Das Bundeskabinett hat die geplanten "Azubi-Prämien" auf den Weg gebracht. Sie sind für Unternehmen gedacht, die in der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind und trotzdem weiter ausbilden. Kleine und mittelständische Firmen, die mit großen Umsatzeinbrüchen und Kurzarbeit zu kämpfen haben, aber ihre Ausbildungsplätze erhalten oder sogar ausbauen, sollen demnach staatliche Prämien von bis zu 3.000 Euro pro Ausbildungsplatz bekommen. Die Pläne sehen außerdem Zahlungen für Unternehmen vor, die Azubis von anderen Firmen übernehmen, wenn diese pandemiebedingt Insolvenz anmelden müssen.
Das Programm wird schätzungsweise rund 500 Millionen Euro kosten und soll helfen, Ausbildungsplätze über die Pandemiephase hinaus zu erhalten. Es geht zurück auf Vereinbarungen zwischen Vertretern der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften.
"Die angekündigte Ausbildungsprämie kann eine gute Motivation für kleine und mittlere Betriebe sein, auch unter schwierigen Bedingungen ihre Ausbildungsanstrengungen aufrechtzuerhalten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) Achim Dercks am Mittwoch. Viele Ausbildungsbetriebe befänden sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und litten unter Liquiditätsengpässen.
Prämien von 2.000 bis 3.000 Euro pro Ausbildungsplatz
Mit dem Programm soll kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeitern geholfen werden. Wer wegen der Pandemie große Umsatzeinbrüche erlebt oder seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste, aber weiterhin so ausbildet, wie in den vergangenen drei Jahren, soll für jeden für das Ausbildungsjahr 2020 abgeschlossenen Vertrag einmalig 2.000 Euro bekommen. Firmen, die in dieser Lage ihre Plätze sogar aufstocken, sollen 3.000 Euro für jeden zusätzlichen Ausbildungsplatz bekommen.
Außerdem ist eine Prämie von 3.000 Euro geplant für Unternehmen, die Azubis von pandemiebedingt insolventen Betrieben übernehmen, und will der Staat mit 75 Prozent bei der Zahlung der Ausbildungsvergütung einspringen, wenn Firmen ihre Auszubildenden und Ausbilder auch bei hohem Arbeitsausfall nicht in Kurzarbeit schicken.
Die Azubi-Prämien sollen nach Angaben von Hubertus Heil (SPD) Bundesminister für Arbeit und Soziales, "schnell und unbürokratisch" an die betroffenen Betriebe ausgereicht werden. Dazu werde eine entsprechende Förderrichtlinie mit der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt. Das sei gerade jetzt wichtig am Beginn vieler Schulferien, wenn die Ausbildungsverträge gemacht würden.
Genaue Corona-Folgen auf Ausbilungsmarkt nicht nicht absehbar
Wie sich die Corona-Krise konkret auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar machen wird, ist momentan noch nicht ganz absehbar. Es gebe noch keine validen Zahlen, sagte Heil. Es gebe aber große Befürchtungen, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage viele kleine und mittelständische Unternehmen überlegten, ob sie Ausbildungsplätze im bisherigen Umfang zur Verfügung stellen wollten.
Die Bundesagentur für Arbeit hatte Anfang des Monats für Mai von einem "auffälligen Rückgang" bei den gemeldeten Ausbildungsstellen in den Bereichen Gastronomie- und Hotels, Friseurhandwerk, Maschinenbau- und Betriebstechnik, Elektrotechnik, in kaufmännischen Berufen, in Informatikberufen, im Lebensmittelverkauf und im Berufskraftverkehr gesprochen. Gleichzeitig waren im Mai aber auch noch 250.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Insgesamt sei der Ausbildungsmarkt noch sehr in Bewegung. "Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung zu früh", hieß es. (dpa/pma)n