Solid State Disks, im allgemeinen oft als Flash-Speicher bezeichnet, punkten gegenüber den herkömmlichen Festplatten in vielen Bereichen. SSDs benötigen deutlich weniger Energie und Kühlung und erlauben viel höhere Packungsdichten. Die Performance ist den Magnetscheibendatenträgern nicht nur in den Transferraten überlegen, insbesondere bei den IOPS ziehen die SSDs auf und davon. Alle aufgeführten Pluspunkte sind prädestiniert für den Einsatz der Flash-Technologie in Rechenzentren. Es gibt natürlich auch Nachteile: Die Kapazität pro Laufwerk ist geringer als bei Festplatten und die Preise sind noch immer deutlich höher.
Wann lohnt sich also der Einsatz der Solid State Disks auch in den Rechenzentren und Servern bei kleinen und mittleren Unternehmen? Wir haben die Experten der führenden Unternehmen im Storage-Segment gefragt, ob Flash-Storage auch bei KMUs zunehmend ein Thema wird:
Hans Schramm, Field Product Manager Enterprise, Dell
Dr. Stefan Radtke, CTO Isilon Storage Division, EMC Deutschland
Robert Guzek, Senior Alliance Manager CE FTS CE ISS Market Operations, Fujitsu Technology Solutions
Thomas Meier, Chief Technologist Storage, Hewlett-Packard
Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy, Hitachi Data Systems
Michael Achtelik, Storage Business Leader DACH, IBM Deutschland
Johannes Wagmüller, Director Systems Engineering, NetApp
Vincenzo Matteo, Disk Product Management Director, Oracle
Benötigt der Mittelstand Flash-Storage?
Flash-Storage bringt im Rechenzentrum immense Vorteile: weniger Platz, weniger Energie, höhere IOPS. Wird Flash-Storage 2014 auch bei KMUs zunehmend ein Thema?
Hans Schramm - Dell: "Definitiv ja und als das Unternehmen, das 2013 weltweit die meisten TByte Flash ausgeliefert hat, wissen wir, wovon wir sprechen. Es haben sich bei Flash-Storage mittlerweile ähnliche Strukturen etabliert, wie wir sie von den drehenden Platten her kennen: Auf der einen Seite kleine, schnelle aber teure Laufwerke, auf der anderen Seite große, nicht ganz so schnelle aber günstigere Drives. Das Ganze nun durch ein intelligentes Tiering Konzept verbunden ermöglicht neue Wege. Nicht zu vergessen ist auch die Kombination von Flash-Technologie mit herkömmlichen Platten, wie man es bei den Compellent-Systemen, aber auch bei den Dell EqualLogic-Hybridmodellen, findet."
Dr. Stefan Radtke - EMC: "Sämtliche Speichersysteme von EMC haben bereits seit Jahren Flash beziehungsweise SSD-Speicher im Einsatz. Hybridlösungen, die etwa ‚heiße‘ und oft gelesene Speicherblöcke automatisch auf SSD migrieren (EMC Fully Automated Storage Tiering - FAST) sind in zahlreichen Rechenzentren bereits im Einsatz. Auch in den für kleine und mittelständische Unternehmen sehr beliebten Midrange-Systemen der VNX Serie können SSDs sowohl im automatischen Storage-Tiering als auch als FAST-Cache verwendet werden."
"Im EMC Isilon Scale-Out-NAS können SSD in folgender Weise eingesetzt werden: Speicherung von Daten, Speicherung von Meta-Daten und für künftige Versionen ist ebenfalls die Verwendung des L3-Cache vorgesehen. Die erwähnten Lösungen zielen darauf ab, die Preis/Performance Balance möglichst optimal zu gestalten. Oft ist eine niedrige Prozentzahl an Daten verantwortlich für mehr als 90 Prozent der IOs, in diesen Fällen funktionieren die Hybrid-Lösungen hervorragend."
"Zunehmend geraten aber auch Flash-Only-Arrays ins Blickfeld der Anwender, da auch die Preise der Flash-Technologie permanent fallen. Zudem ermöglichen Flash-Only-Arrays neue Funktionen wie Inline-Block-Deduplikation, die zum Beispiel im Datenbankumfeld extreme Deduplizierungs-Raten erreichen bei gleichzeitigen IO-Raten mehrerer hunderttausend IOs. Für die Performance würden hunderte, wenn nicht tausende normale Disks benötigt, die ein Vielfaches an Energieverbrauch und Managementkosten verursachen. EMC bietet mit XtremIO Flash-Arrays mit entsprechenden Funktionen an."
Robert Guzek - Fujitsu Technology Solutions: "Die Preise für Flash-Speicher werden 2014 dank der steigenden Nachfrage nach Solid State Drives und Storage-Systemen mit Flash-Komponenten weiter sinken. Das macht solche Systeme auch für mittelständische Unternehmen erschwinglich. Ein Beispiel dafür ist unser All-Flash-Storage-System ETERNUS DX90 FlashX: Für weniger als 48.000 Euro erhält der Nutzer ein Hochleistungs-Storage-System mit 9,6 TByte Flash-Speicher, das gewissermaßen als Turbolader für Anwendungen und virtualisierte Storage-Umgebungen eingesetzt werden kann. Für High-End-Anwendungen haben wir außerdem ein komplett mit Flash-Speicher bestücktes System im Portfolio. Solche Systeme sind interessant, wenn I/O-intensive Anwendungen wie etwa OLTP-Datenbanken eingesetzt werden. Das betrifft vor allem den gehobenen Mittelstand."
