Im privaten Haushalt

Tipps und Tricks zur Heimvernetzung

07.06.2013 von Armin Weiler
War früher ein Computer-Netzwerk nur für Business-Anwender relevant, hat die Vernetzung mittlerweile auch die Privathaushalte erobert.
Das vernetzte Heim ist keine Utopie mehr.

War früher ein Computer-Netzwerk nur für Business-Anwender relevant, hat die Vernetzung mittlerweile auch die Privathaushalte erobert. Allerdings sind beim Heimnetzwerk andere Komponenten und Anwendungsbereiche gefragt. Insbesondere muss das Netzwerk zuhause leicht bedienbar sein und die Einbindung unterschiedlicher Komponenten von verschiedenen Herstellern sollte kein Problem darstellen. Zukunftssicher ist die Installation auf jeden Fall. Denn die Zahl der Netzwerk-Geräte wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Ob Internet-Telefon, Tablett-PC oder drahtloser WLAN-Drucker: Sie alle nutzen dieselbe Technik, um Daten im Haus zu übertragen. Es lohnt sich für Ihre Kunden also, gleich etwas mehr Geld in ein schnelles Funknetz zu investieren oder bei einer Renovierung Netzwerk-Kabel zu verlegen. Die Anwendungen kommen dann ganz von alleine. Wir haben für Sie daher die wichtigsten Grundlagen zur Heimvernetzung zusammengestellt:

Die digitale Schaltzentrale

Der Router ist die Schaltzentrale des Heimnetzwerk.

Kernstück des Heimnetzwerks ist der Router, der die Daten im Netzwerk verteilt. Router am DSL-Anschluss oder Kabelmodem stellen nicht nur Kontakt zum Internet her, sie verbinden auch andere Geräte im Haushalt miteinander und mit dem weltweiten Datennetz. Dazu werden Notebook, Spielkonsole & Co ganz einfach an den Router angeschlossen. Am schnellsten geht das per LAN (Local Area Network): Ein Kabel verbindet dabei das Netzwerk-Gerät mit einer freien LAN-Buchse am Router.

WLAN-Router (Wireless Local Area Network) beherrschen zusätzlich die drahtlose Übertragung per Funk, ähnlich wie eine Basisstation für schnurlose Telefone. Die Netzwerk- Geräte müssen dann allerdings ein WLAN-Modul besitzen, um mit der Basis kommunizieren zu können. Außerdem hängt die Qualität der Verbindung von den bau- lichen Gegebenheiten ab: Massive Stahlbeton-Wände können die Funkwellen so stark abschirmen, dass die Reichweite des Wireless-LAN auf wenige Meter schrumpft.

Sicherheit ist für Betreiber von Funknetzen ebenfalls ein Thema. Alle Router verschlüsseln auf Wunsch die Daten, so dass kein Unbefugter ins Netzwerk eindringen kann. Am sichersten ist der Verschlüsselungs-Standard WPA 2, der von allen modernen WLAN-Geräten unterstützt wird. Er sollte auf jeden Fall aktiviert werden. Auch darf das Passwort zur Anmeldung am Router nicht einfach zu erraten sein. Laut jüngster Rechtsprechung ist der Betreiber für Missbrauch verantwortlich, etwa wenn der Nachbar über ein ungeschütztes Funknetz illegale Dateien herunterlädt. Auch die Powerline-Übertragung per Stromnetz sollte daher verschlüsselt sein.

Tipp: Sollen mehrere Personen auf das Netzwerk zugreifen, kommt es besonders auf das Übertragungstempo an. LAN-Kabel sind dabei ungeschlagen. Aber auch der Internet-Zugang sollte schnell sein, weil sich ankommende Daten auf mehrere Teilnehmer verteilen.

Kabel- oder Funknetz?

Eine Netzwerkverbindung über die Steckdose ist schnell installiert.

