Die Fritzbox und ein Kühlschrank sind an sich sehr unterschiedlich. Doch eines haben gemeinsam: Beide Geräte laufen üblicherweise im Dauerbetrieb, 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Sie aus Kostengründen abzuschalten, kommt nicht in Frage. Umso wichtiger ist es deshalb, die richtigen Einstellungen zu finden, um ihre Leistungsaufnahme im Betrieb zu reduzieren: Selbst, wenn Sie den Stromverbrauch eines 24/7-Gerätes nur geringfügig senken, lässt sich übers Jahr betrachtet eine merkliche Ersparnis erzielen.
Zwar gibt es bei vielen Routermodellen Optionen zum Energieeinsparen. Doch nicht immer sind sie sinnvoll und für jedes Heimnetz nützlich, denn Sie wollen zwar Strom sparen, aber den Router weiter ohne Einschränkungen nutzen.
Wir stellen Ihnen deshalb wichtige Einstellungen vor, aus denen Sie die passenden für Ihren Netzwerkeinsatz wählen können. Außerdem messen wir am Beispiel von zwei leistungsfähigen Wi-Fi-5-Routern nach, wie viel Energie sich damit tatsächlich einsparen lässt: der weit verbreiteten Fritzbox 7590 und dem auf Gaming ausgerichteten High-End-Router Netgear Nighthawk XR500.
Radikal sparen: Sollten Sie den Router komplett abschalten? Die effektivste Methode, den Stromverbrauch des Routers zu reduzieren besteht natürlich darin, ihn komplett vom Strom zu trennen. Das scheint auf den ersten Blick sinnvoll, zum Beispiel wenn Sie für einen längeren Zeitraum nicht zu Hause sind oder nachts kein Internet benötigen – auch nicht für per LAN-Kabel angebundene Geräte. Aber bei einem abgeschalteten Router haben Sie keinen Zugriff mehr auf Ihr Netzwerk und die dortigen Geräte – weder von innerhalb noch von außerhalb der eigenen vier Wände. Das betrifft auch Geräte, die Sie selten aktiv nutzen, die aber trotzdem auf eine funktionierende Internetverbindung angewiesen sind: Dazu zählen smarte Leuchten wie Philips Hue & Co, Alarmanlagen, Kameras oder smarte Kühlschränke, die sich auch über Smartphone-Apps und teilweise über Relay-Server im Internet steuern lassen. Auch das Telefonieren wird inzwischen ausschließlich über den Internetzugang im Router abgewickelt und fällt aus, wenn dieser abgeschaltet ist. Diese Methode sollten Sie also nur in Betracht ziehen, wenn Sie bereits alle unten beschriebenen Stromsparmöglichkeiten erschöpft haben. |
1. WLAN-Funkmodul zeitgesteuert ausschalten
Die meisten Geräte im Heimnetz sind per WLAN mit dem Router verbunden. Da sie aber meist nicht permanent online sind, lohnt es sich, die Funkverbindungen des Routers gelegentlich abzuschalten. Dazu haben viele Router eine WLAN-Zeitschaltung integriert, über die Sie einstellen können, zu welcher Uhrzeit der Router sein Funknetz ab- und wann er es wieder einschalten soll.
Ein zeitweise abgeschaltetes WLAN hat mehrere Vorteile: Es erhöht die Sicherheit Ihres Heimnetzes, da Ihr WLAN während dieser Zeit nicht aktiv ist und deshalb nicht von außen angegriffen werden kann. Außerdem reduzieren Sie auch die Strahlungsemission Ihres Routers. Und natürlich verbraucht Ihr Router ohne aktviertes WLAN auch weniger Strom.
Wie viel Ersparnis das bringt, haben wir bei einer Fritzbox 7590 nachgemessen: Der AVM-Router nimmt im Standardbetrieb gemittelt 10,9 Watt auf, wenn sich das WLAN im Bereitschaftszustand befindet. Dabei finden keine umfangreichen Up- oder Downloads statt und es sind keine USB-Festplatten angeschlossen. Deaktivieren Sie jetzt das WLAN, begnügt sich der Router mit 8,2 Watt und zieht damit 2,7 Watt weniger aus der Steckdose.
Wenn Sie das WLAN pro Tag für acht Stunden abschalten, reduzieren sich die Betriebskosten für die Fritzbox um 3,55 Euro bei einem Strompreis von 45 Cent/kWh.
Geringer fällt das Sparpotenzial des Gaming-Routers Netgear XR500 aus, der ebenfalls über einen WLAN-Zeitplaner verfügt. Denn hier sinkt die Leistungsaufnahme nach Abschaltung des WLANs nur um magere 0,8 Watt, obwohl der Router über einen ähnlich leistungsfähigen 4×4-Wi-Fi-5-Access-Point mit 160 MHz-Unterstützung verfügt wie die Fritzbox 7590.
