Wer heute in den Switches-Markt neu einsteigt, muss entweder bekannt sein oder erfolgreich. Darüber hinaus muss er etwas Eigenes und trotzdem Marktkonformes anbieten können. Das wusste Juniper Networks, der einzige Cisco-Konkurrent, der dem Primus der Branche ernsthaft Router-Marktanteile im Carrier-Markt abnehmen kann. Doch der kalifornische Netzwerker ließ nicht erkennen, er werde sein von Kunden und Partnern immer wieder moniertes Switches-Loch füllen. Zwar wurde Juniper immer wieder als Käufer von Switches-Anbietern wie Extreme Networks oder Foundry gehandelt, doch blieb es bei Gerüchten. So musste das Unternehmen hinnehmen, dass seine Kunden vor allem die Catalysts von Cisco einsetzten und der Riese in unweigerlich in Juniper-Projekten eine Rolle spielte.
Doch hausintern blieb der Netzwerker nicht untätig. Er hatte vor rund drei Jahren damit begonnen, eigene Switches zu entwickeln. Das Ziel: Eine Switch-Serie für Carrier- und Enterprise-Kunden, die diesen sowohl extrem hohe Bandbreite bis hin zu 10 GB-Leitungen garantiert als auch Quality of Services, insbesondere bei Applikationen, sowie, damit zusammenhängend, ausgefeilte Sicherheitsfunktionen wie Threat Management und Autentifizierung. Ferner sind IPv6, WLAN und WAN-Beschleunigungsmöglichkeiten ein Muss.
Selbstverständlich mussten die Switches durch das hauseigene Router-Betriebssystem Junos administriert werden können - einheitliches Management ist in großen Netzen eine unverzichtbare Bedingung.
Als Juniper dann Ende Januar dieses Jahres die Switches-Serie EX 3200, EX 4200 und EX 8200 vorstellte, hatte es das Unternehmen geschafft: Die Switches-Lücke war geschlossen; seit Anfang April kann Juniper großen Kunden, die traditionell Switches der Konkurrenten - neben Cisco beispielsweise Extreme Networks, Enterasys, HP Provurve und Nortel - einsetzen, die eigenen Produkte verkaufen. Und mit neuen Funktionen wie dem "virtuelle Chassis" des EX 4200 argumentieren, das ermöglicht, bis zu zehn 4200-Switches zu einem logischen Switch zusammenzuschließen, wobei maximal 480 10/100/1000BASE-T Ports, 40 GB- oder 20 10Gb-Ports zur Verfügung stehen und der Backplane-Durchsatz bis zu 128 GB pro Sekunde beträgt. Bei dem kleineren EX 3200 handelt es sich um eine Filiallösung mit 24 oder 48 Ports, die mit vier GB und zwei 10GB-Modulen aufgerüstet werden kann. Der chassisbasierende EX 8200 beherrscht 10 GB-Switching; dazu können 64 beziehungsweise 128 Ports genutzt werden. Zwei dieser Switches können zusammengeschaltet werden - was datenintensiven RZ- und Carrier-Bedürfnissen entgegenkommt..
Die Aufgabe des indirekten Kanals
Aktuell ist es so: Der Riese Cisco beherrscht mit seinen Komponenten rund 70 Prozent des Marktes; zudem legt er Wert darauf, dass seine größeren Partner keiner "Zwei-Anbieter-Strategie" nachgehen.
Sepp Lausch, Area Director Enterprise für D.A.CH bei Juniper, sagt deshalb auch: "Wir stehen am Anfang", und meint damit, dass der Netzwerker vorerst nicht davon ausgeht, besonders viele Enterprise-Neukunden mit seinen Switches ausrüsten zu können. Bestandskunden aber zeigten sich durchaus interessiert. Wobei man hier anmerken muss, dass Junipers Umsätze zu 75 Prozent aus dem Carrier-Geschäft stammen.
Dennoch setzt Juniper Lausch zufolge auf die Ausweitung seiner Geschäfte mit Enterprise-Kunden. "Der Eintritt in das Switch-Geschäft ist eine langfristige Entscheidung", wirbt er in Richtung Partner. Vermutungen amerikanischer Analysten, Juniper könnte mangels Erfolg, also der Übermacht Ciscos, das Geschäft wieder einstellen müssen, weist er zurück.
Den Gang in dieses Geschäft sollen primär Netzwerk- Partner tun. Spezialisierte, wie die VPN-Partner aus der Juniper-Abteilung Netscreen, ein halbes Dutzend "Elite"-, und 16 Select-Partner. Ihnen wird Juniper Trainings und Projektunterstützung anbieten, ferner Marketing, Zugang zum Labor in Amsterdam sowie, nach und nach aus den USA kommend, Web-Support.
Wie viele der insgesamt "400 aktiven Partner", wie Junipers Channel-Verantwortlicher Thomas Mammitzsch sagte, sich beteiligen werden? "Der Zeitpunkt ist gut", sagt Lausch, "Sicherheit und Switching wachsen zusammen, und Bandbreite bleibt noch lange eine zentrale Anforderung." Dass solche Funktionalität die Konkurrenz seit Jahren beherrscht, nimmt er hin. "Wir wollten es besser machen", sagt er. "Jetzt treten wir den Beweis an." (channelpartner/mb)