Geräte im Netzwerk können auf verschiedene Weise miteinander in Verbindung stehen - per Kabel oder drahtlos. Funkverbindungen haben den Vorteil, dass sie schnell auf und wieder abgebaut sind, etwa im Falle eines Umzugs. Wer einen WLAN-Router besitzt, surft schon nach wenigen Minuten im Internet und hat Zugriff auf seine Medien am PC. Wichtig: Es gibt mehrere WLAN-Standards mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Für den Abruf von Videos empfiehlt sich die schnellste Variante 802.11n, Musik oder Fotos laufen auch mit den älteren Standards 802.11g und 802.11b. Alle drei Varianten spielen zusammen, allerdings bestimmt der langsamere Teil der Verbindung das Tempo. Ein älteres 802.11g-Notebook surft also nicht schneller, wenn es von einem modernen Router mit 802.11n angefunkt wird.

LAN-Kabel sind die zuverlässigste Verbindung. Jedes Netzwerk-Gerät hat eine Ethernet-Buchse. Darüber lässt sich ein Heimnetz aufbauen, das auch ohne Verschlüsselung sicher ist und große Datenmengen in kurzer Zeit transportiert. Wer keine Löcher durch Wände bohren will, kann das Stromnetz als Verlängerung benutzen: Ein so genannter Powerline-Adapter mit LAN-Buchse speist die Daten über eine Steckdose ins Hausnetz ein, ein zweiter holt sie im gewünschten Raum wieder heraus. Achtung: Nur Adapter mit hoher Datenrate (200 Megabit pro Sekunde oder mehr) eignen sich für Videos.

Tipp: WLAN-Router können per Funk und Kabel gleichzeitig Daten übertragen - etwa drahtlos zum Küchenradio und kabelgebunden zum Internet-TV, der für Videos eine schnellere Verbindung braucht. Wer beide Möglichkeiten kombiniert, nutzt das Netzwerk optimal aus.

Die Medien-Bibliothek

NAS-Systeme braucht in der Regel weniger Strom als ein PC.

Musik, Fotos und Videos liegen im Netzwerk auf einem zentralen Speicher, dem Server. Das kann ein Desktop-PC oder ein Notebook sein, aber auch ein Gerät zur Audio- und Video-Wiedergabe.

Computer lassen sich schnell in einen Server verwandeln. Sie brauchen dazu nur ein entsprechendes Programm. Ein Medien-Server ist auf vielen Windows-Rechnern bereits installiert: der Windows Media Player. Seit Version 11 kann das Programm Medien-Dateien nicht nur abspielen, sondern auch ins Netzwerk übertragen. Allerdings sind die Bordmittel des Microsoft-Betriebssystems begrenzt. Der Nutzer hat wenig Einfluss darauf, wie seine Medien-Bibliothek auf anderen Geräten angezeigt wird. Mehr Komfort bieten spezielle Server-Programme, die es von verschiedenen Herstellern gibt. Sie erlauben umfangreiche Suchfunktionen, stellen den Titelkatalog übersichtlich dar und strahlen sogar Webradio-Stationen im heimischen Netzwerk aus. So kann ein Client Internet-Radio empfangen, auch wenn er ursprünglich gar nicht dafür gedacht war. Server lassen sich überall in der Wohnung aufstellen. Auch mehrere Datenspeicher im selben Netzwerk sind möglich. Die Urlaubsfotos müssen also nicht vom PC im Arbeitszimmer auf einen anderen Computer kopiert werden, um sie im Netzwerk zu verbreiten. Es können sogar mehrere Server-Programme gleichzeitig auf einem Computer laufen. Das ist nötig, wenn Player und Abrufgeräte zum Einsatz kommen, die einen bestimmten Server als Gegenstück verlangen. Jedes Foto, Video oder Musikstück muss dabei trotzdem nur einmal auf der Festplatte gespeichert sein. Es wird einfach von zwei verschiedenen Server-Programmen gelesen und im Netzwerk verteilt. In jedem Fall müssen Server und Client aber dieselbe Sprache sprechen. Nur wenn sich beide im Netzwerk finden und eine Verbindung herstellen, gelingt der Daten-Abruf. Standards wie DLNA und UPnP oder iTunes helfen dabei. Der Rest ist Disziplin des Nutzers, denn längst nicht jede Datei lässt sich über das Netzwerk abspielen. Die Fülle an Audio- und Videoformaten macht es unmöglich, für jeden Dateityp gerüstet zu sein. Wer vorhat, seine Fotos, Videos und Musikstücke im Netzwerk zu verteilen, sollte daher schon beim Speichern auf gängige Formate achten. Mit JPEG für Digitalfotos, MP3- oder WAV-Dateien für Musik und MPEG-Videos gibt es die wenigsten Probleme.

