Hindernisse erkennen und beseitigen

Tipps für erfolgreichen E-Commerce im B2B

25.11.2015 von Martin Sperling
E-Commerce im B2C boomt. Im B2B aber zögern viele Händler noch mit dem Online-Vertrieb. Was sind ihre größten Probleme? Und vor allem: wie kann man sie lösen?

Im B2B-Handel spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle: eine langfristige Kundenbindung und eine persönliche, serviceorientierte Betreuung. Die Produktpalette ist in den meisten Fällen hochkomplex und sehr variantenreich. Leider ist genau das auch oft der Grund, warum viele B2B-Händler noch zögern, in den Online-Vertrieb einzusteigen.

Keine Angst vor dem eigenen B2B Online-Shop.
Foto: Digital Storm - shutterstock.com

Angst vor dem Umfang der Digitalisierung

Der Offline-Geschäftskundenbereich ist sehr traditionell und über viele Jahre gewachsen; B2B-Unternehmer sehen die Chancen des Onlinehandels, scheuen aber dessen potenzielle Risiken. In unserer aktuellen gemeinsamen Studie zum Kaufverhalten im B2B E-Commerce mit der ibi Research an der Universität Regensburg wird von über 50 Prozent der Unternehmen die hohe Komplexität von E-Commerce-Projekten als Einstiegshürde genannt.

Die Datenverwaltung der Unternehmen ist heterogen, Daten liegen in Printkatalogen, ERP-Systemen und/oder Vertriebs-Datenbanken in unterschiedlichen Formaten vor. Eine Konsolidierung wird scheinbar zum Mammut-Projekt.

Lösung:

Furcht vor Kundenabwanderung

Der klassische Vertriebsmitarbeiter hat sich viele Jahre leidenschaftlich und sehr persönlich um seine B2B-Kunden gekümmert. Als Vollprofi übernahm er persönlichen Service und Beratung. Über individuelle Rabattierungen förderte er die Kundenbindung. Dadurch entstand ein großes Vertrauensverhältnis zwischen den Geschäftspartnern. Ein Umstieg auf den Online-Vertriebsweg wird als Zäsur gesehen. Durch Online-Recherche und Angebotsvergleiche wird eine Kundenabwanderung befürchtet.

Lösung

Ergebnisse der Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle" 2015
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Individual-Software ist im Handel traditionell verbreitet und auch für Multichannel bevorzugt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
In Mobile Commerce wird besonders häufig investiert.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bei der Preisgestaltung über die verschiedenen Kanäle sind sich die Vergleichsgruppen uneinig
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Planungen zur Sortimentsauswahl in den Kanälen sind sehr unterschiedlich
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Auch Fachbereiche wollen die IT bereits in der Strategieentwicklung einbeziehen.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Organisatorische Strukturen sind größere Hemmnisse als die Technologie.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Umsatzanteile im deutschen Einzelhandel
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Dauer des Wettbewerbsvorteils wird sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Einzelhandel sieht Multichannel eindeutig als Chance
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Den einen Vorreiter in Sachen Multichannel gibt es (noch) nicht^.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Vor allem in der Elektronik- und Fashion-Branche wird Multichannel-Fähigkeit entscheidend sein
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Mobile Commerce ist der stärkste Veränderungstreiber für den Einzelhandel.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bedeutung von Multichannel für Elektronik und Fashion am höchsten (Branchenauswertung).

Unpassende Produkte fürs Internet

Der intensive, persönliche Kundenkontakt ist für viele Unternehmen im B2B das Erfolgsgeheimnis, insbesondere bei erklärungsbedürftigen Produkten. Das Internet sehen sie dagegen als anonyme unpersönliche Welt, in der beliebig und austauschbar Geschäfte gemacht werden und das eigene Produkt untergeht.

Lösung

Unser Offline-Vertrieb ist etabliert

Besonders traditionsreiche mittelständische Unternehmen tun sich schwer damit, ihre bewährten Strukturen aufzubrechen. Nicht selten gibt es sogar regelrechtes Kompetenzgerangel zwischen den "alten Hasen" aus dem klassischen Offline-Vertrieb, die Produkte und ihre Kunden genau kennen und der jüngeren Kollegen-Generation, die dem E-Commerce offen gegenüberstehen. Außerdem befürchtet der Vertrieb eine mögliche Verringerung der Provisionen, wenn er nicht mehr die komplette Kontrolle hat.

