Mit „Comfort Wave Design“ will Logitech ein neues Zeitalter komfortabler Tastaturen einläuten: Mit einer Welle auf dem Tastatur-Layout. Sorgt das neue Tastatur-Layout-Konzept wirklich für mehr Komfort im Tipp-Alltag? Die PC-Welt hat die erste „Comfort Wave Design“-Tastatur getestet.
von Panagiotis Kolokythas, PC-Welt
Testbericht
Die „perfekte Balance zwischen Komfort und Benutzerfreundlichkeit“ verspricht Logitech mit den neuen Tastaturen im „Comfort Wave Design“. Denn wir verbringen mehr Zeit an einer Tastatur, als wir denken. Logitech hat ermittelt, dass der durchschnittliche Anwender im Jahr um die 2.000.000 Mal auf die Tasten seiner Tastatur hackt. Umgerechnet bedeutet dies, dass der besagte Durchschnittsanwender jedes Jahr rund 200 Stunden unterbrochen tippt oder dass die Finger im Jahr einen 40 Kilometer langen Marathon laufen müssen. Da ist jeder Komfort willkommen, der Finger, Hände und Handgelenke schont.
Es gibt zwar ergonomische Tastaturen, bei denen das Tastenfeld zweigeteilt und v-förmig gebogen ist. Die meisten Anwender schreckt dieses Design allerdings ab, denn es erfordert einiges an Eingewöhnung und es ist ungeeignet für Wenigschreiber und Anwender, die gleichzeitig mit je einer Hand Maus und Tastatur verwenden wollen.
Logitech stellt seit 1998 Tastaturen her, nachdem sich das Unternehmen vorher und bis heute einen Namen als Hersteller von Computermäusen gemacht hat. Im 2003 brachte Logitech die ersten Tastaturen mit einem Komfortmerkmal. Dem „Zero Degree Tilt“, bei dem das Design der Tastatur besonders flach gehalten ist und dadurch die Handgelenke beim Aufliegen auf der Tastatur geschont werden. 2004 folgte die Logitech diNovo Media Desktop, eine Tastatur bei der vor allem auf das schicke Design Wert gelegt wurde. Die Tastatur sollte ein Augenfang auf jedem Schreibtisch sein.
Die vier Komfortmerkmale des Wave-Designs
Beim „Comfort Wave Design“ will Logitech die Nachteile der ergonomischen Tastaturen und die unkomfortablen Merkmale herkömmlicher Tastaturen beseitigen. Auf den ersten Blick sehen die neuen Tastaturen aus, wie gängige, flach gehaltene Tastaturen. Wenn man aber genauer hinschaut, bemerkt man zunächst die namensgebende Welle: Die Tasten „A“ und „Enter“ sind am höchsten – dort, wo die kleinen Finger beider Hände zum Einsatz kommen. Auf dem Weg nach innen verringert sich die Höhe bis zu D/K, wo die Tastatur ihren niedrigsten Punkt hat und wo die längeren Ring- und Mittelfinger eingesetzt werden. Danach geht es wieder in die Höhe – das sind die Tasten für Zeigefinger und Daumen. Letzterer ruht meistens auf der Leertaste.
Der maximale Unterschied zwischen der Höhe der Tasten liegt bei 4 mm. Auf diesen Wert ist Logitech nach aufwendigen Studien gekommen, bei denen festgestellt wurde, dass ein Höhenabstand von 2 oder 3 mm zu niedrig und von 5 mm zu drastisch wäre. Der Vorteil des Wellen-Designs: Finger und Hände können in einer natürlicheren Position auf der Tastatur liegen und das soll für komfortableres Tippen sorgen.
Zweites Merkmal des „Comfort Wave Design“ ist die U-förmige Anordnung der Tasten. Tastaturen mit einer solchen Tastenanordnung existieren schon länger auf dem Markt. Im Gegensatz zu anderen U-förmigen Tastaturen ist die Größe aller Tasten beim „Comfort Wave Design“ der Logitech-Tastatur aber identisch. Jede Taste ist exakt 14mm lang und lässt sich 3,6mm tief drücken. Auch der Abstand zwischen den Tasten ist immer gleich.
