Der NAS-Markt (Network Attached Storage) wird seit längerem schon von Herstellern wie QNAP, Synology, Buffalo und Western Digital beherrscht. Nun versucht ein relativ kleines Unternehmen aus China den Platzhirschen mit günstigen, aber gut ausgestatteten und wertig verarbeiteten NAS-Servern für Endanwender und KMUs aufzumischen: TerraMaster, nicht zu verwechseln mit dem Soundkarten-Hersteller Terratec, gehört zu Noontec, einen normalerweise eher auf Hifi-Kopfhörer, HD-Media-Player und Smartphone-Zubehör spezialisierten Hersteller mit Sitz in Shenzen, China.
NAS-Hersteller aus China
Dort hat Noontec nach eigenen Angaben etwa 600 Mitarbeiter, die einen jährlichen Umsatz von 300 Millionen Yuan erwirtschaften. Das sind etwa 40 Millionen Euro. Das Unternehmen hat einen Teil seiner Aktivitäten, wie eben die Entwicklung und Produktion von NAS-Servern ausgelagert. Die Tochtergesellschaft TerraMaster beschäftigt ihrerseits etwa 200 Mitarbeiter, die sich laut Aussage der Pressesprecherin Claire Ke vor allem um Entwicklung und Forschung, das Testcenter, Marketing, den lokalen und internationalen Verkauf sowie um den After-Sales-Support kümmern.
Im Fokus von TerraMaster liegen derzeit vor allem die europäischen Länder Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Bislang erfolgt ein großer Teil der Verkäufe in diesen Ländern über Amazon. In Deutschland arbeitet das Unternehmen aber bereits mit der Popp-PC Vertriebs GmbH mit Sitz in Höpfingen in Baden-Württemberg zusammen. Auf der von dem Unternehmen betriebenen deutschsprachigen Noontec-Webseite können sich interessierte Wiederverkäufer registrieren. TerraMaster empfiehlt außerdem die Mail-Adresse sales@terra-master.com zur Kontaktaufnahme für den Channel.
Die Fachhandelsplattform ITscope listet TerraMaster noch nicht auf. Dort sind bislang nur eine Handvoll Kopfhörer von der Muttergesellschaft Noontec zu finden.
Aktuelles Lieferprogramm
Derzeit bietet TerraMaster sechs verschiedene NAS-Modelle an. Sie reichen von Produkten für Familien und Kleinbetriebe bis zu größeren Business-Varianten, die bis zu vier Festplatten aufnehmen können.
Eines dieser Modelle ist das F2-220, das mit einem Intel-Dual-Core-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 2,4 GHz und zwei GByte Arbeitsspeicher ausgestattet ist. Es kann maximal 16 TByte Speicher verwalten und dafür zwei SATA-Festplatten (2,5 und 3,5 Zoll) oder SSDs aufnehmen, die auch im laufenden Betrieb per Hot-Swap getauscht werden können. Wie auch die anderen Modelle von TerraMaster ist das F2-220 mit einem Aluminiumgehäuse ausgestattet, das einen hochwertigen Eindruck macht.
Neben den üblichen Raid-Varianten bietet das NAS verschiedene Server-Dienste wie MySQL, Mail, Media, Web, FTP und Rsync. An Dateidiensten wurden zusätzlich SMB, AFP, NFS und iSCSI integriert. Die Verwaltung erfolgt direkt im Browser. Wer will, kann die Inhalte seiner Dropbox automatisch auf das Gerät spiegeln lassen. Es gibt auch bereits einen kleinen internen App-Store. Er enthält aber noch nicht sehr viele Angebote. Der Straßenpreis für das F2-220 liegt derzeit bei etwa 180 Euro (ohne Festplatten). Der "große Bruder", das F4-220, hat eine ähnliche Ausstattung, kann aber bis zu vier Festplatten beziehungsweise SSDs aufnehmen. Hier liegt der Straßenpreis aktuell bei unter 300 Euro.
Teure Alternativen
Die Konkurrenz tut sich schwer hier mitzuhalten. Für vergleichbare Preise bietet sie meist nur schwächer ausgestattete NAS-Systeme an. So kostet das Synology DS216j derzeit etwa 160 Euro. Für dieses Modell spricht das bewährte Synology-Betriebssystem DSM. Bei der Hardware-Ausstattung kann das DS216j allerdings nicht mithalten. So beträgt die Taktrate des Prozessors nur 1 GHz und das RAM ist nur 512 MByte groß. Ähnlich sieht es beim 4-Bay-NAS DS416j aus. Zu einem Straßenpreis von 280 Euro erhält der Kunde nur einen mit 1,3 GHz getakteten Prozessor und ebenfalls nur 512 MByte Arbeitsspeicher.
