Michael Homborg, Center of Excellence, Server & Virtualization Solutions Deutschland, Fujitsu Technology Solutions, gibt einen Ausblick auf den Servermarkt 2011:
Welche Themen oder, besser gesagt, welche Technologien werden den Servermarkt 2011 beherrschen?
Michael Homborg: Unser IT-Forum VISIT hat es Ende November deutlich gezeigt: Viele unserer Kunden interessieren sich im Moment für FibreChannel over Ethernet (FCoE), Hosted Virtual Desktops oder das Thema Blade Server.
Was genau begeistert Unternehmen an der FCoE-Thematik?
Homborg: Weil wir auf dem Weg zu einer Server-Konsolidierung mithilfe dieser Technologie gleich zwei Schritte auf einmal gehen können. Erstens ist damit der Wechsel auf 10Gbit Ethernet als das universelle "Transportmittel" für alle Daten im Rechenzentrum möglich. Und zweitens verringern sich damit Netzwerk-Ports und Kabel um den Faktor 2 bis 5.
Welche Auswirkungen hat das auf die Server-Hardware?
Homborg: Als Fujitsu bieten wir für Tower-, Rack- und Blade-Server so genannte Converged Network Adapter (CNA) von Emulex an. Diese Adapter nutzen Ethernet-Frames, um je nach Lastanforderung ein IP-, oder auch ein FC-Datenpaket darin zu verpacken. Einmal verpackt, werden sie an die FCoE-fähigen Switches von Brocade und Cisco geschickt. Die Switches analysieren das empfangene Ethernet-Frame und senden die IP-Pakete direkt an das 10Gbit IP-Backbone und die FC-Pakete an das 8Gbit FC-Backbone. Die Software-Tools, um die Ethernet- und FibreChannel-Verbindungen auf Serverseite zu managen, bleiben die gleichen.
Was erwarten Sie sich als Hersteller von FCoE?
Homborg: Dieser Technologie-Sprung ist gut dafür geeignet, in fast allen Rechenzentren eine grundlegende Innovation der Verkabelungsinfrastruktur anzustoßen. Die Preis/Leistungs-Vorteile von neuen kupferbasierten Twinax-Kabeln, kombiniert mit neuer OM3/OM4-Glasfaser-Verkabelung, sind sehr attraktiv für Infrastruktur-Verantwortliche. Wenn sich gleich drei Abteilungen - nämlich die Server-, die Netzwerk- und die Storage-Abteilung - darüber einig werden, diese Innovation bei ihrer Geschäftsführung einzufordern, dann werden Gelder dafür sicherlich auch bereitgestellt. Wir bei Fujitsu haben alle Produkte, Kompetenzen und Services, um solche Projekte reibungslos durchzuführen. Ich bin sicher, viele unserer Kunden werden sich dieser Argumentation öffnen.
Haben 2010 die Desktop-Virtualisierung und damit das Hosting von Virtual Desktops dem Servergeschäft neue Impulse gebracht? Oder steht der große Boom noch bevor?
Homborg: Eigentlich ist eines deutlich geworden: Die Kunden waren in den zurück liegenden zwölf Monaten eher mit dem Vergleich von Citrix- und VMware-Lösung beschäftigt als mit dem Thema Hosted Virtual Desktop (HVD). Was wir interessanterweise sehen, ist eine starke Renaissance von Citrix XenApp-Projekten. Dass sich letztlich dennoch beide HVD-Alternativen weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, liegt aus meiner Sicht daran, dass viele Kunden lieber erst einmal das realisieren, was sie bereits kennen. Aber: Das Potenzial, durch den konsequenten Einsatz von HVD die Total-Cost-of-Ownership zu senken, ist ungleich größer als für eine XenApp-Lösung. Deswegen gehen wir davon aus, dass 2011 tatsächlich der Boom für diese tolle Innovation kommen wird.
Auf der VISIT haben Sie einen neuen Blade-Server für den Mittelstand vorgestellt. Welche besonderen Anforderungen aus dem Mittelstand sind da eingeflossen?
Homborg: Das Interesse für den PRIMERGY BX400 als Rack- und Tower-Variante war wirklich beeindruckend und hat uns enorm gefreut. Die Server wurden regelrecht belagert. Gleich mehrere Vorzüge machen den BX400 so interessant für den Einsatz im Mittelstand: Hervorheben möchte ich an dieser Stelle zum Beispiel den superleisen Betrieb. Das neue Blade-Chassis mit acht Einschüben für halbhohe Blades verursacht im laufenden Betrieb maximal 45dB. Desweiteren kann es an Standard-Steckdosen mit 16A-Sicherung angeschlossen werden. Und: Der BX400 benötigt keine externe Kühlquelle. Zugleich bieten wir mit dem PRIMERGY VSX960 eine vollintegrierte Virtual Storage Appliance, die wir zusammen mit NetApp entwickelt haben. Damit ist es möglich, in einem einzigen Blade-Chassis alle benötigten Server, das zentrale Storage-System und beide Netzwerk-Fabrics zu realisieren. Der Kunde kann also ein richtiges kleines Rechenzentrum bekommen, das gerade mal so groß ist wie ein Bürocontainer.
Wie sieht Ihre Server-Roadmap generell für 2011 aus?
Homborg: Unsere PRIMERGY-Roadmap umfasst 19 Grundmodelle. Ganz neu auf dem Markt sind der eben erwähnte BX400 Blade-Chassis sowie der neue Microserver PRIMERGY MX130. Übrigens haben wir noch nie einen so preisgünstigen PRIMERGY-Server auf den Markt gebracht - mit einem EVP von 299 Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Schon jetzt sind wir der Server-Hersteller mit der breitesten Basis an Channel-Partnern, die aktiv über die Distribution einkaufen. Diesen Partnern geben wir damit einen weiteren guten Grund, um als Systemhaus mit uns zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus stehen im Frühjahr/Sommer 2011 die Einführung eines neuen Grund-Modells und weiterer Serien-Updates an.
Bleibt der Mittelstand im Fokus?
Homborg: Natürlich. Wie wichtig uns der Mittelstand ist, zeigt ja auch unser Vertriebsmodell. Aktuell bedienen wir den deutschen Mittelstand nahezu vollständig über unsere Partner. Diese unterstützen wir vor Ort beim Kunden noch zusätzlich mit einer kompetenten Partner Account Management-Mannschaft. Der Mittelständler selbst schätzt diesen Ansatz, der sich entsprechend erfolgreich bewährt hat. Das hat dazu geführt, dass wir dieses Vertriebsmodell seit etwa einem Jahr auch im Ausland mit großem Erfolg einsetzen. (haf)