Wieder einmal dürfte Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals in der MSH-Konzernzentrale in Ingolstadt für Ärger sorgen, dieses Mal mit einer Indiskretion: auf seiner Homepage berichtet der 75-jährige unter der Überschrift "Ein neuer Vorgang im Februar 2015" über Aktivitäten von Media-Saturn-CEO Pieter Haas, die Vorstände des Retailers zu einer "einstimmigen Zustimmung zum Erwerb einer Online-Firma" zu bewegen. An dem namentlich nicht genannten Unternehmen habe sich die Media-Saturn-Konzernmutter Metro bereits zu einem früheren Zeitpunkt beteiligt.
Damit handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die niederländische Daily-Deal-Plattform iBood. Im Januar 2014 hatte die Metro-Group einen 15-prozentigen Anteil am im Amsterdam beheimateten iBood-Betreiber Silver Ocean erworben. Zuvor hatte bereits Media-Saturn eine Übernahme von iBood ins Auge gefasst, musste die Pläne dazu nach heftigem Widerstand von Kellerhals allerdings aufgeben. So verwundert es nicht, dass der MSH-Gründer auch jetzt wieder gegen eine anstehende Übernahme mobilmacht: "Das zu erwerbende Unternehmen verfehlte jeden Plan seit 2012 und schreibt Verluste", schreibt Kellerhals. "Wenn das Unternehmen 2015 erworben wird, verhält sich Herr Pieter Haas erneut treuwidrig und schädigt die Fima Media Saturn."
iBood hätte Potenzial für Media-Saturn
Mit Präsenzen in sieben europäischen Ländern (neben den Niederlanden und Deutschland auch in Großbritannien, Irland, Belgien, Österreich und Polen) zählt iBood zu den führenden europäischen Deals-Portalen. 2005 nach dem Vorbild des später an Amazon verkauften US-Pioniers Woot.com gegründet, ist iBood auch einer der erfahrensten Daily-Deal-Anbieter. Beim Einstieg der Metro Anfang 2014 nannten niederländische Medien einen Jahresumsatz von 35 Millionen Euro sowie mehr als eine Million Kunden als Eckdaten. Heute präsentiert sich iBood in einer Doppelrolle als Händler mit eigenen Deals sowie als Schnäppchenjäger-Community wie z.B. die populäre deutsche Plattform MyDealz.
Zum Video: Steht Media-Saturn vor der Übernahme von iBood?
Welche strategischen Überlegungen mit einer Komplettübernahme durch Media-Saturn verbunden sein könnten, verdeutlichte iBood-Chef Jöran Prinssen bereits nach dem Einstieg der Metro 2014: mit der Zugehörigkeit zu Europas größtem Retailer könne die Deals-Plattform nicht nur ihre Einkaufssituation weiter verbessern, sondern auch das Produktportfolio um Sortimente anderer Metro-Töchter erweitern. "Mit der Zeit können wir so zu einem Unternehmen von 500 Millionen Euro wachsen", erklärte Prinssen dem niederländischen Magazin Emerce.
Auch für das stationäre Geschäft von Media-Saturn kann sich der Niederländer Synergieeffekte vorstellen: Kunden könnten iBood-Einkäufe beispielsweise im nächsten Media Markt abholen und bei dieser Gelegenheit zu Anschlusskäufen motiviert werden. Auch wenn Erich Kellerhals das nicht wahrhaben will - Gründe für eine Übernahme gibt es also durchaus. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der Media-Saturn-Gründer die Akquisitionspläne nicht erneut durchkreuzt. (rw)