Wer die WLAN-Verbindung seiner Fritzbox nicht permanent benötigt, stellt im Router-Menü unter "WLAN -› Zeitschaltung" anhand eines komfortablen Zeitplans ein, wann das Funknetz aktiv und wann es abgeschaltet sein soll. Setzen Sie dazu einen Haken vor "Zeitschaltung für das WLAN-Funknetz verwenden". Wenn Sie das Funknetz nicht immer zur selben Zeit abschalten möchten, wählen Sie die Option "WLANFunknetz nach Zeitplan abschalten". Im nun angezeigten Wochenplaner können Sie mit gedrückter Maustaste die aktiven oder passiven WLAN-Zeiten markieren und speichern die Einstellungen anschließend mit "Übernehmen".
2. Fallstricke bei der WLAN-Abschaltung
Die Fritzbox bietet noch weitere Einstellungen fürs WLAN. Die sind aber abhängig von Ihrer Netzwerknutzung nicht immer vorteilhaft. Ein Beispiel ist die Option "Das WLAN-Funknetz wird erst abgeschaltet, wenn kein WLAN-Gerät mehr aktiv ist". Wenn Sie diese auf den ersten Blick sehr vernünftig klingende Option aktivieren, kann es sein, dass Ihr WLAN niemals abgeschaltet wird: Sehr wahrscheinlich ist immer irgendein Geräte im Netzwerk per WLAN mit dem Router verbunden und verhindert, dass der Router das WLAN abschalten kann. Für einen Spareffekt müssten Sie zuerst sämtliche WLAN-Clients ausschalten, bevor der Router schließlich auch sein eigenes Funknetz deaktiviert.
Manchmal benötigen Sie das Router-WLAN, wenn er es per Zeitplan abgeschaltet hat. Die umständliche Lösung für dieses Problem, ist ein Gerät per LAN-Kabel mit dem Router zu verbinden. Etwas schneller geht es per Smartphone: So können Sie über die Mobilfunkverbindung auf das Routermenü oder die Router-App zugreifen, um das WLAN zu aktivieren. Am einfachsten haben Sie es, wenn Ihr Router mit einer WLAN-An/ Aus-Taste am Gehäuse ausgestattet ist.
3. WLAN-Leistung im Betrieb verringern
Wer sich mit den Problemen eines deaktivierten WLANs nicht auseinandersetzen will, hat eine andere Sparmöglichkeit: Bei einigen Routern lässt sich in den erweiterten WLAN-Einstellungen die WLAN-Sendeleistung reduzieren. Das kann zudem sinnvoll sein, wenn das WLAN nur eine kleine Fläche abdecken muss und Sie nicht möchten, dass das Signal außerhalb Ihrer Wohnung empfangen werden kann. Auch wer seinen Router direkt neben sich am Arbeitsplatz stehen hat, muss sich nicht mit voller Sendeleistung zudröhnen.
Die von uns gemessene Stromeinsparung bei reduzierter WLAN-Sendeleistung hält sich allerdings in Grenzen. Bei 50 Prozent Sendeleistung sparen wir bei der Fritzbox 7590 wie auch beim Netgear-XR500-Router im besten Fall nur 0,5 Watt Leistung. Probieren Sie zuvor aber auf jeden Fall, ob und wie weit Sie herunterregeln können, ohne die Verbindungsqualität in Ihrem Funknetz zu stark zu beeinträchtigen. In der Fritzbox finden Sie die Einstellung zur "Maximalen Sendeleistung" unter "WLAN -› Funkkanal", sobald Sie die Option "Funkkanal-Einstellungen anpassen" aktiviert haben.
4. LAN-Ports in den Green-Modus schalten
Die Fritzboxen bieten als Besonderheit für ihren Ethernet-Switch einen sogenannten "Green Mode": Wenn Sie ihn aktivieren, sinkt die Bandbreite für Geräte, die per LAN-Kabel mit dem Router verbunden sind, von 1 GBit/s auf den Fast-Ethernet-Modus mit 100 MBit/s.
Laut unseren Messungen sparen Sie bei jedem LAN-Port, den Sie von 1 Gbit/s in den Green Modus schalten, ungefähr 0,25 Watt Leistung ein. Das ist nicht viel - aber falls bestimmte LAN-Ports sowieso nicht belegt sind oder mit LAN-Geräten verbunden sind, die ohnehin nur Fast-Ethernet-Geschwindigkeit bieten, können Sie die entsprechenden Ports auf 100 MBit/s herunterschalten.
5. USB-NAS am Router: Power oder Green Mode?
Besitzt Ihre Fritzbox einen USB-Port nach Standard 3.0, können Sie auch dafür den Green Mode einschalten: Die USB-Übertragung läuft dann mit 2.0-Tempo ab. Die Einstellung finden Sie im Fritzbox-Menü unter "Heimnetz -› USB-Speicher -› USB-Einstellungen".
Sie wirkt sich vor allem bei angeschlossenen USB-3.0-Geräten aus und hat zwei Effekte: Zum einen reduziert sich die Übertragungsgeschwindigkeit des externen Speichers. Zum anderen vermeidet der Green Mode Störungen auf der WLAN-Frequenz 2,4 GHz. Diese können bei USB-3.0-Übertragungen auftreten, da dieser Standard ähnliche Übertragungsfrequenzen wie das 2,4-GHz-WLAN nutzt.
