Softengine: Büroware nun auch mit dem Microsoft SQL Server

28.08.2006
Etwa 250 Partner sind zum diesjährigen Sommerevent von Softengine gekommen. Die Stimmung war gut, für ein wenig Verstimmung hat nur eine Produktankündigung gesorgt.

Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit entwickelt ein kleines Unternehmen in der Pfalz bereits seit 13 Jahren ERP-Software für den unteren Mittelstand. Die Softengine GmbH beschäftigt am Hauptstandort in Hauenstein sowie in den Niederlassungen Berlin, Chemnitz, Basel und Wien etwa 60 Mitarbeiter.

Das Hauptprodukt "Büroware" richtet sich als ERP-Komplettlösung hauptsächlich an Firmen mit 5 bis 20 Anwendern. Die Softengine-Tochter Gotomaxx stellt ein am Markt beliebtes Werkzeug zum Erzeugen von PDF-Dateien her.

Derzeit kann der Softwarehersteller auf die Hilfe von etwa 350 Vertriebspartnern zählen. Die Mehrheit von ihnen, etwa 250, kamen auch diesmal zu alljährlichen Softengine-Sommerevent nach Landau in der Pfalz. In diesem Jahr hat der Hersteller seine Partnerveranstaltung auf einen Tag verkürzt, sodass das Programm dicht gedrängt war.

Zuallererst verkündeten die Geschäftsführer Matthias Neumer und Dirk Winter, dass man im vergangenen Jahr den Umsatz um 15 Prozent steigern konnte. Für das aktuelle Jahr ist die Zielmarke noch höher: Plus 19 Prozent sollen es werden, also genauso viel wie die künftige Mehrwertsteuer. Diese Steuererhöhung soll wiederum helfen, das Wartungsgeschäft mit bestehenden Büroware-Kunden anzukurbeln. "Die Umstellung auf den höheren Steuersatz wird sich bis ins nächste Jahr hinziehen", da ist sich Dirk Winter ganz sicher. Und natürlich wolle man Kunden mit anderer ERP-Software im Einsatz ebenfalls angehen.

Diesem Strategieabriss folgte eine längere Vorstellung der neuen Features in der Büroware-Version 5.2, die zur CeBIT 2007 der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Wahre Begeisterungsstürme im Publikum hat die Ankündigung der neuen CRM-Funktionen ausgelöst. "Solch eine Kampagnen-Management-Lösung wie in Büroware 5.2 habe ich noch in keinem anderen Produkt gesehen", meinte ein Softengine-Partner aus Bremen. In der Tat, eine erste Demo dieses CRM-Werkzeugs hat eindrucksvoll gezeigt, wie man Kundenkampagnen planen, durchführen und deren Erfolg prüfen kann.

Ebenfalls viel Beifall hat das erweiterte Infocenter von Büroware 5.2 erhalten. Hiermit lassen sich nun ganz einfach Monats-, Wochen- oder gar Tagesstatistiken erstellen. "Meine Kunden wollen ganz genau wissen, wie viele Aufträge in welchem Wert sie innerhalb eines festen Zeitraums erhalten haben", erklärte ein Partner. Da kommen ihm und vielen anderen Softengine-Fachhändlern die neuen Werkzeuge gerade recht. Denn die Auftragsdaten werden im XML-Format herausgegeben und können somit im Webbrowser dargestellt oder weiterverarbeitet werden.

So wird es etwa in Büroware 5.2 ein völlig neues Modul namens "EuP" geben. Dieses Kürzel steht für "Erfolgsanalyse und Planung"; es soll dem Entscheider in Anwenderunternehmen helfen, neue Geschäftspotenziale zu entdecken. Es ist also zu Neudeutsch ein "Business-Intelligence"-Werkzeug mit echten "Data-Mining"-Merkmalen.

Die Büroware-Oscar-Verleihung

Nach so viel trockener Materie wurden die Fachhändler in die Mittagspause entlassen, und danach hat Softengine-Geschäftsführer Winter seine besten Partner mit den begehrten Büroware-Oscars ausgezeichnet. Den Sonderpreis für eine pfiffige Büroware-Basic-Installation hat die Isys GmbH erhalten. Der Dienstleister hat ein Hotelbuchungsportal gebaut, etwa für die Website www.ruegen.de. Den dritten Preis im Büroware-Oscar-Wettbewerb hat die Handshake GmbH erhalten. Der zweitbeste Oscar ging an Siebert Softrade. Dieser Partner überzeugte die Softengine-Geschäftsleitung mit seiner Branchenlösung "Büroware Rent". Damit können etwa Baumaschinen vermietet werden. Besonders gut ist dem Dienstleister die grafische Oberfläche seiner Software gelungen. Der Anwender sieht auf den ersten Blick, welche seiner Baumaschinen verfügbar, vermietet oder gerade in der Werkstatt ist.

