Der seit langem geplante Stellenabbau bei T-Systems scheint nun konkrete Formen anzunehmen. Die 4.800 Mitarbeiter der T-Systems-Sparte Computing Services und Solutions (CSS) erhalten dieser Tage einen Brief, laut dem sie Angaben zu ihrem "Sozialstatus" machen sollen, heißt es in einem Handelsblatt-Bericht. Insgesamt sollen 100 Arbeitsplätze im Bereich Desktop-Services sowie 1.500 Stellen in den Rechenzentren ins Ausland verlagert werden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Dies könnte betriebsbedingte Kündigungen bei der Tochter der Deutschen Telekom mit sich bringen.
"T-Systems hat ein Profitabilitätsproblem. Insbesondere im Bereich Systemintegration sind zu viele Mitarbeiter beschäftigt, die für das Unternehmen relativ teuer sind", sagt Frank Rothauge, Analyst bei Sal. Oppenheim, im Gespräch mit pressetext. Die Auslastung der Mitarbeiterzahl sei derzeit nicht möglich, zudem würden die meisten Wettbewerber sehr oft mit Outsourcing-Kräften in Osteuropa oder Indien arbeiten. Die Vorbereitungen zu dem nun scheinbar geplanten Mitarbeiterabbau kommen demnach auch nicht ganz überraschend.
Laut Handelsblatt hat T-Systems für die Auslagerung seiner Mitarbeiter vier Standorte in der engeren Auswahl. Zu diesen zählen Kosice in der Slowakei, Debrecen in Ungarn sowie Budapest und Prag. Bis Ende 2009 sollen die Auslagerungen abgeschlossen sein. Lothar Schröder, stellvertretender Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und Verdi-Bundesvorstand, kündigt in dem Bericht Widerstand gegen die Pläne des Unternehmens an. Diese seien "unschlüssig", da der neu bestellte T-Systems-Chef Reinhard Clemens erst mit Dezember seinen Job antritt und seine künftige Geschäftsstrategie noch nicht festgelegt ist.
In einem internen Schreiben an T-Systems-Führungskräfte heißt es zum Anlass für die Mitarbeiterbefragung, dass die CSS-Mitarbeiter noch in diesem Jahr darüber informiert werden sollten, ob sie 2008 von einem Stellenabbau betroffen sind. Ein Sprecher des Unternehmens bezieht sich auf den 2005 vereinbarten Stellenabbauplan, in dessen Rahmen die weiteren Entwicklungen stattfinden. Damals wurde die sozialverträgliche Kürzung von insgesamt 32.000 Arbeitsplätzen vereinbart, 5.500 davon bei T-Systems. Zugleich einigte man sich mit Arbeitnehmervertretern darauf, bis April 2008 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
"Die große Mitarbeiterzahl war auch eines der Hauptprobleme beim geplanten Verkauf der Einheit. Der notwendige Personalabbau hätte zu einem Discount geführt, den die Deutsche Telekom so nicht hinnehmen wollte", erläutert Rothauge. Die Telekom-Tochter kämpft neben dem hohen Personalbestand mit sinkenden Umsätzen. Während der ursprünglich geplante Verkauf der Mehrheit am Großkundengeschäft aufgrund mangelnden Käuferinteresses scheiterte, wird nun nach einem Partner für Teile des Geschäftsbereiches gesucht. Wenn das Unternehmen das Kostenthema in den Griff bekommt, steht auch einer erfolgreichen Zukunft nichts im Wege, so Rothauge. "Die Marktstellung ist stark, nur die Kostenstruktur ist zu hoch." Diese zu senken, sei machbar - der Erfolg hänge jedoch auch von der Qualität des neuen Managements ab. Zudem sei es notwendig, international zu wachsen. (pte/rw)