Drittes Merkmal: Der Winkel des U beträgt 5 Grad und passt sich somit der natürlichen Handhaltung an. Die Handgelenke müssen nicht gebogen werden, sondern können auch während des Tippens ruhen. Wichtigster Nebeneffekt: Da sich die Tastengröße und der Tastenabstand nicht von herkömmlichen Tastaturen unterscheiden, entfällt die Lernkurve beim Tippen auf der neuen Tastatur und Anwender können sofort wie gewohnt loslegen. Die häufig genutzte Leertaste besitzt sowohl eine Welle als auch eine U-Form, wodurch sie einfacher zu tippen ist.
Viertes Merkmal des „Comfort Wave Design“ ist die Handballenauflage: Sie ist ebenfalls im Wellen-Design gehalten. Dies soll dafür sorgen, dass die Hände komfortabler aufliegen. Die Auflage ist wattiert und gepolstert.
Für höheren Komfort besitzen Tastaturen im „Comfort Wave Design“ große und angenehm zu erreichende Hotkeys, die einfach zu sehen und zu drücken sind.
Zwei Jahre Entwicklungszeit - Interview mit Wave-Design-Vater
Das „Comfort Wave Design“ entwickelte Logitech ab 2005. Der Ausgangspunkt war die Überlegung, wie sich der Komfort beim Umgang der Menschen mit Tastaturen verbessern lässt. Denn obwohl Tastaturen von immer mehr Menschen und häufiger genutzt werden, hatte sich deren Form und Komfort im Gegensatz zu anderen Produkten des täglichen Gebrauchs nicht verbessert. Unter der Leitung von Sylvain Sauvage, Ergonomic and Usability Expert bei Logitech, fingen die Planungen für eine neuartige, besonders komfortable Tastatur an.
Sauvage beobachtete, dass bei herkömmlichen, flachen Tastaturen die Anwender die Hände und Arme verbiegen müssen und sie damit dem Design der Tastaturen anpassen müssen. Dabei werden die Finger, Hände, Handballen und Unterarme unnötig belastet. Viel besser und auch komfortabler wäre es allerdings, wenn die Anwender die Hände beim Tippen in ihrer natürlichen Position lassen könnten. Wenn sich also das Tastatur-Layout den Händen und nicht umgekehrt anpassen würde.
Sauvage stieß auch darauf, dass beim Design vom Tastaturen noch niemand berücksichtigt hatte, dass die Finger einer Hand unterschiedlich lang sind. Er kam auf die Idee, dass das Tastaturlayout die Form der Finger widerspiegeln müsste. Damit war die Idee einer Welle im Tastaturgehäuse geboren. In weiteren Untersuchungen von September 2005 bis März 2006 fand Logitech heraus, wie die Welle einer Tastatur verlaufen müsste, die sich der unterschiedlichen Länge der Finger anpasst. Sauvage kam außerdem zum Schluss, dass sich für eine komfortable Tastatur, die massentauglich sein sollte, Tastengröße und Tastenabstand im Vergleich zu herkömmlichen Tastaturen nicht ändern dürfen. Damit sollte das Signal ausgehen, dass man sich nicht radikal vom bisherigen Design lösen will.
PC-WELT Interview mit Sylvain Sauvage, Vater des Comfort-Wave-Designs
Ausgehend von diesen theoretischen Grundlagen stellte Logitech erste Prototypen her und testete sie in den USA, Deutschland und Frankreich. Zunächst war sich Logitech nicht sicher, ob die neue Tastatur gleich alle vier Komfortmerkmale aufweisen sollte, oder ob man die Tastatur-Nutzer erst nach und nach daran gewöhnen sollte. Die Tests zeigten allerdings, dass sich die Testpersonen eine Tastatur wünschten, die sowohl die Welle, als auch die restlichen Komfortmerkmale, wie Handballen-Auflage und U-förmige Anordnung der Tasten besitzt. Im nächsten Schritt mussten die Produktionsprozesse für die neuen Wave-Tastaturen entwickelt werden. Denn hier müssen alle Tastenpaare einer Wellen-Gruppe gesondert produziert und anschließend auf der Tastatur angebracht werden.