Drei Mannjahre Entwicklungszeit haben sich für die MS Solutions GmbH gelohnt. Die Oberfranken haben sich den ersten Preis für die beste Büroware-Konfiguration redlich verdient. Diese Branchenlösung findet derzeit im Ölhandel reißenden Absatz, und sie besticht mit einer eleganten Anbindung an Routenplaner der mit Heizöl handelnden Unternehmen. Mit "Büroware Oil" kann der Dispatcher bequem die Touren seiner Heizöllieferanten planen und abrechnen.

Die Preise wurden den Laureaten in bar überreicht - allerdings nur in Ein-Euro-Münzen. Während die Vertreter von Handshake und Siebert Softrade ihre Säckchen mit 1.111 beziehungsweise 2.222 Ein-Euro-Münzen gerade noch so in die Höhe heben konnten, tat sich der MS-Solutions-Geschäftsführer schon schwer: Immerhin wiegen 3.333 Euro in Münzen gute 25 Kilogramm.

Büroware mit Microsoft SQL Server

Für etwas Unruhe unter den Softengine-Partnern sorgte die Ankündigung des Herstellers, künftig auch eine Büroware-Version mit dem Microsoft SQL Server als der Datenbank im Hintergrund anzubieten. Für Verunsicherung sorgte allerdings nicht das Produkt als solches, sondern sein stolzer Preis: knappe 500 Euro pro User, und das noch ohne die Microsoft-Datenbank. Im Vergleich dazu kostet die "normale" Einzelarbeitsplatz-Lizenz von Büroware 155 Euro - die von Softengine verwendete Pervasive-SQL-Datenbank inklusive.

Dazu Vertriebsleiter Helmut Dietz: "Natürlich sind die Preise für Büroware SQL 6.0 voll rabattierbar! Bei 30 Usern gibt es 30 Prozent und bei 50 Anwendern 50 Prozent Preisnachlass."

Allerdings rechnet auch der Partnerbetreuer nicht mit einer schnellen Marktdurchdringung der Microsoft-SQL-Version seiner Software. Das liegt zum einen daran, dass die Datenbankanbindung hier nicht nativ erfolgt, sondern über eine API-Schnittstelle (Application Programming Interface). Zum anderen startet gerade erst die Beta-Phase für dieses spezielle Produkt. Außerdem rechnet Dietz damit, dass nur eine Minderheit seiner Fachhändler sich mit diesem Produkt beschäftigen wird: "75 Prozent unserer Partner haben keine Datenbankkenntnisse."

Dennoch war der entsprechende Workshop auf dem Softengine-Sommerevent mit etwa 40 Teilnehmern gut gefüllt. Und das Interesse an der Microsoft-SQL-Version von Büroware war groß, davon zeugten die vielen Fragen während des zweistündigen Seminars. So musste Dietz die Erwartungen ein wenig dämpfen: "Nur Partner, die die Medium- und Premium-Edition von Büroware verkaufen, können sich für den Vertrieb der SQL-Version autorisieren lassen." Erste Voraussetzung dafür ist die Teilnahme an einer entsprechenden Produktschulung des Herstellers am Standort Chemnitz. Auch müssten die Beta-Tester sich ihre Teilnahme mit einer Jahresgebühr in Höhe von 2.500 Euro "erkaufen". Dafür können sie allerdings kostenlos an dem oben erwähnten Training teilnehmen, und selbstredend erhalten sie von Softengine die nötige technische Unterstützung. Im Preis inbegriffen ist eine Lizenz der Büroware-SQL-Version 6.0 zur eigenen Nutzung. Einen Tipp gab Dietz seinen Partnern mit auf den Weg: "Kunden mit einwandfrei funktionierenden (Pervasive-)Versionen von Büroware sollten Sie nicht zu Beta-Testern von Büroware SQL machen!"

Gelungener Ausklang

Den Abschluss des Softengine-Sommerevents krönte um halb acht Uhr abends ein üppiges Büffet in der Landauer Jungendstil-Festhalle. Zur Anregung der Verdauung spielte eine in der Pfalz beliebte Rock`n`Roll-Band auf. Um Punkt Mitternacht beendete ein prächtiges Feuerwerk die Partnerveranstaltug von Softengine.

Meinung des Redakteurs

Softengines sanfter Umstieg auf Microsofts SQL-Server ergibt schon Sinn, will der Hersteller auch Firmen mit mehr als 20 Anwendern für sich gewinnen. Doch bestehende gut funktionierende Pervasive-Installationen sollte man auf keinen Fall gefährden. Dafür zeigen die meisten der Büroware-Partner auch Verständnis. (rw)