Im November 2024 vereinbarte der Gebrauchtsoftware-Händler Capefoxx eine enge Partnerschaft mit Origina, einem Anbieter von Support und Sicherheitsupdates für gebrauchte VMware- und IBM-Software - die Marktbereinigung im Handel mit Gebrauchtsoftware schreitet voran.
ChannelPartner befragte Thomas Huth, den Chairman der Capefoxx AG, zu den unmittelbaren Auswirkungen dieser Kooperation.
ChannelPartner.de: Warum seid Ihr diese Verbindung mit Origina eingegangen?
Thomas Huth, Chairman der Capefoxx AG: Dadurch können wir nun gleichwertigen, aber deutlich kostengünstigeren Support für VMware- und IBM-Software anbieten. Von nun an stellt Origina die nötigen Security-Patches bereit und sichert somit einen nachhaltigen Support.
ChannelPartner.de: Nach der Übernahme von VMware hat Broadcom wegen hoher Lizenzgebühren große Kritik geerntet. Wie reagiert Ihr darauf?
Thomas Huth, Capefoxx AG: Das ist korrekt. Seit der Übernahme von VMware durch Broadcom erleben Unternehmen eine massive Kostensteigerung, teils von bis zu 1.200 Prozent. Besonders problematisch ist der Übergang zu Abo-Modellen, der viele Firmen unter erheblichen Druck setzt. Diese Strategie schafft Abhängigkeiten und monopolartige Strukturen, die für Unternehmen nur schwer zu durchbrechen sind.
ChannelPartner.de: Aber es gibt doch Möglichkeiten, genau diese Strukturen zu durchbrechen und wieder mehr Unabhängigkeit zu gewinnen, oder?
Thomas Huth: Der Einsatz gebrauchter Softwarelizenzen bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre IT-Strategie gezielt zu steuern und dabei erhebliche Kosteneinsparungen zu realisieren. Das Besondere: Nutzungsrechte können sich nicht erschöpfen. Gebrauchte Softwarelizenzen stehen daher in Qualität und Funktionalität neuen Lizenzen vom Hersteller in nichts nach - sie sind lediglich deutlich günstiger.
Je nach Bedarf und Anforderungen können Unternehmen bei aktuellen Versionen mindestens 30 Prozent an Lizenzkosten sparen, während bei älteren Versionen Einsparungen von bis zu 80 Prozent realisierbar sind. Das macht gebrauchte Softwarelizenzen zu einer kosteneffizienten Alternative, die Unternehmen gleichzeitig Flexibilität gewährleistet.
ChannelPartner.de: Und inwieweit hilft Euch die Partnerschaft mit Origina dabei?
Thomas Huth: Der Support von Softwarelizenzen ist je nach Softwarehersteller unterschiedlich geregelt. Microsoft beispielsweise verfolgt einen klar definierten Support-Lebenszyklus, der öffentlich zugänglich ist. Während dieses Zeitraums stellt das Unternehmen unabhängig davon, wem die Software gehört, regelmäßig Security-Patches bereit. Das bedeutet, dass auch Nutzer von gebrauchter Microsoft-Software innerhalb des ursprünglich festgelegten Lebenszyklus vollen Support vom Hersteller erhalten.
Bei Anbietern wie Oracle, IBM und VMware ist dies nicht der Fall, was für Kunden eine Herausforderung darstellen kann. Um genau diese Lücke zu schließen, kooperiert Capefoxx nun mit Origina. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, auch für gebrauchte Software von IBM und VMware Sicherheitsupdates bereitzustellen und so den Support zu gewährleisten.
setzt er sich dafür ein, Unternehmen gegen die Abhängigkeit von marktbeherrschenden Softwareherstellern zu stärken.
ChannelPartner.de: Wo seht Ihr die Zukunft des Softwarevertriebs?
Thomas Huth: Trotz des klar erkennbaren Cloud-Booms bleibt der Bedarf an Kauflizenzen weiterhin enorm. Erst kürzlich hat Microsoft Office 2024 wieder als On-Premises-Version auf den Markt gebracht, was zeigt, dass der Markt für klassische Lizenzmodelle nach wie vor lebendig ist. Es bedeutet, dass gebrauchte Lizenzen auch in den kommenden Jahren eine attraktive Alternative bleiben werden.
Besonders interessant ist, dass viele Unternehmen zunehmend auf Hybrid-Lösungen setzen, da diese die Vorteile von Cloud-Diensten und On-Premises-Systemen optimal miteinander verbinden. Diese Flexibilität ermöglicht es Unternehmen, ihre IT-Strategie individuell anzupassen und gleichzeitig die Kosten zu optimieren. Gerade in Zeiten wachsender digitaler Anforderungen kann dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
Capefoxx-Gründer Thomas Huth
2003 hat Thomas Huth Usedsoft, den Pionier im Handel mit "gebrauchten" Softwarelizenzen, mitgegründet. 2011 schied er aus dem Unternehmen aus, um sich selbständig zu machen, dem Vertrieb mit Gebrauchtsoftware blieb er aber treu.
Im Novemver 2020 hat Huth die Capefoxx AG gegründet. Der Firmensitz befindet sich in Baar, im Schweizer Kanton Zug. Der Lizenzhändler beschäftigt rund 20 Mitarbeiter und setzt sich dafür ein, Unternehmen gegen die Abhängigkeit von marktbeherrschenden Softwareherstellern zu stärken.
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