Digitale Transformation

Systemhäuser sollten cloudifizieren

20.01.2017 von Holger Nicolay
Mit dem bedarfsgerechten Mix aus Colocation, Private und Public Cloud-Angeboten bieten Systemhäuser für ihre Kunden die Basis zur digitalen Transformation.

Bislang lieferten Systemhäuser kleinen und mittelständischen Unternehmen oft nur ausgewählte Hard- und Software. Doch mit dem Digitalisierungsdruck reicht dies nicht mehr aus. Selbst Kunden, die derzeit noch einen hohen Anteil an eigener IT besitzen, bereiten sich mittlerweile auf die Nutzung unterschiedlicher hybrider Cloud-Konzepte vor.

Systemhäuser haben vielfältige Möglichkeiten, ihren Kunden passende Cloud-Dienste anzubieten.
Foto: watcharakun - shutterstock.com

Dies belegt zum Beispiel eine Umfrage von Research in Action, im Auftrag von Interxion, aus dem Jahr 2016 unter mehr als 500 IT-Entscheidern mit Budgetverantwortung von deutschen Unternehmen verschiedener Branchen. Demnach favorisieren heute 43,6 Prozent der Befragten das eigenbetriebene Rechenzentrum, gefolgt von Outsourcing mit 33,8 Prozent, Colocation mit 9,4 Prozent sowie die hybride (7,6 Prozent) und öffentliche Cloud (3,8 Prozent). Bis 2020 werden sowohl die Hybrid Cloud (22,8 Prozent) als auch das Colocation-Modell (18,6 Prozent) erhebliche Wachstumsraten erzielen. Dagegen will nur noch weniger als die Hälfte der Nutzer eigene Rechenzentren betreiben (20,4 Prozent) oder komplett an einen Service Provider auslagern (24,8 Prozent). Bei der Public Cloud verdreifacht sich die Anwenderzahl zwar, doch bleibt diese Variante mit 10,8 Prozent das Schlusslicht unter den IT-Modellen.

Die Gründe

Woran liegt diese Entwicklung? Der große Anteil an On-Premise-Lösungen liegt zum einen daran, dass es lange Zeit keine vernünftige Alternative zum Betrieb eines eigenen Rechenzentrums gab und zum anderen an den Compliance-Anforderungen bei Datenhoheit und Datenschutz. Im Zuge des Fachkräftemangels und steigender Kosten für Neuinvestitionen und Betrieb setzen aber immer mehr Unternehmen auf externe Hosting-Dienste, welche die entsprechenden Anforderungen inzwischen erfüllen können. Vor allem Unternehmen, deren Kernkompetenz nicht im IT-Betrieb liegt, können sich durch das Mieten von Servern in externen Rechenzentren Geld sparen.

Gerade die vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten der Hybrid Cloud zur Erfüllung verschiedener Bedürfnisse durch unterschiedliche Services sind für viele kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv. Doch kann dadurch eine komplexe Anwendungs-Infrastruktur entstehen, die einen gewissen Management-Aufwand erfordert - auch um die Gefahr der Schatten-IT zu begrenzen. Daher sehen viele Unternehmen Colocation als ersten wichtigen Schritt, um einen großen Teil der Kosten für ein eigenes Rechenzentrum zu vermeiden, ohne die Infrastruktur wesentlich zu ändern. Außerdem erhalten sie damit schon eine hohe Redundanz. Das klassische Outsourcing verliert dagegen an Bedeutung, da hier die Gefahr eines Vendor-Lockin hoch ist. Angesichts der großen Veränderungsgeschwindigkeit der IT-Technologien bieten die oft langfristigen Verträge nicht die Flexibilität, schnell auf neue Marktanforderungen reagieren zu können.

Möglichkeiten für Systemhäuser

Was bedeutet dies für Systemhäuser? Wer heute seinen Kunden nicht den Weg in die Cloud aufzeigt und sie dabei begleitet, könnte auch das - parallel noch lange Zeit existierende - On-Premise-Geschäft verlieren. Schon jetzt bieten viele Systemhäuser Services im IT-Betrieb. Colocation-Partner liefern die benötigten Basis-Rechenzentrumsdienstleistungen wie Strom- und Notstrom-Versorgung, Klimatisierung, Verkabelung, Systeme zur Erkennung von Bränden und Wassereintritt sowie Sicherheitskontrollsysteme. Gleichzeitig nehmen sie auch eine Vielzahl an Dienstleistungen rund um Zertifizierungen und Auditierungen wahr. Auf Basis dieser Vorleistungen wird der Grundstein für die Integration von Public Cloud Services gelegt. Entscheidend wird dabei sein, diesen Weg mit der Integration von mobilen Lösungen und einer professionellen sowie zertifizierten Rechenzentrumsumgebung im 24x7-Betrieb konsequent weiter zu verfolgen.

