Bislang lieferten Systemhäuser kleinen und mittelständischen Unternehmen oft nur ausgewählte Hard- und Software. Doch mit dem Digitalisierungsdruck reicht dies nicht mehr aus. Selbst Kunden, die derzeit noch einen hohen Anteil an eigener IT besitzen, bereiten sich mittlerweile auf die Nutzung unterschiedlicher hybrider Cloud-Konzepte vor.
Dies belegt zum Beispiel eine Umfrage von Research in Action, im Auftrag von Interxion, aus dem Jahr 2016 unter mehr als 500 IT-Entscheidern mit Budgetverantwortung von deutschen Unternehmen verschiedener Branchen. Demnach favorisieren heute 43,6 Prozent der Befragten das eigenbetriebene Rechenzentrum, gefolgt von Outsourcing mit 33,8 Prozent, Colocation mit 9,4 Prozent sowie die hybride (7,6 Prozent) und öffentliche Cloud (3,8 Prozent). Bis 2020 werden sowohl die Hybrid Cloud (22,8 Prozent) als auch das Colocation-Modell (18,6 Prozent) erhebliche Wachstumsraten erzielen. Dagegen will nur noch weniger als die Hälfte der Nutzer eigene Rechenzentren betreiben (20,4 Prozent) oder komplett an einen Service Provider auslagern (24,8 Prozent). Bei der Public Cloud verdreifacht sich die Anwenderzahl zwar, doch bleibt diese Variante mit 10,8 Prozent das Schlusslicht unter den IT-Modellen.
Die Gründe
Woran liegt diese Entwicklung? Der große Anteil an On-Premise-Lösungen liegt zum einen daran, dass es lange Zeit keine vernünftige Alternative zum Betrieb eines eigenen Rechenzentrums gab und zum anderen an den Compliance-Anforderungen bei Datenhoheit und Datenschutz. Im Zuge des Fachkräftemangels und steigender Kosten für Neuinvestitionen und Betrieb setzen aber immer mehr Unternehmen auf externe Hosting-Dienste, welche die entsprechenden Anforderungen inzwischen erfüllen können. Vor allem Unternehmen, deren Kernkompetenz nicht im IT-Betrieb liegt, können sich durch das Mieten von Servern in externen Rechenzentren Geld sparen.
Gerade die vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten der Hybrid Cloud zur Erfüllung verschiedener Bedürfnisse durch unterschiedliche Services sind für viele kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv. Doch kann dadurch eine komplexe Anwendungs-Infrastruktur entstehen, die einen gewissen Management-Aufwand erfordert - auch um die Gefahr der Schatten-IT zu begrenzen. Daher sehen viele Unternehmen Colocation als ersten wichtigen Schritt, um einen großen Teil der Kosten für ein eigenes Rechenzentrum zu vermeiden, ohne die Infrastruktur wesentlich zu ändern. Außerdem erhalten sie damit schon eine hohe Redundanz. Das klassische Outsourcing verliert dagegen an Bedeutung, da hier die Gefahr eines Vendor-Lockin hoch ist. Angesichts der großen Veränderungsgeschwindigkeit der IT-Technologien bieten die oft langfristigen Verträge nicht die Flexibilität, schnell auf neue Marktanforderungen reagieren zu können.
Möglichkeiten für Systemhäuser
Was bedeutet dies für Systemhäuser? Wer heute seinen Kunden nicht den Weg in die Cloud aufzeigt und sie dabei begleitet, könnte auch das - parallel noch lange Zeit existierende - On-Premise-Geschäft verlieren. Schon jetzt bieten viele Systemhäuser Services im IT-Betrieb. Colocation-Partner liefern die benötigten Basis-Rechenzentrumsdienstleistungen wie Strom- und Notstrom-Versorgung, Klimatisierung, Verkabelung, Systeme zur Erkennung von Bränden und Wassereintritt sowie Sicherheitskontrollsysteme. Gleichzeitig nehmen sie auch eine Vielzahl an Dienstleistungen rund um Zertifizierungen und Auditierungen wahr. Auf Basis dieser Vorleistungen wird der Grundstein für die Integration von Public Cloud Services gelegt. Entscheidend wird dabei sein, diesen Weg mit der Integration von mobilen Lösungen und einer professionellen sowie zertifizierten Rechenzentrumsumgebung im 24x7-Betrieb konsequent weiter zu verfolgen.
Wollen Systemhäuser nur beratend tätig sein und ihre Kunden die Vertragsbeziehung mit einem Colocation Provider selbst verantworten, bieten sich gemeinsame vertriebliche Aktivitäten und Provisionierung, ähnlich einem Empfehlungsprogramm, an. Dabei treten reine Colocation-Anbieter in der Regel nicht in den Wettbewerb mit ihren Systemhaus-Kunden, da das eigene Portfolio ausschließlich Basis-Rechenzentrumsinfrastruktur und damit keinerlei IT-Betriebsservices umfasst.
Um auch Public-Cloud-Lösungen bereitzustellen, pflegen einige Rechenzentrumsprovider Partnerschaften mit Anbietern wie Amazon, Microsoft oder IBM. Dadurch erhalten Kunden direkten Zugriff auf verschiedene Clouds. Diese Plattform verknüpft die Vorteile von Cloud-Services für rechen- und speicherintensive Anwendungen mit der hohen Sicherheit, die Colocation-Anbieter in ihren lokalen Rechenzentren für private Infrastrukturen bieten.
Fazit
Systemhäuser müssen sich kontinuierlich verändern, wenn sie erfolgreich bleiben wollen. Neben Cloud-Angeboten erbringen sie aber auch weiterhin ihre eigenen Services wie Beratung, Implementierung und Monitoring im Betrieb. Damit beweisen sie, dass die Cloud und ein nachhaltiges Angebot eigener Wertschöpfungen sich keinesfalls ausschließen.