Übernahmen oder Fusionen sind nie einfach. HP-Deutschland-Chef Jan Riecher ist aber optimistisch, was die Eingliederung der Samsung-Druckersparte betrifft: "Die Integration wird ein voller Erfolg", glaubt er.
Vor gut einem Jahr hatte HP sein Kaufinteresse am Druckergeschäft der Koreaner bestätigt. Seither wurde fieberhaft an der Zusammenführung der Samsung-Assets mit den eigenen Strukturen gearbeitet. Vieles musste aus kartellrechtlichen Gründen im Hintergrund geschehen oder gar auf den offiziellen Start des Übergangs terminiert werden - ein Dilemma für die Unternehmen, Kunden und Vertriebspartner, denn die Unsicherheit schlug sich vor allem bei Samsung negativ auf den Absatz aus.
Nun ist die Übernahme offiziell rechtsgültig und in trockenen Tüchern. Die deutsche HP-Landesgesellschaft kann nun den Beteiligten verkünden, wie man sich in Böblingen und Schwalbach das künftige HP-Output-Geschäft vorstellt.
60 Mitarbeiter wechseln zu HP
Die Zusammenführung betrifft vor allem die Bereiche Mitarbeiter, Produkte und Vertrieb. Laut Riecher haben rund 60 ehemaligen Samsung-Mitarbeiter den Wechsel zu HP vollzogen. In einem Bootcamp in Barcelona wurden sie auf die HP-Linie eingeschworen. Laut Aussagen von Teilnehmern soll dort eine positive Grundstimmung geherrscht haben.
Schon vor einiger Zeit zog die Samsung-Druckersparte aus dem Schwalbacher Headquarter in ein angemietetes Nebengebäude. Dies erleichtert jetzt die Trennung, da die Räumlichkeiten nun an HP übergehen. Der bisherige Head of Printing bei Samsung, Norbert Höpfner, berichtet nun direkt an HP-Chef Jan Riecher.
Auf die Frage, wie mit Doppelfunktionen verfahren wird, gibt sich Riecher bedeckt. Das könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Akzente im A3-Markt setzen
Konkreter wird es bei den Produkten: Noch zwei Jahre kann HP das Samsung-Logo für die Produkte verwenden. Verbrauchsmaterial und Ersatzteile sollen für mindestens fünf Jahre zur Verfügung stehen.
An der Partnerschaft mit Canon, dem Lieferanten der A4-Druckwerke für die HP-Laser-Maschinen hält HP zunächst fest, obwohl von Samsung-Seite ebenfalls A4-Laser-Engines eingebracht werden. Über die Gründe will sich Riecher nicht äußern. Langfristige Verträge mit Canon oder Qualitätsprobleme der Samsung-Druckwerke könnten die Gründe sein, doch dies ist reine Spekulation. Möglicherweise will sich HP so auch eine größere Flexibilität bei der Entwicklung neuer Produkte sichern.
HP macht aber kein Hehl daraus, dass die Übernahme vor allem auf den A3-Markt zielt, in dem man bisher ein Schattendasein fristete. "Das ist ein attraktiver Markt in dem wir Akzente setzen wollen", bekräftigt der HP-Chef.
Gegenseitiger Zugang zum Produktportfolio
Für die bisherigen Vertriebspartner von HP und Samsung geht nun die Zeit der Unsicherheit zu Ende. Bei vielen Fragen im Vorfeld waren den Akteuren bisher die Hände gebunden. "Seit 1. November sind wir voll handlungsfähig", freut sich Susanne Kummetz, Director Commercial Channel and Midmarket Sales bei HP. Rund 100 Samsung-Druckerpartner werden nun Teil des HP Partner First Programms.
Kummetz beziffert die Anzahl der nun integrierten Samsung-Partner, die bisher kein HP-Geschäft gemacht haben mit etwa 50. Diese werden weiterhin von ihren ehemaligen Samsung-Ansprechpartnern betreut. Bei den übrigen soll dies durch die ursprünglichen HP-Ansprechpartner im Zusammenwirken mit den Schwalbacher Kollegen geschehen.
Um die 60 der bisherigen Samsung-Druckerpartner vertreiben auch die Samsung-A3-Maschinen. Dazu kommen noch rund 40 HP-A3-Partner. Im Vergleich zu anderen Kopiererspezialisten sind das eher wenig. Hier wird der Konzern nach der Phase der Integration noch nachlegen müssen.
Sowohl bisherige HP-, als auch Samsung-Partner erhalten Zugang zum jeweils anderen Produktportfolio. Das gilt auch für das Schulungsangebot - ein wichtiger Punkt - denn gewisse Produktgruppen setzen Zertifizierungen voraus, die erst noch erworben werden müssen. Channel-Chefin Kummetz betont, dass sich für die Partner auch neue Chancen im graphischen Druck und beim Large Format Printing ergeben können. "Außerdem bieten wir einen erleichterten Zugang zu unserem Computing-Geschäft", ergänzt Jan Riecher.