Stärker als Finanzchefs achten CIOs bei Business Intelligence auf Kosten – statt auf den Wertbeitrag der Lösung. Das beobachten Anbieter laut einer Lünendonk-Studie.
von Christiane Pütter
"Gibt es dafür etwa keine App?" Diese Frage hören deutsche Spezialisten für BI (Business Intelligence) künftig öfter. Damit rechnet jedenfalls Michael Richter aus der Geschäftsleitung des Hannoveraner Anbieters IDL. Eine Umfrage des Beraters Lünendonk aus Kaufbeuren gibt ihm Recht. Auf einer Skala von -2 ("überhaupt nicht wahrscheinlich") bis +2 ("sehr wahrscheinlich") erreichte folgende These den Wert 1,7: "Neue Technologien (u.a. Netbook, Smartphone) werden künftig den mobilen Zugriff auf Business-Informationen erhöhen."
Diese Frage ist Teil der "Marktstichprobe 2011: Business Intelligence als Kernkompetenz - Der Markt für Business-Intelligence-Standard-Software in Deutschland". Für die Stichprobe hat Lünendonk 29 BI-Spezialisten untersucht. Kriterium: Mindestens die Hälfte des Umsatzes stammt aus Produktion, Vertrieb und Wartung eigener BI-Standard-Software. Generalisten wie IBM, Oracle und Microsoft sind daher nicht Teil der Studie.
Nach Lünendonks Schätzung deckt die Marktstichprobe etwa die Hälfte dieses Segmentes ab. Die analysierten Anbieter erreichten 2010 einen Gesamtumsatz von knapp 358 Millionen Euro nach gut 333 Millionen im Vorjahr (plus 9,3 Prozent). Davon erzielten sie einen Großteil von 336 Millionen Euro im Inland (2009: 315 Millionen Euro).
Fachbereich und IT arbeiten künftig öfter zusammen
Eine weitere These, die die Anbieter bewegt, lautet wie folgt: "BI-Projekte werden in Zukunft häufiger vom Fachbereich zusammen mit der IT durchgeführt" (Zustimmungswert 1,4). Dabei beobachtet Jörg Petzhold, Manager Industry & Solution Marketing bei SAS aus Heidelberg, dass CIOs häufig stärker auf die Kosten achten als der CFO (Chief Financial Officer). Seine Erfahrung: "CIOs betonen zu wenig, welchen Wertbeitrag die IT für das Unternehmen leisten kann."
Allerdings kommt das Kostenbewusstsein der IT-Chefs nicht von ungefähr: Richter und Petzhold bestätigen, dass ihre Kunden bei BI-Projekten genauer nachfragen und eine Wertabschätzung verlangen. Wie diese aussieht, hänge dann wieder vom Einzelfall ab. So wollten manche Entscheider vor allem die Qualität von Prozessen steigern und dadurch effizienter werden. Andere konzentrierten sich auf Verbesserungen beim Risiko-Management. Wieder andere wollten die Genauigkeit von Finanzprognosen verbessern.
Petzhold fasst die Diskussion um Wertabschätzungen mit diesen Worten zusammen: "Die Frage ist weniger, was das kostet. Sondern, wie es sich amortisiert."
BI soll bei Big Data helfen
Neben den Punkten Mobile und Zusammenarbeit IT/Fachbereiche identifiziert Lünendonk ein weiteres Thema: Big Data. Die befragten Anbieter sehen vor allem in den Bereichen Datenkonsolidierung/Datenintegration/Verbesserung der Datenqualität Umsatzpotenzial. SAS-Manager Petzhold kommentiert: "Es geht nicht mehr darum, Daten wegzuspeichern und verfügbar zu halten. Stattdessen sollen Daten schnell analysiert und verarbeitet werden."
Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass BI-Spezialisten insbesondere bei Banken und Handelsunternehmen Umsatzchancen sehen. Diese Sparten liegen mit je rund 14 Prozent der Nennungen vorn. Allerdings: Würden Banken und Versicherungen zusammengefasst, kämen sie auf etwa 21 Prozent der Nennungen. Dazu IDL-Mann Richter: "Hier wirken Compliance und regulatorische Vorgaben als Treiber."
Weiter gelten die Konsumgüterindustrie (zehn Prozent) und Chemie-/Pharmafirmen (neun Prozent) als starke Nachfrager. Die Branchen Telekommunikation/IT und Maschinenbau kommen auf jeweils knapp sieben Prozent der Nennungen.
BI-Anbieter rechnen sich gute Chancen aus. Sie erwarten, dass sich BI vom Steuerungsinstrument im Finanz-Management zum Enabler in weiteren Unternehmensbereichen entwickelt. In den kommenden zwei Jahren dürfte das vor allem Marketing/Vertrieb sein.
BI-Anbieter erwarten Plus von 21 Prozent
Für das laufende Jahr erwarten die Befragten ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 21 Prozent. Für den Zeitraum 2011 bis 2016 prognostizieren sie insgesamt einen Marktzuwachs von knapp elf Prozent - pro Jahr. In den Jahren 2016 bis 2020 halten sie zwölf Prozent Marktwachstum jährlich für realistisch.
Mario Zillmann, Senior Consultant bei Lünendonk, dokumentiert die Zahlen in dem Papier "Lünendonk-Marktstichprobe 2011: Business Intelligence als Kernkompetenz".
(Dieser Artikel wure von unserer Schwesterpublikation CIO übernommen / rb)