Zuwachsraten allenthalben

Systemhäuser in Deutschland - Stimmungslage 2011

24.08.2011 von Ronald Wiltscheck
Was beschäftigt derzeit die deutschen ITK-Systemhäuser? Welche Sorgen und Nöte plagen sie? Wie schätzen sie ihre Aussichten für 2012 ein? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet die aktuelle ChannelPartner-Studie "Top 25 Systemhäuser 2011".

Was beschäftigt derzeit die deutschen ITK-Systemhäuser? Welche Sorgen und Nöte plagen sie? Wie schätzen sie ihre Aussichten für 2012 ein? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet die aktuelle ChannelPartner-Studie "Top 25 Systemhäuser 2011", die auf dem Systemhauskogress "Chancen 2012" Ende August in Düsseldorf vorgestellt wurde.

18 der Top-25-Systemhäuser sind im Vorjahr zweistellig gewachsen. Das ist umso bemerkenswert, als dass schon Ende 2009 die Umsätze wieder anzogen. 2010 hat die IT-Konjunktur dann erst richtig Fahrt aufgenommen und dieser Trend setzt sich auch 2011 fort, von einer sich abschwächenden Nachfrage nach IT-Equipment und Dienstleistungen ist keine Spur zu sehen.

Optimismus bleibt ungebrochen


So rechnet auch kein einziges von uns befragtes Systemhaus 2011 mit geringeren Erlösen als im Vorjahr. Über ein Viertel (25,5 Prozent) glaubt gar, in diesem Jahr viel stärker zulegen zu können, als der Markt. Zumindest etwas über den durchschnittlichen Wachstumserwartungen sehen sich fast zwei Drittel (65,5 Prozent) der von uns befragten IT-Dienstleister.

Und nicht einmal jedes zehnte Systemhaus (9,1 Prozent) nimmt an, seine Umsätze 2011 nur so kräftig wie der Durchschnitt steigern zu können. Damit zeigen sich deutsche IT-Dienstleister in diesem Jahr etwas optimistische als 2010, auch wenn die ganz große Euphorie vorbei zu sein schein. Im Vorjahr glaubten noch 39 Prozent der deutschen Systemhäuser, weit stärker als der Markt zu wachsen und weitere 45,5 Prozent nahmen 2010 an, zumindest leicht überdurchschnittlich zulegen zu können. Dafür rechneten aber im Vorjahr 13,8 Prozent der von uns befragten IT-Dienstleister mit stagnierenden oder gar fallenden Umsätzen. Dies zumindest hat sich nicht bewahrheitet, alle Top-25-Systemhäuser konnten 2010 ihre Erlöse erhöhen.

Und so rechnen die hiesigen ITK-Dienstleister, 2011 auf jeden Fall wieder wachsen zu können: Alle von uns befragten Häuser wollen dies zuallererst aus eigener Kraft tun, fast ein Drittel (32,14 Prozent) von ihnen will 2011 noch andere Firmen übernehmen. 2010 zeigten sich diese Firmen ähnlich optimistisch bezüglich ihrer Wachstumserwartungen, allerdings plante im Vorjahr nur ein Fünftel (20,34%) der von uns befragten Unternehmen, Wettbewerber zu übernehmen, die große Mehrheit (96,6 Prozent) wollte organisch wachsen.
Dass es in den nächsten zwölf Monaten zu weiteren Übernahmen und Fusionen, womöglich auch zu Insolvenzen kommt, damit rechnen über zwei Drittel (68,4%) der hiesigen Systemhäuser, wovon einige aber Insolvenzen ausdrücklich ausgeschlossen haben.

Weniger als ein Achtel der IT-Dienstleister hier zu Lande (12,3 Prozent) glaubt nicht an weitere Pleiten und Übernahmen, der Rest wollte sich dazu nicht äußern. Was den Geschäftsverlauf der nächsten zwölf Monate betrifft, da zeigen alle Systemhäuser durch die Reihe ungebrochenen Optimismus. 72 Prozent von ihnen rechnen gar mit einer weiteren Verbesserung ihrer Lage, der Rest glaubt, dass es zumindest nicht schlechter wird. Fast exakt die gleichen Aussagen (70 Prozent positiv, 30 Prozent neutral) taten die Systemhäuser 2010, als wir sie nach ihren Aussichten für das kommende Geschäftsjahr fragten.

Fachkräftemangel ist das alles beherrschende Thema


Nachdem alle von uns in das Panel aufgenommen Systemhäuser aus eigener Kraft wachsen wollen, müssen sie zum großen Teil auch neue Fachkräfte anwerben. Und in der Tat, fast alle Teilnehmer an unserer Studie wollen 2011 neues Personal einstellen, lediglich ein Systemhaus plant, seinen Personalstamm "nur" stabil zu halten, und ein einziger Dienstleister möchte nächstes Jahr tatsächlich mit weniger Mitarbeitern auskommen.

Doch dies könnte in Zukunft immer mehr Systemhäusern blühen, denn der Nachwuchs - besonders in der IT-Industrie - ist rar, und so wird es für viele Unternehmen in dieser Branche immer schwieriger, offene Stellen adäquat zu besetzen. Das wird auch aus den Antworten der Systemhäuser auf die Frage nach ihren größten Sorgen ersichtlich. So finden fast 90 Prozent der von uns befragten IT-Dienstleister nicht die dringende benötigten Fachkräfte. Das ist ein historischer Höchstwert. Vor einem Jahr bekümmerten die Nachwuchssorgen "lediglich" 57,6 Prozent der Systemhäuser, im Vorkrisenjahr 2008 konnten aber auch schon beachtliche 77,8 Prozent der IT-Dienstleister nicht genügend viele Fachkräfte finden, 2009 sank dieser Anteil - krisenbedingt - auf knappe 32 Prozent.

Dass die Krise 2011 endgültig vorbei ist, spiegelt sich auch in dem geringen Anteil derjenigen Häuser wieder, die mit zu geringen Margen kämpfen müssen - dies trifft nur für etwas mehr als ein Viertel der Studienteilnehmer (26,3 Prozent) zu, über zu wenige Aufträge beklagte sich nur ein einziger Dienstleister, und gar keiner von ihnen berichtete von fehlenden Aufträgen. Das war im Krisenjahr 2009 noch ganz anders: Damals waren 57,4 Prozent der Systemhäuser der Ansicht, dass sie zu wenige Aufträge hatten, und auch mit ihren Margen zeigte sich über die Hälfte (51,1 Prozent) unzufrieden. 2010 hellte sich die Stimmung schon merklich auf: Da beklagten sich nur noch 17 Prozent über fehlende Aufträge, und von unzureichenden Margen berichteten vor einem Jahr 45,8 Prozent der Systemhäuser.

Doch viele Projekte bedeuten nicht, dass sonst alles in Ordnung wäre. Über steigendes Direktgeschäft der Hersteller beschweren sich dieses Jahr mehr als vier von zehn Systemhäusern (40,4 Prozent), dieser Anteil blieb von 2008 bis 2010 weitgehend stabil und variierte lediglich zwischen 34 und 42,6 Prozent. Das gleiche gilt für den Wettbewerbsdruck innerhalb der Systemhaus-Landschaft. Diesen zählten dieses Jahr 26,3 Prozent der IT-Dienstleister zu ihren Hauptsorgen, in den Vorjahren waren es zwischen 22,2 und 27,7 Prozent der befragten Unternehmen, die mit ihren Wettbewerbern zu kämpfen hatten. (rw)