat sicherlich nicht den Consumer-Markt, sondern eine kleine Nische.
Sprachen: Die App ist nur auf Englisch und Französisch verfügbar.
Weitere unterstützte Plattformen: Im Bereich Mobile ist Cryptocat nur für iOS verfügbar. Doch Anwender können auch auf Browser-Erweiterungen für Chrome, Firefox, Safari und Opera zurückgreifen. Zudem ist ein Client für Mac OS X im Mac App Store erhältlich.
Preis: Kostenlos
Download: App Store-Link
ChatSecure
Wer von den Features und den Lösungsansatz von Cryptocat angetan ist, der sollte auch einen Blick auf "ChatSecure” werfen. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Open-Source-Anwendung, die auf Basis des OTR-Protokolls arbeitet. Anders als Cryptocat ist ChatSecure aber dafür konzipiert, die Kommunikation über Instant-Messaging-Dienste, die die Protokolle XMPP- und OSCAR verwenden, zu verschlüsseln. Das sind standarisierte Kommunikationsprotokolle, die von populären Chat-Diensten verwendet werden wie Pidgin und Adium. Darüber hinaus kann man auch Unterhaltungen in Facebook und Google Talk schützen. Für diese erhöhte Sicherheit muss der Anwender in Sachen Benutzerfreundlichkeit allerdings große Kompromisse machen.
Sprachen: Englisch, Deutsch und viele mehr.
Weitere unterstützte Plattformen: Neben iOS funktioniert die App auch unter Android, Linux, Windows und Mac OS X.
Preis: ChatSecure ist als Universal-App nicht nur für iPhone, sondern auch für iPad erhältlich. Wie der Anbieter erklärt, wird die App "für immer” kostenlos bleiben.
Download: App Store-Link
Oovoo
Neben Kurznachrichten, Foto-Sharing und Telefongesprächen spielen auch Videokonferenzen in der heutigen mobilen Welt eine wichtige Rolle. Wer nach einer bewährten App für Videoanrufe jenseits von FaceTime, Skype, und Google Hangouts sucht, der sollte mal "Oovoo” ausprobieren. Mit rund 90 Millionen Anwendern stellt der 2007 in New York gestartete Dienst eine ernsthafte Konkurrenz für die Top-Anbieter dar, die mit einigen tollen Features aufwarten kann. Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit, Videokonferenzen mit bis zu 12 Teilnehmern in guter Qualität durchzuführen. Neben Video-Chats können Anwender auch Telefongespräche und Text-Chats vornehmen. Ein Nachteil von OoVoo, der das Tool für den Firmeneinsatz weniger attraktiv machen dürfte: Der Service verwendet keine Verschlüsselungsmechanismen.
Sprachen: English, Deutsch und viele mehr.
Weitere unterstützte Plattformen: Das Programm ist nicht nur für iOS (iPhone und iPad) und Android, sondern auch für Windows, Mac und sogar als Facebook-App verfügbar.
Preis: OoVoo wird im klassischen Freemium-Modell angeboten. Die kostenlose App hat so gut wie keine funktionelle Einschränkungen, blendet aber nervige Werbung ein. Mit einem Premium-Account, der knapp 4,50 Euro im Jahr kostet, wird man davon befreit.
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Vsee
An Anwender, die hohe Sicherheitsansprüche an ihr mobiles Videokonferenzsystem stellen, richtet sich "Vsee”. Die Lösung wurde von einem Team aus Netzwerk- und Video-Spezialisten an der Standford University entwickelt und bietet Sicherheitsstandards, die laut Anbieter sogar den hohen Ansprüchen von Regierungen und dem Militär genügen sollen. Einer der Hauptvorteile der App: Es unterstützt Video-Chats mit bis zu fünf aktiven Teilnehmern. Dabei sollen spezielle Datenübertragungsalgorithmen zum Einsatz kommen, die der Hersteller selbst entwickelt hat und bis zu 50 Prozent weniger Bandbreite benötigen würde als vergleichbare Dienste. Einige interessante Collaboration-Werkzeuge wie Screen-Sharing, einfacher Dateiaustausch und Annotationen, die für die hohe Business-Tauglichkeit der App sprechen, runden das Funktionsangebot ab.
Sprachen: Die App ist leider nur auf englisch, spanisch und holländisch verfügbar.
Weitere unterstützte Plattformen: Im Bereich Mobile ist Vsee ausschließlich für iOS verfügbar. Auf dem Desktop ist das Programm sowohl mit Windows als auch mit Mac OS X kompatibel.
Preis: Das Tool wird auf Mietbasis angeboten. Der günstigste Plan kostet neun Dollar pro Monat. Einsteiger können auf eine eingeschränkte Version kostenlos zurückgreifen.
Download: Vsee ist keine Universal-App, ist aber sowohl für iPhone (App Store-Link) als auch für iPad (App Store-Link) verfügbar. (mb)