Zum Start: Zwei Wave-Modelle zur Auswahl
Logitech liefert die erste Tastatur im „Comfort Wave Design“ als kabelloses Maus-Tastatur-Set unter dem Namen „Logitech Cordless Desktop Wave“ aus. Sowohl die Maus als auch die Tastatur sind hervorragend verarbeitet und äußerst stabil, wie von Logitech in der dieser Preiseklasse gewohnt. Die Maus ist sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder geeignet und liegt angenehm in der Hand. Tastatur und Maus verfügen über eine Anzeige für den Batterieladezustand. In Maus und Tastatur kommen jeweils 2 AA-Batterien zum Einsatz: Laut Logitech kann damit die Maus um die sechs und die Tastatur um die 15 Monate genutzt werden, ehe ein Austausch notwendig wird. Das Maus-Tastatur-Set erhält über einen USB-Mini-Receiver die Signale. Dieser kann an einen freien USB-Port des Rechners/Notebooks angeschlossen werden. Alternativ liefert Logitech auch eine USB-Verlängerung mit Standfuß mit, in die der USB-Receiver ebenfalls hineingesteckt werden kann.
Mit der mitgelieferten Logitech-Software für Mac und Windows können die Tasten beliebig belegt werden, um beispielsweise Favoriten oder Applikationen zu öffnen. Unter Vista können die Tasten auch für Flip3D, Gadgets und die Windows Sidebar genutzt werden. Per Tastendruck lässt sich unter Vista auch das Media Center öffnen. Extra für Windows Vista hat Logitech Gadgets entwickelt, die den Status der Caps Lock, Num Lock und Scroll Lock anzeigen. Der Error-Rate-Tracker misst, wie oft die Backspace-Taste gedrückt wird.
Die Logitech Cordless Desktop Wave wird ab Ende August für 89,99 Euro im Handel erhältlich sein. Zusätzlich wird Logitech ab Oktober unter dem Namen „Logitech Wave Keyboard“ auch eine kabelgebundene Tastatur im „Comfort Wave Design“ anbieten, die 49,99 Euro kosten wird.
In der Praxis: Wave = sehr komfortabel
Im Praxis-Einsatz erweist sich das „Comfort Wave Design“ der Logitech Cordless Desktop Wave tatsächlich als erfrischend komfortabel. Auch beim Tippen von längeren Texten schmiegen sich die Finger angenehm an die Oberfläche der Tastatur, während die Handballen weich auf der Handballenauflage liegen. Der Druckpunkt der Tasten ist gut gewählt. Der Komfort beim Tippen stellt sich bereits nach kurzer Zeit ein und die Hände werden spürbar beim Tippen entlastet. Etwas Eingewöhnungszeit ist notwendig, die fällt aber ziemlich kurz aus. Bereits nach kurzer Nutzung der Tastatur verringern sich die Vertipper aufgrund des neuen Designs nach und nach und schließlich erreicht man das Tipp-Tempo, das man schon bei der Nutzung herkömmlicher Tastaturen hatte. Das gilt sowohl für die Tipp-Geschwindigkeit, als auch für die Anzahl der Vertipper. Wir konnten sogar eine Erhöhung der Tipp-Geschwindigkeit feststellen, was dem Layout der Tastatur zu verdanken ist: Die Finger in den Wellen finden schneller ins Ziel.
Tastaturen im „Comfort Wave Design“ richten sich eindeutig an Anwender, die mittels des „Zweifinger-Suchsystems“ gelegentlich oder auch etwas öfter längere Texte tippen müssen. Diese erledigen die Tastaturarbeit deutlich komfortabler. Für (professionelle) Vielschreiber bleiben dagegen aber ergonomische Tastaturen klar die bessere Wahl, da diese noch stärker das gesundheitsschonende Tippen fördern.
Fazit
Da hat sich einer mal wirklich Gedanken über das Tastatur-Design gemacht! Die erste Wave-Tastatur ist nicht nur extrem komfortabel, sondern auch einfach schön. Das schicke Design der Tastatur macht sie zu einem Blickfang auf dem Schreibtisch - allein schon wegen der ungewöhnlichen Welle - dürfte der eine oder andere Besucher sofort mit dem Probe-Tippen loslegen wollen. Selbst unerfahrene Anwender legen intuitiv richtig die Hände auf die Tastatur und spüren sofort einen Unterschied zu herkömmlichen Tastaturen. Der Komfort hat aber seinen Preis, für den man allerdings ein Set erhält, dem eine Maus beiliegt.
PC-WELT Interview mit Sylvain Sauvage, Vater des Comfort-Wave-Designs