Welche Sorgen und Nöte plagen derzeit die Systemhäuser in Deutschland? Wie sind die Aussichten für 2011? Werden die Systemhäuser hier zu Lande neues Personal einstellen oder eher nicht? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet die nachfolgende Analyse.
Auch in diesem Jahr haben wir die 75 größten Systemhäuser in Deutschland nach den für sie wichtigsten Problemen gefragt. Und dass auch für die Systemhäuser die Wirtschaftskrise vorbei ist, lässt sich nicht nur an deren derzeit steigenden Umsätzen und erhöhten Profitabilität ablesen, sondern auch aus den Antworten auf die Frage nach ihren derzeit größten Sorgen und Nöte eruieren.
War vor einem Jahr noch die schlechte Auftragslage (57,4 Prozent) die größte Sorge hiesiger Corporate Reseller, so hat sich hier 2010 wieder das Vorkrisenszenario aus dem Jahr 2008 eingestellt. Damals klagten 77,8 Prozent der großen deutschen Systemhäuser über fehlenden qualifizierten Nachwuchs. Mittlerweile ist der Fachkräftemangel wieder die Sorge Nummer eins bei den Systemhäusern. 57,5 Prozent der von ChannelPartner befragten IT-Dienstleister können aktuell nicht alle ihre freien Positionen adäquat besetzen.
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Die Krise ist überwunden
Auch die Ertragslage der von ChannelPartner befragten Systemhäuser hat sich gegenüber 2009 leicht verbessert. Waren im Vorjahr noch mehr als die Hälfte (51,1 Prozent) der hiesigen IT-Dienstleister mit ihrer Margensituation nicht zufrieden, so sank der Anteil derjenigen, die sich über zu hohe Kosten beschweren, 2010 auf 45,8 Prozent. Die am dritthäufigsten (37,3 Prozent) genannte Sorge der bundesdeutschen Systemhäuser war das steigende Direktgeschäft der Hersteller. Hierbei wird explizit nicht nur Dell als Hauptkonkurrent genannt, sondern auch Größen wie Siemens, IBM, HP und Fujitsu. Offenbar üben hier die Cloud-Ambitionen dieser Hersteller Einfluss auf das Urteil der Corporate Reseller aus.
Der Wettbewerbsdruck seitens der anderen Systemhäuser bleibt hingegen hoch (Sorge Nummer vier, Anteil der Nennungen: 27,1 Prozent). Welche Corporate Reseller dabei besonders aggressiv vorgehen, dazu später mehr. Das im Vorjahr noch am meisten die Systemhäuser bedrängende Problem, die ungenügende Auftragslage, scheint 2010 wie weggeblasen. Statt wie im Vorjahr 57,4 Prozent bekümmert der Auftragseingang derzeit nur 16,9 Prozent der von ChannelPartner befragten Systemhäuser. Während die Vorfinanzierung von Projekten nach wie vor für jeden sechsten Dienstleister (16,9 Prozent) manchmal ein Problem darstellt, klagt nur jedes 20te Systemhaus (5,1 Prozent) über fehlendes Projektgeschäft. 2009, im Jahr der Krise, waren es noch vier Mal so viele IT-Dienstleister (21,3 Prozent), die gerne mehr gearbeitet hätten.
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Die Wettbewerbslandschaft
Doch wie heißen nun die wichtigsten Mitspieler am deutschen Systemhausmarkt? Wir haben die hierzulande bedeutendsten Corporate Reseller nach den für sie wichtigsten Konkurrenten gefragt. Demnach bleibt Bechtle nach wie vor das als Konkurrent am meisten gefürchtete Systemhaus Deutschlands: 64,4 Prozent der von ChannelPartner befragten IT-Dienstleister betrachten das württembergische Urgestein als ihren schärfsten Wettbewerber.
Den zweiten Platz in diesem "Neid-Ranking" belegt wie im Vorjahr Computacenter mit 54,2 Prozent der Nennungen. Rang drei in der Liste der namentlich genannten Systemhauswettbewerber hat sich Cancom mit 33,9 Prozent an Nennungen "erkämpft" und damit T-Systems (32,2 Prozent) auf den vierten Platz verwiesen. Ausschlaggebend dafür dürften die jüngsten Übernahmen der bayerischen Schwaben (Sysdat, Bürotex), aber auch Cancoms exzellenter Ruf bei der eigenen Klientel sein. Da wird es für die anderen schwer, solche Kunden von den eigenen Konzepten zu überzeugen.
Da hat offensichtlich PC-Ware einiges an Schlagkraft verloren, nur 13,6 Prozent der hiesigen Systemhäuser betrachten die Leipziger als ernst zu nehmenden Konkurrenten. Weitere nicht mehr namentlich aufgeführten überregionalen Systemhäuser schneiden da schon mit 39 Prozent Nennungen weit besser ab. Aber auch die nur lokal agierenden kleineren Corporate Reseller werden von 35,6 Prozent der "Großen" als marktbestimmende Größen wahrgenommen.
