Mit der SuisseID startet die Schweiz ab Mai 2010 endgültig in das digitale Zeitalter. Denn ab diesem Zeitpunkt können sich alle Personen in der Schweiz eine sichere elektronische Identität zulegen. Die SuisseID ist als persönlicher Ausweis für das Internet gedacht, der beispielsweise die Einreichung der Steuererklärung oder das Anfordern eines Strafregisterauszuges künftig direkt über das Web erlaubt. Aber auch das Einkaufen im Web, Internetbanking sowie die private und geschäftliche Online-Kommunikation kann durch die SuisseID sicher gestaltet werden.
250.000 SuisseID-User als Ziel
Wenige Wochen vor der offiziellen Einführung sprach pressetext mit Christian Weber, der im Staatssekretariat für Wirtschaft SECO für das Projekt verantwortlich zeichnet. Die Vorgaben sind durchaus ambitioniert. Weber zufolge sollen bis Ende des Jahres rund 250.000 Schweizer von den Vorteilen einer elektronischen ID überzeugt werden.
Um den Einstieg in eine sichere Online-Welt zu erleichtern, wird der Bund den Erwerb einer SuisseID bis Ende des Jahres subventionieren. Die genaue Höhe steht laut SECO noch nicht fest. pressetext-Informationen zufolge soll der finanzielle Zuschuss aber zwischen 60 und 65 Franken betragen und damit bis zu 50 Prozent der zu erwartenden Kosten für ein drei Jahre lang gültiges Zertifikat abdecken.
Mehr zu dem Thema digitale Identität lesen Sie hier:
"Derzeit findet ein Paradigmenwechsel von der realen hin zur virtuellen Wirtschaft statt. Angesichts der steigenden Internet-Kriminalität ist eine sichere ID der einzige Weg, um das Gegenüber eindeutig identifizieren sowie sich selbst ausweisen zu können", erklärt Weber im pressetext-Interview. Neben dem elektronischen Identitätsnachweis kann die SuisseID auch zur elektronischen Signatur, also zum fälschungssicheren und rechtsgültigen Unterschreiben von Verträgen, Dokumenten oder E-Mails verwendet werden, was gerade für Unternehmen eine zunehmend wichtige Rolle im Geschäftsalltag spielt.
Datenschutz im Vordergrund
Datenschutzrechtliche Bedenken versucht Weber indes zu zerstreuen. "Die SuisseID ist so konzipiert, dass standardmässig keine sensiblen persönlichen Daten weitergegeben werden. Sollte etwa für einen Verkaufsabschluss mein Geburtsdatum vonnöten sein, werde ich von der Verkaufsplattform um Einwilligung gebeten, dass diese Daten von einem dafür vorgesehen sicheren Server abgefragt werden können", so Weber.
Auf diesem sind neben dem vollständigen Namen das Geburtsdatum, der Heimatort und weitere Ausweisdaten hinterlegt. Auf eigenen Wunsch können aber auch Zusatzinformationen, wie etwa die Berufsgruppenzugehörigkeit oder die Mitgliedschaft in einem Verband gespeichert werden. "Das könnte zukünftig für Landwirte und Tierhalter interessant werden, die nach EU-Recht registriert sein müssen. Aber auch Ärzte oder Anwälte werden über die SuisseID in der Lage sein, sich in arbeitsrelevanten Situationen ausweisen zu können", erklärt Weber.
Zertifikatsanbieter als Ausgabestelle
Die Ausgabe der SuisseID erfolgt ab Mai über die anerkannten Zertifikatsanbieter. Mit der Schweizerischen Post bzw. deren Tochterunternehmen SwissSign ist ein gewichtiger Anbieter mit am Start. Aber auch der Schweizer Zertifikate-Anbieter QuoVadis, der bisher vor allem mit Zertifikatslösungen im Business-Segment punkten konnte, erwartet sich eine rege Nachfrage.
Als dritter im Bunde überlegt die Swisscom, mit einer für Mobiltelefone optimierten SuisseID-Umsetzung in den Ring zu steigen. Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT steht als vierter Anbieter für Verwaltungsbedürfnisse bereit.
Als Trägermedium wird die SuisseID auf einer Plastikkarte oder einem USB-Stick ausgeliefert. Während für die Nutzung der Karte ein Kartenlesegerät notwendig ist, das an den Computer angeschlossen wird, kann der USB-Stick direkt am Computer oder Notebook verwendet werden. Um eine missbräuchliche Verwendung der SuisseID zu verhindern, ist sie unter anderem mit einem PIN-Code geschützt.
SECO fördert Pionierprojekte
Da der Erfolg oder Misserfolg der SuisseID zu einem Gutteil auch von den verfügbaren Anwendungen abhängen wird, hofft das SECO, dass neben den öffentlichen Stellen bereits in der Startphase möglichst viele Unternehmen und E-Commerce-Anbieter ihre Lösungen parat haben werden. Zu diesem Zweck fördert das SECO im Jahr 2010 ausgewählte SuisseID-Pionierprojekte, die ab sofort beim SECO eingereicht werden können. Weitere Informationen finden sich hier: "
Bei der ersten Tranche hatten wir erfreulicherweise bereits 47 Projektgesuche", so Weber, der auf weitere spannende Gesuche hofft. Ziel der Aktion sei es, bis 1. Mai rund 15 SuisseID-Applikationen startklar zu haben. Ebenfalls schon im Mai wird zudem der Strafregisterauszug über die SuisseID online angefordert werden können - eine Abfrage, die auf den Ämtern bisher rund eine halbe Mio. mal pro Jahr durchgeführt wird und einen hohen Aufwand bei der Personenidentifizierung bedeutet.
Förderaktion gilt nur bis Ende 2010
Die Mehrwertsteuererklärung für Unternehmer und die Steuererklärung für Privatpersonen sollen im kommenden Jahr freigeschaltet werden. "Vor allem die Kantone stehen der SuisseID sehr positiv gegenüber, weil sie die regionale öffentliche Verwaltung vereinfachen und beschleunigen wird", meint Weber im pressetext-Interview. Das SECO hofft daher, dass ab Mai möglichst viele Schweizer Bürgerinnen und Bürger die Förderaktion des Bundes nutzen und daher besonders günstig ihre elektronische Identität erwerben werden. (pte) (wl)