In der Geräteklasse zwischen Notebook und Mobiltelefon tut sich etwas. Während die Computerhersteller seit Jahren auf den Durchbruch ihrer Tablet-PCs warten, hat iPhone-Erfinder Apple diese Geräteklasse mit dem „iPad“ kurzerhand neu definiert. Statt auf einen Notebookersatz mit berührungsempfindlichem Bildschirm und allen gängigen Computer-Funktionen setzt man auf ein trendiges, tragbares Anzeige- und Abspielgerät für Text, Musik, Video und Internet-Seiten (klick). Mit seiner Bildschirmdiagonale von rund 25 Zentimetern ist das iPad besonders gut zum Lesen von elektronischen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen geeignet (klick).
Das ermöglichen auch so genannte E-Book-Reader, etwa der „Kindle“ vom weltgrößten Buchhändler Amazon. Nachdem in den USA schon rund 3 Millionen Geräte verkauft wurden, ist seit wenigen Wochen auch eine Version für den deutschen Markt erhältlich. Unsere Kollegen von der PC-Welt geben hier einen Überblick über die Technik der neuen Geräte und vergleichen sie mit den Alternativprodukten anderer Hersteller.
Das iPad: Der Tablet-PC von Apple
Das "iPad" von Apple fällt durch sein schlankes Design und einen großen berührungsempfindlichen Bildschirm sofort ins Auge. Das Gerät arbeitet mit einer angepassten Version des iPhone-Betriebssystems „iPhone-OS 3.2“. Es bietet auch die von iPhone und iPod Touch bekannte Gestensteuerung. Apple konnte mit seinen Touch-fähigen Multimedia-Playern und Telefonen bereits Erfahrung auf dem Gebiet sammeln. Praktischer Nebeneffekt: Der hauseigene „App Store“ ist prall gefüllt mit passenden Anwendungen. Die meisten der mehr als 100.000 Apps sollen auch auf dem iPad laufen.
Blickfang ist der Bildschirm mit 24,63 Zentimetern Diagonale und 1.024 x 768 Bildpunkten Auflösung. Der Clou: Je nachdem, wie man das iPad hält, schaltet es das Bild automatisch auf Hoch- oder Querformat. Letzteres ist besonders praktisch für den Genuss von Filmen, die dann im Breitbildformat angezeigt werden. In das untere Drittel des Bildschirms lässt sich bei Bedarf eine Tastatur einblenden, um etwa eine Internet-Adresse einzutippen.
iPad: Mit integrierter WLAN-Technik ins Internet
Für den Ausflug ins Internet ist der Apple-Browser „Safari“ in der aktuellen Version an Bord. Er kann mittlerweile auch die aktuelle Version 5 der Webseiten-Programmiersprache HTML. Allerdings verzichtet Apple weiterhin auf die Flash-Unterstützung. Ein Großteil der Internetseiten, die Adobe Flash für Bewegtbilder und Videos nutzen, bleibt iPad-Besitzern damit versperrt. Gerüchten zufolge wehrt sich Apple gegen Flash auf iPhone & Co., da sich mit der Technologie relativ einfach Anwendungen schreiben lassen. Apple hätte damit nicht mehr das Heft in der Hand, was installierbare Anwendungen angeht.
Den Weg ins Internet findet das iPad über die integrierte WLAN-Technik. Einige Modelle verfügen zusätzlich über ein UMTS-Modem. Allerdings lässt es sich hierzulande bislang nicht nutzen. Der Grund: Telefonkarten im von Apple vorgesehenen Micro-SIM-Format bietet in Deutschland noch kein Mobilfunk-Provider an. Das iPad besitzt ein GPS-Modul zur Navigation, einen digitalen Kompass, einen Beschleunigungsmesser und die Datenfunktechnik Bluetooth 2.1 + EDR.
