Bislang konzentrierten sich Social-Networking-Anbieter darauf, junge Menschen und Geschäftsleute auf ihre Plattformen zu locken. Mit dem Start zahlreicher Angebote für ältere Zielgruppen scheinen die Unternehmen nun die über 78 Millionen Amerikaner über 50 für sich entdeckt zu haben.
"Man sieht, dass diese Generationen das Internet genauso nutzen wie jüngere Menschen", so Robin Wolaner, Gründerin der Plattform TeeBeeDee, gegenüber der New York Times. "Das einzige was sie bislang ausgelassen haben, war sich zu vernetzen."
Plattformen wie Eons, Rezoom, Multiply, Maya's Mom, Boomj oder Boomertown verfolgen ähnliche Konzepte wie MySpace oder Facebook, versuchen dabei aber ältere Menschen anzusprechen. "Ich spreche über meine Scheidung oder meine medizinischen Probleme", erklärt die 52-jährige Martha Starks, die nach eigenen Angaben täglich ein bis zwei Stunden auf Eons verbringt. "Darüber würde ich mich bestimmt nicht mit einem 20-Jährigen unterhalten."
Gegenüber jüngeren Zielgruppen bieten Senioren Vorteile, denn Teenager seien zu sprunghaft, erklärt der Risikokapitalgeber Paul Kedrosky. "Früher war Friendster populär, heute ziehen MySpace und Facebook die jungen Leute ins Internet." Ältere Menschen hätten viele interessante Charakterzüge und einer davon sei Verlässlichkeit. Auch David Carlick vom Investmentunternehmen VantagePoint hinterfragt Angebote, die sich ausschließlich auf junge Menschen konzentrierten, denn sie seien abhängig von den wechselnden Launen der Nutzer.
Für Werbekunden sei die Zielgruppe äußerst interessant. "Ältere Menschen haben nicht nur mehr Geld, sondern widmen den Werbeanzeigen auch mehr Aufmerksamkeit als junge Menschen", so Susan Ayers Walker, Gründerin des Beratungsunternehmens SmartSilvers Alliance. Zudem gibt es genauso viele Internetnutzer über 55 wie in der Altersgruppe zwischen 18 und 30. Viele davon sind den Umgang mit Computern noch aus ihrem Berufsleben gewöhnt.
Ältere Menschen, die noch nie mit Computern gearbeitet haben, versucht eine österreichische Internetplattform anzusprechen. "Wir wollen gegen das Phänomen digital divide ankämpfen", so Barbara Richter von Seniorkom gegenüber pressetext. "Wir wollen Menschen, die in ihrem Leben nie den Umgang mit Computern gelernt haben, ins Internet bringen." Grundsätzlich könne der Zugang zu Onlinediensten die Lebensqualität deutlich verbessern. "Das Internet bringt älteren Menschen viel Komfort und spart Zeit und Geld", so Richter. (pte)