Als immer mehr Mitarbeiter bei wichtigen Projekt-Meetings fehlten, schrillten bei der IT-Projektleiterin die Alarmglocken. Schon länger hatte sie geahnt, dass aus ihrem Team die Luft raus war. Die Softwareentwickler arbeiteten langsamer und schoben auch einfache Aufgaben vor sich her. Das Team verhedderte sich in fruchtlosen Diskussionen. Die Stimmung trübte sich, Mitarbeiter meldeten sich krank. Das Projekt stockte. "Kann ein ganzes Team einen Burnout haben?", fragte sich die Managerin.
Immer häufiger geraten tatsächlich ganze Arbeitsgruppen in die Burnout-Falle. Kein Wunder, von ihnen wird viel verlangt. Das Korsett aus Terminen und Budgets ist eng geschnürt. Wochenendarbeit und Sonderschichten vor wichtigen Meilensteinen gelten als selbstverständlich. "Denken Manager nur an die Ziele ihres Projekts und nicht an die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter, so pflastern sie ihrem Team den direkten Weg in den Burnout", warnt Daniel Hendling, Projektspezialist bei der Unternehmensberatung Next Level Consulting.
Anfällig dafür sind vor allem junge Mitarbeiter unter dreißig. Statt Geld und Aufstieg erwartet die "Generation Y" sinnvolle Aufgaben, persönliche Weiterentwicklung und eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben. "Wer heute mit jungen Menschen in Projekten arbeitet, muss besonders intensiv auf die soziale Gesundheit im Team achten", sagt Hendling und rät Projektleitern:
1. Bestandsaufnahme machen
Messen Sie das "soziale Fieber" Ihres Teams. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter möglichst anonym, wie es ihnen im Projekt geht. Zeichnen Sie die Skala eines Fieberthermometers an die Wand. Jeder Mitarbeiter kennzeichnet dann mit einem farbigen Klebepunkt, wie er sich im Team fühlt. Je besser sich das Team fühlt, desto weniger "Fieber" hat es.
2. Diagnose stellen
Bei anhaltend hohem "Teamfieber" sollten Sie eingreifen und die Schwierigkeiten offen ansprechen. Beschreiben Sie gemeinsam die Probleme und suchen Sie strukturiert die Kernursache. Dafür eignen sich Teamworkshops mit klassischen und bewährten Hilfsmitteln wie Brainstorming und Flipcharts. Verfolgen Sie anschließend die Fieberkurve und versuchen Sie, die Selbstheilungskräfte des Teams zu aktivieren.
3. Spielregeln vereinbaren
Legen Sie Spielregeln für die Zusammenarbeit fest. Regeln Sie, wie alle Mitarbeiter miteinander kommunizieren, auf Konflikte reagieren oder sich bei Überlastung von Kollegen verhalten. Solche Regeln vermindern die Belastung, tragen zur Teamgesundheit bei und zahlen sich besonders in stressreichen Projektphasen aus. Die Regeln verabschieden alle gemeinsam. Hängen Sie sie für alle sichtbar aus.
4. Gemeinsame Ziele festlegen
Gemeinsame Projektziele bilden das Fundament für die Teamgesundheit. Sie schaffen Zusammenhalt. Achten Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter die Projektziele verstehen und verinnerlichen. Zusammen mit dem Team grenzen Sie das Projekt von anderen Arbeiten ab (Was gehört zum Projekt - und was nicht?). Anschließend analysieren Sie den Zusammenhang mit dem Unternehmen: Welche Gründe haben zum Projekt geführt? Wann beginnt es mit welchem sichtbaren Ereignis? Wann endet es, und wie geht es danach weiter?
5. Zusammen das Projekt planen
Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter an der Planung des Projekts.Selbstbestimmtes Arbeiten hält Teams gesund und stärkt das Vertrauen. Mitarbeiter, die ihre Arbeit selbst planen und organisieren, sind leistungsfähig und motiviert. Sammeln Sie gemeinsam die Projektanforderungen, entwickeln Sie einen Ergebnisplan und strukturieren Sie auf dieser Basis das Vorhaben. Zudem können Sie sicher sein, dass Ihr Team hinter den Plänen steht und auch stressreiche Arbeitsphasen akzeptiert.
6. Teamgesundheit überwachen
Spielregeln beschließen, gemeinsam Ziele setzen und das Projekt planen: Prüfen Sie regelmäßig, ob die Schutzmaßnahmen gegen den Burnout im Team wirken. Hilfreich dafür ist wiederum das "Fieberthermometer" (siehe Schritt 1). Diskutieren Sie auch mit ihrem Team, welche Maßnahmen Erfolg hatten - und weshalb sie angeschlagen haben.