Eine Kamera ist nicht eingebaut. Sie wäre vor allem für Videotelefonate sehr geeignet. USB-Anschlüsse hat das iPad auch nicht. Deshalb lassen sich wünschenswerte Funktionen oder Geräte wie eine Kamera nicht einfach nachrüsten. Nachteil der zahlreichen integrierten Module und des großen Bildschirms: Das iPad verbraucht viel Strom. Bei einer Gerätetiefe von 13,4 Millimeter ist wenig Platz für den fest eingebauten Akku. Wie üblich gibt Apple die Kapazität der Batterie nicht exakt an. Als maximale Laufzeit nennt der Hersteller zehn Stunden, wenn man Musik hört und Videos ansieht. Dieser Wert kann getrost als Laborergebnis unter optimalen Bedingungen gewertet werden. Die Erfahrung spricht dafür, dass die Laufzeit im Alltag deutlich darunter bleiben wird.
Das iPad verfügt in der günstigsten Variante über 16 GB Speicher. Teurere Modelle bieten 32 oder 64 GB Platz. Ein Einschub für Speicherkarten fehlt. Der interne Speicher lässt sich also nicht erweitern. Optional bietet Apple einen Cardreader an. Der scheint bis jetzt aber nur Bilder zu akzeptieren.
Fazit: Das iPad ergänzt die Produktpalette von Apple. Angesiedelt in einer Nische zwischen iPod und Notebook, macht es keine andere Anschaffung überflüssig. Es ist vielmehr ist ein reines Luxusprodukt. Gedacht es in erster Linie für Trendsetter, die Wert auf eine möglichst einfache Handhabung legen, dafür aber gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen, etwa bei den Anschlüssen.
Bitte beachten Sie dazu auch unsere aktuelle Umfrage "Wie schätzen Sie das iPad von Apple ein?" (--> zur Abstimmung)
Archos 5 Internet Tablet: Alternative mit Android-Betriebssystem
Eine ebenbürtige (wenn auch nur halb so große) Alternative zum iPad kommt von Archos, einem Hersteller von mobilen Multimedia-Playern. Die Besonderheit des „Archos 5 Internet Tablet“: Der Hersteller stattet den kleinen Rechner nicht mit einem ein selbst entwickelte Betriebssystem aus, sondern mit „Android“ von Google. Der Internet-Tablet-Besitzer kann also aus Hunderten von Anwendungen aus dem „Android Market“ auswählen, Googles Pendant zum App Store von Apple.
Als besonderer Pluspunkt könnte sich erweisen, dass Adobe einen eigenen Flash-Player für Android plant. Dieser würde dem Gerät das komplette Internet erschließen, nicht nur (wie beim iPad) spezielle Dienste wie Youtube. Wie schnell der Player auf den Markt kommt, ist derzeit aber noch offen. Genauso wie die Frage, ob die Rechenleistung des Archos-Geräts dafür ausreichen wird.
Kindle und Sony PRS 600 Touch: Aktuelle E-Book-Reader
Mit der Kindle-Serie hat Amazon die E-Book-Reader gesellschaftsfähig gemacht. Seit Oktober 2009 ist der „Kindle 2“ in Deutschland erhältlich, seit Dezember auch die größere Variante „Kindle DX“. Die Geräte besitzen allerdings nur ein amerikanisches Tastaturlayout und eine englischsprachige Bedienerführung. Im „Kindle Store“ gibt es derzeit nur englischsprachige Bücher.
Mit einem Kindle können die Nutzer weltweit auf ein mobiles Internet namens „Whispernet“ zugreifen. Der Dienst ist allerdings nur zum Kauf von Büchern und anderen Kindle-Inhalten gedacht, der Zugriff auf andere Internetseiten ist nicht möglich. Die Zugangskosten werden über die Kindle-Buchpreise abgedeckt.
Die einzige nennenswerte Alternative zum Kindle kommt von Sony: Der „PRS 600 Touch“. Das Gerät wartet mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm auf. Anders als das Amazon-Gerät bietet es keinen Zugriff auf einen Online-Shop und kein integriertes WLAN- oder UMTS-Modem.
Die aktuellen E-Book-Reader glänzen durch ein flaches Design und eine lange Akkulaufzeit. Sie besitzen großzügig bemessenen internen Speicher und arbeiten mit einer neuen Anzeigetechnik. Das gestochen scharfe Bild wird möglich durch „E-Ink“, kurz für elektronische Tinte. Im Bildschirm stecken Millionen von Mikrokapseln. Je nach angelegter elektrischer Spannung sammeln sich die Kapseln in einer anderen Schicht der Anzeige. Sind die Kapseln an der Oberfläche des Bildschirms, wird dieser Bereich schwarz. Kapseln am Boden des Bildschirms erzeugen kein Bild, die Fläche bleibt also weiß.