Hersteller betrachtet jedes fünfte der Top-75-Systemhäuser als Wettbewerber, dies relativiert immerhin ein wenig die Aussage zum Direktgeschäft der Hersteller als drittwichtigste Sorge der Systemhäuser (37,3 Prozent an Nennungen). Offenbar ist dies mehr eine diffuse, nicht in jedem Fall nachvollziehbare Angst. Dienstleister aller Art außerhalb des Systemhausumfelds werden von 27,1 Prozent der Corporate Reseller als Wettbewerber eingeschätzt.
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Konsolidierung schreitet voran
Nicht nur die letztjährige Insolvenz der TDMi-Gruppe und die fortgesetzte Akquisitionstätigkeit der führenden Systemhäuser bestätigen es: Die Konsolidierung im deutschen Systemhausmarkt schreitet voran. Was ihre Inlandsumsätze betrifft, werden sich nach ersten Schätzungen die deutschen Top-3-Systemhäuser (Computacenter, Bechtle und Cancom) weiter von ihren Verfolgern absetzen können. Und fast drei Viertel aller von Channel-Partner befragten großen Corporate Reseller in Deutschland glauben, dass es im Laufe der kommenden zwölf Monate zu weiteren Fusionen und Akquisitionen, aber auch Insolvenzen kommen wird. Nur jedes zehnte Systemhaus ist der Ansicht, dass bis Mitte 2011 diesbezüglich alles beim Alten bleiben wird.
Und naturgemäß nehmen die befragten Systemhäuser an, dass sie bei diesem Prozess selbst den aktiven Part übernehmen werden, denn fast alle wollen in diesem Jahr noch aus eigener Kraft wachsen, jeder fünfte Corporate Reseller plant in den nächsten zwölf Monaten kleinere oder auch größeren Akquisitionen, und jedes 20. von ChannelPartner befragte Systemhaus spielt mit dem Gedanken, mit Wettbewerbern zu fusionieren und somit schlagkräftigere Einheiten zu bilden.
Und die Ausgangsposition für derartige Aktionen scheint gar nicht mal so schlecht zu sein, denn mehr als zwei Drittel (69,5 Prozent) der hiesigen Systemhäuser gehen von einer weiteren Verbesserung der konjunkturellen Lage aus, die dann Spielraum für Übernahmen schaffen könnte. Fast der gesamte Rest (28,8 Prozent) der deutschen IT-Dienstleister vertritt die Ansicht, dass sich das Investitionsklima in den nächsten zwölf Monaten zumindest nicht verschlechtern wird. Lediglich ein einziges Systemhaus sieht bereits die nächste Krise auf uns zukommen.
Im Vorjahr fielen die Antworten auf die Fragen nach der Einschätzung der Konjunkturklimas noch ganz anders aus. Da gingen noch mehr als die Hälfte (58,7 Prozent) der Systemhäuser von einer weiteren Verschlechterung ihrer Auftragslage aus, und nur 6,5 Prozent der Corporate Reseller zeigten sich diesbezüglich optimistisch und glaubten an einen baldigen Aufschwung - der ja dann bekanntlich schneller kam als erwartet.
Die im Vergleich zum Vorjahr weitaus optimistischere Grundeinstellung zu den konjunkturellen Aussichten spiegelt sich auch in der Personalplanung der deutschen Systemhäuser wider. So wollen 76,3 Prozent von ihnen neue Mitarbeiter einstellen, im Vorjahr betrug dieser Anteil nur 40,4 Prozent. Entlassungen sind dieses Jahr nirgendwo vorgesehen, 2009 war das noch bei 4,3 Prozent der Systemhäuser ein Thema. Diese mitarbeiterfreundliche Politik ist ganz sicher der erleichterten Kurzarbeitregelung der Bundesregierung zu verdanken. Einige Systemhäuser machten 2009 regen Gebrauch von der Kurzarbeit, die aber derzeit keine große Rolle mehr spielt. Angesichts des Fachkräftemangels ist es daher kein Wunder, dass die Systemhäuser, die keine Neueinstellungen planen, zumindest ihren Personalstamm halten wollen (22 Prozent).
Optimistisch zeigen sich die deutschen Systemhäuser auch, was ihre eigenen Umsatzerwartungen betrifft. So rechnet nur ein einziger von ChannelPartner befragte Corporate Reseller hierzulande 2010 mit geringeren Erlösen als 2009. Sieben der IT-Dienstleister gehen davon aus, 2010 zumindest nicht schlechter abzuschneiden als im Vorjahr. Der überwiegende Rest - 84,8 Prozent der großen deutschen Systemhäuser - glaubt, dass ihre Umsätze in diesem Jahr höher ausfallen werden als 2009; 39 Prozent sind gar der festen Überzeugung, 2010 deutlich besser abzuschneiden als im Vorjahr und damit auch weit stärker zu wachsen als der Markt. (rw)
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