Beim Stromverbrauch haben wir bei einem angeschlossenen USB-3.0-Laufwerk im Green Mode keinen Unterschied bei der Leistungsaufnahme ermitteln können: Die externe USB-3.0-Festplatte im Test nimmt im Power Mode und im Green Mode nahezu dieselbe Leistung auf, wenn sich das Laufwerk im Bereitschafts- oder Energiesparmodus befindet.
Bei Datentransfers zwischen Heimnetz und Fritz-NAS messen wir beim Lesen von der USB-Festplatte mit maximaler Geschwindigkeit rund 14,9 Watt, während die Leistungsaufnahme beim Beschreiben zwischen 14 und 15 Watt schwankt. Was das Stromsparen anbelangt, macht es folglich keinen großen Unterschied, wenn Sie einen angeschlossenen USB-3.0-Speicher vom Power Mode mit USB 3.0 in den Green Mode mit USB 2.0 schalten. Treten allerdings Verbindungprobleme im 2,4-GHz- WLAN auf, wenn Sie Dateien per Fritz-NAS übertragen, sorgt der USB-2.0-Green-Mode eventuell für ein besseres WLAN-Signal. Je nach Einsatzzweck des externen Speichers fällt die verringerte Datenrate in der Praxis gar nicht auf - für Streaming beispielsweise sind die USB-2.0-Transferraten in der Regel ausreichend schnell.
6. Für HDD am Router Energiesparmodus einschalten
Nutzen Sie die Fritz-NAS, ist es besonders stromsparend, den externen Speicher nach wenigen Minuten in den Energiesparmodus zu schicken. Das hat aber nur Auswirkungen bei HDD-Laufwerken, die im Gegensatz zu Flash-Speichern über bewegliche Hardware-Komponenten wie drehende Scheiben und Schreib-/Leseköpfe verfügen. Außerdem müssen die HDDs einen Ruhemodus unterstützen, den die Fritzbox aktivieren kann. Ob das bei Ihrem Laufwerk der Fall ist, müssen Sie testen, indem Sie den externen Speicher an einen USB-Port des AVM-Routers anschließen und prüfen, ob der Speicher tatsächlich in den Ruhemodus fährt. In diesem Zustand surrt oder vibriert die HDD nicht mehr.
Bei der Messung der Leistungsaufnahme verbraucht die Fritzbox mit eingestecktem USB-3.0-HDD-Laufwerk 12,2 Watt im Bereitschaftsmodus. Geht das externe Laufwerk in den Energiesparmodus, sinkt der Wert auf 11,2 Watt.
Im Fritzbox-Menü wählen Sie hierzu unter "Heimnetz -› USB-Speicher -› USB-Einstellungen" im Drop-down-Menü unter "Energiesparfunktion für USB-Festplatten" am besten den kürzesten Wert "nach 1 Minute". Das angeschlossene Laufwerk sollte dann nach Verstreichen des gewählten Zeitraums in den Ruhezustand wechseln. Ob ein angeschlossenes externes Laufwerk in den Energiesparmodus wechselt, können Sie im Routermenü unter "System -› Energiemonitor -› Energieverbrauch" prüfen. Hier sollte der hellblaue Balken mit dem aktuellen, oberen Prozentwert bei "USB-Geräte" auf einen deutlich geringeren Prozentwert absinken als im aktiven Zustand. Unsere USB-3.0-2-TByte-HDD verbraucht in ihrer Ruhephase im Energiemonitor nur 5 Prozent, während der Balken im aktiven Zustand des Laufwerks fast 90 Prozent Energieverbrauch anzeigt.
Fritzbox-Energiemonitor: Stromverbrauch im Überblick Eine Übersicht über die Leistungsaufnahme der Fritzbox finden Sie im Routermenü unter „System –› Energiemonitor –› Energieverbrauch“. Dort sehen Sie den Energieverbrauch des gesamten Routers („Gesamtsystem“) sowie der wichtigsten Komponenten wie Prozessor, WLAN, DSL sowie Telefonanschlüsse und USB-Anschlüsse. Der obere Wert mit hellblauem Balken zeigt den aktuellen Verbrauch, während der untere Balken den über die letzten 24 Stunden gemittelten Energieverbrauch der Fritzbox darstellt. Die Angaben erfolgen in Prozentwerten und ermöglichen deshalb keinen direkten Rückschluss auf die tatsächliche Leistungsaufnahme des Routers in Watt. Allerdings kann Ihnen die Anzeige helfen, Ihre Änderungen in den Energiespar- oder Leistungseinstellungen zu überprüfen. Achten Sie dabei vor allem auf den oberen hellblauen Balken, der den aktuellen Energieverbrauchswert zeigt. Daran können Sie beispielsweise nachvollziehen, wenn eine externe USB-Festplatte in den Energiesparmodus wechselt. In unserem Beispiel mit einer USB-3.0-HDD verkürzt sich dadurch der hellblaue Balken bei „USB-Geräte“ von „89 %“ auf nur „5 %“. |
(PC-Welt)