Der Vorteil dieser Technik: Der Bildschirm benötigt nur Strom, wenn ein Bild oder eine Seite neu aufgebaut wird. Der Nachteil: Derzeit kann E-Ink nur Graustufen darstellen. Auf dem Kindle etwa sind jedoch bereits beeindruckend detailreiche Grafiken und Bilder möglich.
Wie lange ein E-Book-Reader mit einer Akkuladung arbeitet, wird aus diesem Grund nur selten in Zeitwerten angegeben. Sinnvoller ist es, die Zahl der aufgebauten Seiten zu schätzen. Allerdings benötigen auch andere Komponenten der Geräte Strom, beispeilweise das UMTS-Modem. Sowohl das Amazon- als auch das Sony-Gerät verzichten auf eine Hintergrundbeleuchtung. Der Leser benötigt etwa genauso viel Licht wie beim normalen Buch. Inhalte wie E-Books lassen sich wahlweise per USB-Verbindung, über ein integriertes Funkmodul oder per Speicherkarte auf die Reader laden.
Neue Anzeigetechniken: Biegsame Bildschirme und mehr
Aktuelle LCD-Bildschirme benötigen viel Strom. Abhilfe versprechen neue Technologien wie „Mirasol“ von Qualcomm. Es nutzt das einfallende Umgebungslicht, um farbige Bilder anzuzeigen. Man spart so die Hintergrundbeleuchtung ein. Weiterer Vorteil: Je mehr Licht einfällt, desto deutlicher ist das Bild. Auf der Messe CES 2010 (Consumer Electronic Show) in Las Vegas waren bereits serienreife E-Book-Reader mit der Mirasol-Technologie zu sehen.
Bei biegsamen Bildschirmen für elektronische Zeitungen (E-Paper) meldet vor allem LG immer wieder Fortschritte. Vor kurzem hat der Hersteller ein Modell im DIN-A3-Format vorgestellt. Es zeigt eine ganze Zeitungsseite in Originalgröße an. Die Flexibilität des Bildschirms wird durch eine spezielle Folie möglich.
Die Spezifikationen sind in jedem Fall beeindruckend: Der LG-Bildschirm misst 250 x 400 Millimeter, ist nur 0,3 Millimeter dick und wiegt 130 Gramm. Allerdings befindet sich dieser 19-Zoll-Bildschirm noch im Prototyp-Stadium. Ein kleinerer Vertreter misst 11,5 Zoll (knapp 30 Zentimeter, etwa DIN-A4-Größe). Er soll noch in der ersten Hälfte dieses Jahres in größeren Mengen produziert werden.
Lesestoff: Bücher und Zeitschriften in allen Sprachen
Ein Grund für den Erfolg der E-Book-Reader ist der einfache Zugriff auf Lesematerial. Allein im Kindle Store stehen über 340.000 Bücher zum Verkauf. Deutschsprachige E-Books finden sich bei Portalen wie Libreka und Libri, auch aktuelle Bestseller. Das Projekt Gutenberg bietet kostenlos Literatur in 50 verschiedenen Sprachen an. Mehr als 5.400 Bücher vor allem klassischer Autoren sind auf Deutsch dort erhältlich.
Dagegen bereiten bisher nur wenige Tageszeitungsverlage ihre Ausgaben auch für Reader-Geräte auf. So finden sich im Kindle Store mit FAZ und Handelsblatt nur zwei deutsche Zeitungen.
Die Zahl der nicht-englischen Zeitschriften ist noch niedriger. Auf Deutsch ist nur die Wirtschaftswoche zu haben. Das mag daran liegen, dass andere Magazine stärker auf grafische Elemente setzen, etwa Fotos. Diese kommen auf den Schwarzweiß-Bildschirmen der E-Book-Reader nicht zur Geltung. Das könnte sich ändern, wenn sich Tablet-Computer wie das iPad gut verkaufen. Für solche Geräte könnten etwa Magazine elektronische Ausgaben liefern, in denen Texte mit Videos und Internetverweisen ergänzt sind. (PC-Welt/tö)