Das TS-251 von QNAP ist etwas besser ausgestattet und enthält einen Dual-Core-Prozessor mit 2,4 GHz Takt, aber nur ein GByte RAM. Der Preis für dieses Angebot liegt aktuell bei etwas über 260 Euro. Die 4-Bay-Variante TS-451 kostet hier schon um die 430 Euro. Wirft man den Blick auf die NAS-Angebote von Buffalo, dann kann auch hier TerraMaster punkten. So ist beispielsweise die LinkStation 520 mit einem 1,0 GHz schnellen Dual-Core-Prozessor, aber nur mit 256 MByte RAM ausgestattet. Dafür liegt der Straßenpreis für das Buffalo-NAS allerdings bei unter 100 Euro.
Ausprobiert: das F2-220 von TerraMaster
TerraMaster hat uns ein F2-220 zur Verfügung gestellt, das wir kurz ausprobieren konnten. Auf dem NAS befindet sich ein großer Aufkleber, der auf die Webseite start.terra-master.com verweist, auf der sich ein Quick Installation Guide befindet. Das ist an sich keine schlechte Idee, wenn im zweiten Schritt der Link auf das deutsche Benutzerhandbuch nicht ins Leere führen würde. Der Link auf das englische User Manual funktioniert jedoch.
Anschließend müssen die Festplatten in den Schubladen befestigt werden. Dazu liegen dem NAS acht passende Schräubchen bei. Der Hersteller legt außerdem einen kleinen Schraubendreher mit in die Packung. Zudem findet sich dort auch ein Adapter für andere Stromnetze. Nach dem Anschluss an das verkabelte Netzwerk und das Stromnetz kann das NAS eingeschaltet werden.
Zur weiteren Konfiguration wird eine Software benötigt, die es sowohl für Windows als auch Mac OS gibt. Nach dem Download und der Installation der Software sucht sie automatisch nach dem NAS im lokalen Netzwerk. Nach einem Klick auf "Login" öffnet sich ein neuer Tab im Browser mit einem Willkommensassistenten. Dieser läuft bereits auf dem NAS.
Verwaltung per TerraMaster Operating System
Nach einem Klick auf "Weiter" führt das NAS zunächst einen Check der verbauten Festplatten durch. Im Test dauerte das bei den beiden eingesetzten 2 TByte großen WD-Red-Festplatten etwa fünf Minuten. Anschließend wird das Betriebssystem des Netzwerkspeichers aktualisiert. TerraMaster hat ein eigenes Betriebssystem namens TOS für seine NAS-Speicher entwickelt. Die Abkürzung steht für TerraMaster Operating System. In diesem Schritt werden dann auch alle Daten auf den Festplatten gelöscht.
Anschließend kann der Admin-Account mit einem Passwort versehen und eine E-Mail-Adresse zur Wiederherstellung eingegeben werden. Danach kann der Raid-Level eingestellt werden. Zur Wahl stehen das empfohlene Raid 1 sowie Raid 0 und JBOD. Bei Raid 1 werden die Daten auf der zweiten Platte gespiegelt. Das erhöht die Sicherheit, reduziert aber den verfügbaren Speicherplatz auf die Hälfte. Die folgende Formatierung der Festplatten dauerte im Test nur wenige Minuten. Anschließend steht das NAS zur Verfügung.
Bei der Konfiguration fiel auf, dass TerraMaster viele Netzwerkdienste nach der Installation automatisch startet. Das öffnet unnötige Sicherheitslöcher. Besser wäre es, die meisten Dienste zu deaktivieren und es dann dem Anwender zu überlassen, die von ihm benötigten Netzwerkdienste zu starten. So bleibt es seine Aufgabe, sich in den Systemeinstellungen durch die Netzwerkdienste zu klicken und alle überflüssigen Dienste selbst zu deaktivieren.
TechHive führte unter anderem Schreib- und Lesetests mit verschiedenen NAS-Geräten durch. Bei den Schreibwerten hängte das F2-220 die Konkurrenten deutlich ab. Bei der Lese-Performance erreichte es jedoch dagegen nur einen eher unterdurchschnittlichen Wert. Bis auf ein Produkt waren alle anderen NAS-Server zumindest etwas schneller.
Fazit
Vergleichbar gut ausgestattete NAS-Systeme kosten normalerweise deutlich mehr als die Produkte von TerraMaster. Das Unternehmen hat allerdings mit dem Problem zu kämpfen, dass seine durchaus gelungenen Produkte hier zu Lande noch kaum bekannt sind. Eine bessere Marktdurchdringung kann dem Anbieter aber nur dann gelingen, wenn er die Zusammenarbeit mit dem Channel intensiviert und seine Abhängigkeit von Amazon reduziert.