Die 25 größten Systemhäuser 2016 in Deutschland
Die 25 größten Systemhäuser 2016 in Deutschland
Auch 2016 hat ChannelPartner wieder die Umsatzzahlen der größten Systemhäuser in Deutschland abgefragt und daraus eine Rangliste erstellt. Es gibt einen neuen Spitzenreiter! Und auch sonst gab es in dem Ranking viele Verschiebungen, Neulinge sowie Auf- und Absteiger.
Platz 26: IT-Haus
Umsatz in Deutschland 2015: 93,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: nicht gelistet <br> Umsatz in Deutschland 2014: 81,6 Mio. €
Platz 25: conet
Umsatz in Deutschland 2015: 93,7 Mio. € <br><br> Platz 2014: nicht gelistet <br> Umsatz in Deutschland 2014: 93,3 Mio. €
Platz 24: Insight Technology Solutions
Umsatz in Deutschland 2015: 100 Mio. € (geschätzt) <br><br> Platz 2014: nicht gelistet <br> Umsatz in Deutschland 2014: 98,2 Mio. €
Platz 23: Concat
Umsatz in Deutschland 2015: 106,5 Mio. € <br><br> Platz 2014: nicht gelistet <br> Umsatz in Deutschland 2014: 95,0 Mio. €
Platz 22: MR Datentechnik
Umsatz in Deutschland 2015: 139,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 20 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 129,0 Mio. €
Platz 21: Profi Engineering Systems
Umsatz in Deutschland 2015: 148,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 18 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 130,0 Mio. €
Platz 20: Adesso
Umsatz in Deutschland 2015: 152,7 Mio. € <br><br> Platz 2014: 19 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 131,9 Mio. €
Platz 19: Datagroup
Umsatz in Deutschland 2015: 156,1 Mio. € <br><br> Platz 2014: 17 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 151,1 Mio. €
Platz 18: ACP Deutschland
Umsatz in Deutschland 2015: 165,1 Mio. € <br><br> Platz 2014: 23 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 102,0 Mio. €
Platz 17: Inforsacom Logicalis
Umsatz in Deutschland 2015: 185,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 22 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 107,0 Mio. €
Platz 16: All for One Steeb
Umsatz in Deutschland 2015: 204,2 Mio. € <br><br> Platz 2014: 14 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 185,3 Mio. €
Platz 15: Controlware
Umsatz in Deutschland 2015: 205,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 15 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 175,0 Mio. €
Platz 14: Ratiodata
Umsatz in Deutschland 2015: 207,5 Mio. € <br><br> Platz 2014: 12 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 207,5 Mio. €
Platz 13: ESG Elektroniksystem- und Logistik
Umsatz in Deutschland 2015: 219,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: - <br> Umsatz in Deutschland 2014: 213,0 Mio. €
Platz 12: Infosys
Umsatz in Deutschland 2015: 250,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 10 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 229,0 Mio. €
Platz 11: SVA System Vertrieb Alexander
Umsatz in Deutschland 2015: 283,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 9 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 232,0 Mio. €
Platz 9: arvato Systems
Umsatz in Deutschland 2015: 373,1 Mio. € <br><br> Platz 2014: 6 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 336,9 Mio. €
Platz 8: Dimension Data
Umsatz in Deutschland 2015: 465,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 5 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 440,0 Mio. €
Platz 7: NTT Data
Umsatz in Deutschland 2015: 514,7 Mio. € <br><br> Platz 2014: - <br> Umsatz in Deutschland 2014: 415,7 Mio. €
Platz 6: Comparex
Umsatz in Deutschland 2015: 639,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 5 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 667,0 Mio. €
Platz 3: Atos
Umsatz in Deutschland 2015: 1.560,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: - <br> Umsatz in Deutschland 2014: 1.587,0 Mio. €
Platz 3: Computacenter
Umsatz in Deutschland 2015: 1.560,0 Mio. € <br><br> Platz 2014: 2 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 1.450,0 Mio. €
Platz 2: Bechtle
Umsatz in Deutschland 2015: 1.957,6 Mio. € <br><br> Platz 2014: 1 <br> Umsatz in Deutschland 2014: 1.775,4 Mio. €
Die 12 größten Systemhäuser 2016 in Deutschland
Die Plätze 13 bis 25 im Ranking der 25 größten Systemhäuser 2016 in Deutschland

Wollen Systemhäuser nur beratend tätig sein und ihre Kunden die Vertragsbeziehung mit einem Colocation Provider selbst verantworten, bieten sich gemeinsame vertriebliche Aktivitäten und Provisionierung, ähnlich einem Empfehlungsprogramm, an. Dabei treten reine Colocation-Anbieter in der Regel nicht in den Wettbewerb mit ihren Systemhaus-Kunden, da das eigene Portfolio ausschließlich Basis-Rechenzentrumsinfrastruktur und damit keinerlei IT-Betriebsservices umfasst.

Um auch Public-Cloud-Lösungen bereitzustellen, pflegen einige Rechenzentrumsprovider Partnerschaften mit Anbietern wie Amazon, Microsoft oder IBM. Dadurch erhalten Kunden direkten Zugriff auf verschiedene Clouds. Diese Plattform verknüpft die Vorteile von Cloud-Services für rechen- und speicherintensive Anwendungen mit der hohen Sicherheit, die Colocation-Anbieter in ihren lokalen Rechenzentren für private Infrastrukturen bieten.

Fazit

Systemhäuser müssen sich kontinuierlich verändern, wenn sie erfolgreich bleiben wollen. Neben Cloud-Angeboten erbringen sie aber auch weiterhin ihre eigenen Services wie Beratung, Implementierung und Monitoring im Betrieb. Damit beweisen sie, dass die Cloud und ein nachhaltiges Angebot eigener Wertschöpfungen sich keinesfalls ausschließen.