Thomas Meier - Hewlett-Packard: "Bei KMUs ist die Nutzung von Flash-Storage abhängig von der Applikationsumgebung. Ein idealer Einsatzbereich für Flash-Storage sind Applikationen mit einem hohen Leseanteil. Aber auch in traditionellen Speicherarchitekturen kann Flash-Cache eingesetzt werden, um Engpässe in der IO-Performance innerhalb der Systeme zu kompensieren. Allerdings sind die am Markt erhältlichen neuen Flash-Storage Lösungen oftmals nicht für den Enterprise-Einsatz geeignet, da sie zentrale Funktionen wie Hochverfügbarkeit, aktiv-aktiv Controller, Thin-Technologien, Online-Upgrades, Quality of Services nur bedingt anbieten."
"HP Storage kann durch die IO-Performance-optimierte 3PAR Architektur Flash-Speicher in die 3PAR-StoreServ-Familie integrieren. Sowohl für Flash-Storage als auch für alle anderen 3PAR-Arrays sind dabei alle Enterprise-Storage-Funktionalitäten gleich: Die Systeme bieten ein Management-Dashboard, ein Betriebssystem und ASIC-basierte Funktionen zur RAID-Berechnung, Thin-Technologie und active/active-Cluster der Controller. Kunden brauchen somit kein dediziertes Management für Flash-Storage, sondern können alle Funktionen wie gewohnt über ihr 3PAR-Management-Dashboard steuern."
Dr. Georgios Rimikis - Hitachi Data Systems: "Die Nachfrage nach Flash Storage wird 2014 nach dem Durchbruch des zurückliegenden Jahres in vielen Märkten regelrecht explodieren. Dabei halten wir uns an die Maxime: All-Flash-Silos sind keine gute Lösung. Allerdings bieten sich integrierte, sinnvoll konzipierte All-Flash-Systeme durchaus für einige Szenarien an, etwa im Bereich Online Transaction Processing. Dennoch gilt die Maxime: Daten sollen am passenden Ort residieren - und das muss nicht immer der schnellste sein. Vielmehr reicht häufig eine etwas langsamere, aber dafür kostengünstigere Speicherschicht, solange bei Bedarf der automatisierte Transfer in hochperformante Tiers erfolgt."
"Ein solches Tiered-Storage-Konstrukt mit Flash ist definitiv für KMU von Interesse. Die Enterprise-Technologie hat übrigens bereits im November 2013 in den Midrange-Bereich von HDS Einzug gehalten: Die Hitachi Unified Storage 150 (HUS 150) unterstützt seitdem die Hitachi-Flash-Module - eine Entwicklung von Hitachi Ltd. zur Flash-Beschleunigung ohne direkten Eingriff in den Datenpfad."
Michael Achtelik - IBM: "Auch in KMUs steigen die Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der IT-Infrastruktur stetig an. Flash-Technologien, vor allem neue All Flash-Arrays wie IBM Flash Systems, haben mittlerweile ein Leistungs- und Kosten-Niveau erreicht, das diesen Systemen einen sehr breiten Markt erschließt. Unternehmen, auch KMUs, stehen hier Systeme zur Verfügung, die es erlauben, auf einfache Weise mit beherrschbaren Investitionen Ihre IT-Infrastruktur dramatisch zu verbessern."
"Daher sehen wir schon heute auch bei KMUs großes Interesse an diesen Technologien und sehen, dass hier in 2014 noch ein weiterer deutlicher Anstieg denkbar ist."
Johannes Wagmüller - NetApp: "Flash ist ein langjähriger Trend, und wir werden in 2014 eine noch höhere Adaption von Flash-Technologie sehen, das gilt auch für den Mittelstand. Entsprechend sind wir bei NetApp gerüstet und bieten ein komplettes Flash-Portfolio an: von der universellen Infrastruktur bis zum dezidierten Flash-System. Bereits in den letzten Jahren hat NetApp sehr erfolgreich umfassende Flash-Lösungen für mittelständische Unternehmen entwickelt, unter anderem im Finanzdienstleistungsbereich, in dem es um die schnelle Analyse und Aufbereitung kritischer Daten geht."
"Nicht zwingend muss bei mittelständischen Unternehmen die Flash-Adaption in Reinform als Array erfolgen. Sinnvoller könnten Flash-Ergänzungen in bestehende Architekturen sein, sei es zur Beschleunigung oder für mehr Effizienz im Rechenzentrum. Mittelständler sollten den Einsatz von Flash-Technologie im Unternehmen sorgfältig überlegen, um bisherige Investments zu schützen und den angemessene Preis pro I/O und GByte (Input/Output Operation) zu wahren."
Vincenzo Matteo - Oracle: "Ganz bestimmt, allerdings nur wenn er auf sinnvolle Art und Weise als Mittel zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung verwendet wird. Flash Speicher müssen effizient und automatisiert auf Anwendungsanforderungen hin Verwendung finden. Eine sinnvolle Implementierung bieten beispielsweise wieder die Hybrid Storage Pools des Oracle ZS3 Storage-Systems oder der Smart Cache der Oracle Datenbank. HSP verwaltet dabei vollkommen automatisiert verschiedene Speicherebenen, von DRAM und Flash Speicher über Solid State Platten bis hin zu klassischen Festplattenlaufwerken. Die so erzielte erstklassige Storage-Performance verliert dabei nie die Wirtschaftlichkeitsaspekte des Gesamtsystems aus dem Auge. Auch der Smart Cache der Oracle Datenbank erkennt und greift vollkommen automatisiert auf Flash Module zurück, um Datenbank-Anfragen und Arbeitsvorgänge zu beschleunigen."
(cvi)