Tipp: Ein PC als Medienserver verbraucht viel Strom, wenn er ständig läuft. Genügsamer ist eine Netzwerk-Festplatte mit Server-Programm, ein NAS-System (Network Attached Storage). Sparsame Modelle benötigen rund 10 Watt im Betrieb und unter 1 Watt im Stand-by.

Unterhaltung auf Abruf

Audio-Inhalte und Radio-Streams können mit speziellen Internet-Radios wiedergegeben werden.

Das Gegenstück zum Server ist der Client. Er bedient sich aus der Medien-Bibliothek im Netzwerk und macht die gespeicherten Daten hörbar oder sichtbar. Netzwerk-Clients gibt es als Zubehör für die HiFi- oder AV-Anlage. Die externen Geräte werden - ähnlich wie eine Set-Top-Box zum TV-Empfang - mit den vorhandenen Komponenten verbunden. Eleganter sind allerdings integrierte Lösungen, bei denen die Netzwerk-Funktion in ein anderes Gerät, zum Beispiel einen Blu-ray-Player, eingebaut ist. Alle Netzwerk-Clients lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:

UPnP-Clients nehmen ohne weitere Software-Installation mit dem Windows-Media-Player oder anderen UPnP-Servern Kontakt auf. Sie sind weit verbreitet und fast in allen Heimnetzwerken verwendbar.

Clients mit eigener Server-Software akzeptieren als Medienquelle nur ein bestimmtes Programm, das zunächst auf dem Computer installiert werden muss. Sie lassen sich nicht so leicht mit Netzwerk-Playern anderer Hersteller in einem Netzwerk kombinieren.

iTunes-Clients gehören eigentlich in die vorher genannte Kategorie, sind hier aber extra aufgeführt, weil sie mehr Marktbedeutung haben. Sie verlangen an Stelle eines UPnP-Servers das Medien-Verwaltungsprogramm iTunes von Apple. Kopiergeschützte Inhalte aus dem Internet stellen für jeden Netzwerk-Client eine Herausforderung dar. Wer Videos bei Online-Videotheken ausleiht oder andere Dateien herunterlädt, die über Digitales Rechte-Management (DRM) verfügen, kann diese Dateien nur auf bestimmten, besonders abgesicherten Geräten wiedergeben. Der Anbieter will so verhindern, dass Raubkopien in Netzwerken die Runde machen. Für Musik galt früher dasselbe. Mittlerweile haben jedoch viele Anbieter das DRM für Audio-Dateien abgeschafft.

Tipp: Wenn Server und Client keine Verbindung herstellen, ist häufig die Windows-Firewall schuld. Das Schutzprogramm soll zwar Hacker-Angriffe verhindern, blockt mitunter aber den Datenaustausch. Im Zweifelsfall sind die Einstellungen zu prüfen.

Diese Informationen basieren auf dem "Einkaufsratgeber Heimvernetzung", der als Gemeinschaftsprojekt von BVT, GfU und ZVEI erstellt wurde. Der Ratgeber kann als PDF kostenlos heruntergeladen werden und soll den Handel marken- und systemneutral bei der Beratung unterstützen. Die Broschüre kann zudem gedruckt in zwei Versionen mit oder ohne Händlereindruck gegen eine geringe Kostenbeteiligung bestellt werden. Staffelpreise und Händlereindruck gibt es auf Anfrage bei den Herausgebern. (awe)