Lösung

E-Commerce - so vermeiden Sie Kaufabbrüche
Tipp 1 - Checkout überprüfen
Die meisten Käufe werden auf der Bezahlseite abgebrochen. Hier sollten Shop-Betreiber ansetzen.
Tipp 2 - Lieferangaben: So kurz wie möglich
Je weniger Daten potentielle Käufer eingeben müssen, umso geringer die Chance, dass sie abspringen.
Tipp 3 - Zahlungsoptionen prüfen
Findet ein Kunde das gewünschte Bezahlverfahren nicht, droht ein Kaufabbruch. Eine breite Auswahl an Bezahlverfahren kann dies verhindern.
Tipp 4 - Lieferzeit und Lieferkosten: bitte zum Nulltarif!
Sind die Versandkosten zu hoch, springen Kunden ab. Viele Kunden erwarten inzwischen sogar Versand zum Nulltarif.
Tipp 5 - Shops auf mobile Endgeräte optimieren
Immer mehr Kunden nutzen ihre mobilen Endgeräte zum Einkauf. Shop-Betreiber sollten ihre Webseiten darauf einstellen.

Wir kennen die Online-Technik nicht

Ein oft gehörtes Hindernis ist die Sorge vor unkontrollierbaren Kosten für die einzurichtende Technologie und für Mitarbeiter, die dafür spezialisiert werden müssen.

Lösung

Die Sorge ist berechtigt. Und noch einmal: Gehen Sie planmäßig anhand einer Digitalisierungsstrategie vor. Definieren Sie die Meilensteine und überprüfen Sie Ihre Strategie permanent anhand der Zwischenergebnisse.

Wichtige Meilensteine sind dabei unter anderem:

Natürlich ist die Implementierung einer E-Commerce Lösung kostenintensiv. Auf lange Sicht stellt sich Ihnen aber eher die Frage, ob Sie es sich leisten können nicht zu investieren. Denn der zeitliche Vorsprung Ihres Wettbewerbs wird Sie vermutlich viel mehr kosten. Auch wenn der digitale Vertriebsweg neue Zielgruppen und neue Umsatzpotenziale vielleicht erst mittel- und langfristig erschließt.

Eine Erfolgs-Garantie gibt es leider dabei nicht. Sie können das Risiko aber unter der Berücksichtigung folgender Faktoren minimieren:

Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, August 2015
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 1
Fast jeder Internet-Nutzer kauft auch online ein
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 2
Online-Shopper kaufen immer häufiger im Netz ein
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 3
Online-Handel punktet mit Komfort, guten Preisen und breitem Angebot
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 5
Kunden verknüpfen Einkaufskanäle
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 6
Absolute Preistransparenz
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 7
Potenzial für Cross-Channel
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 8
Digitale Services am PoS erwünscht
Bitkom-Studie zum eCommerce in Deutschland, Stand: August 2015 - 12
Online-Shopping in Deutschland 2015

Fehlendes Know-how im Online-Marketing

Selbst wenn die gravierendsten Vorbehalte gegenüber einem Online-Vertrieb ausgeräumt werden konnten, bleibt oft noch ein großes Fragezeichen bei der Vermarktung über den neuen Vertriebsweg. Dabei äußern viele Unternehmen die Befürchtung, man habe hohe Investitionskosten, die sich nicht rechnen, weil niemand das Online-Angebot findet.

Lösung

Fazit

Für B2B-Unternehmen liegt in der Digitalisierung eine große Chance. Dabei ist Online gleichwohl Vertriebs- und Kommunikationskanal. Kein Produkt ist zu komplex oder ungewöhnlich, um es nicht erfolgreich online vermarkten zu können.

Die Skepsis bei vielen B2B-Unternehmern resultiert meist aus der Unsicherheit über Komplexität und Risiko. Ursächlich also aus unzureichendem Know-how und Erfahrung hinsichtlich E-Commerce. Holen Sie sich externe Expertise und bauen Sie von Beginn an auch intern Kompetenzen auf.

Denn das Internet ist auch für B2B nicht nur ein unverzichtbarer Informationskanal auf dem Weg zur richtigen Kaufentscheidung sondern mehr und mehr der Verkaufskanal selbst. Online-Marketing-Maßnahmen werden elementar, genauso wie die Verknüpfung von On- und Offline-Maßnahmen. Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gange. (bw)