Portable Apps für Mac

So verhindern Sie Datenklau

25.02.2009 von Sonja Angerer
Wer mit einem Notebook unterwegs ist, hat wertvolle Informationen im Gepäck: Die Daten auf der Festplatte machen den Identitätsklau zum Kinderspiel. Dabei lässt sich ein Notebook ohne großen Aufwand von sensiblem Material freihalten - mit Portable Apps

Hektik am Flughafen: "Nur ein Stück Handgepäck, bitte!" Es ist schnell passiert: Die Tasche mit dem nagelneuen Macbook bleibt zum Beispiel in Köln, ihr Besitzer aber steht dann später aufgelöst bei der Gepäckermittlung in München. Wenn nun nicht wenigstens die Kennworteingabe bei der Anmeldung aktiviert ist, gesellt sich zum möglichen finanziellen Verlust noch das nagende Gefühl der Unsicherheit: Wer hat nun Zugriff auf meine Daten - und was macht er am Ende damit? Fachleute sprechen von "Identitätsdiebstahl", wenn jemand Daten nutzt, um sich als eine andere Person auszugeben.

Datenklau das unterschätzte Risiko

Nach einer Untersuchung des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Javelin Strategy & Research wurden schon 2007 rund 8,9 Millionen Amerikaner Opfer von Identitätsdiebstahl. Zwar ist Identitätsdiebstahl in Deutschland bislang noch wesentlich seltener, doch das wird sich erfahrungsgemäß ändern. Dabei lassen sich derartige Probleme mit geringem Aufwand vermeiden: Indem man sensible Daten nicht auf dem Notebook selbst, sondern auf einer verschlüsselten mobilen Festplatte, einer Speicherkarte, einem iPod oder USB-Stick speichert.

Software für unterwegs

Eine reichhaltige Sammlung portabler Applikationen findet sich aufgeräumt präsentiert im Internet unter der Adresse http://osxportableapps.sourceforge.net

Auf der Webseite http://osxportableapps.sourceforge.net steht ein ganze Reihe von "Portable Apps" zur Verfügung. Die meisten kostenlos, für den Download von Safari und anderen fällt jedoch ein Obulus von mindestens 0,99 US-Dollar pro Anwendung an, den man über die Ebay-eigene Bank "Paypal" entrichten muss. Während Nutzer von Mac-OS X 10.4.x die volle Auswahl aus portablen Versionen von Safari, Mail, iCal, Adress Book und iChat haben, müssen sich Leopard-Anwender ohne iChat und iCal behelfen: Beide Programme sind derzeit nicht kompatibel mit Mac-OS X 10.5.

Bevor Daten vom Computer auf die Portablen iApps übertragen werden, empfiehlt sich unbedingt eine Sicherung der Datenbanken. Das Adressbuch wird unter "Menü > Ablage > Exportieren" als Adressbucharchiv gespeichert.

Nach dem Download der gewünschten Applikationen lassen sich diese per Drag and drop (sprich: Ziehen des Symbols mit gedrückter Maustaste) auf dem vorbereiteten Speichermedium installieren. Dabei sollte man darauf achten, diese gleich in einem verschlüsselten Ordner abzulegen (siehe Beschreibung auf der nächsten Seite).

Zum Installieren zieht man einfach die Portablen Apps auf das verschlüsselte Image auf dem mobilen Speichermedium.

Wenn auf dem Computer, auf dem man die Portable Apps nutzen will, bereits dazugehörige Daten vorhanden sind, ist es nun an der Zeit, diese nochmals sorgfältig zu sichern. Das Adressbuch wird beispielsweise über das Menü "Ablage > Exportieren" als Adressbucharchiv abgespeichert.

Beim ersten Öffnen fragt Portable Safari nach, ob die auf dem System befindlichen Daten auf das mobile Speichermedium kopiert werden sollen.

Es schadet nicht, diese Dateien auf eine CD oder einen USB-Stick zu ziehen und aufzubewahren - im Falle eines Falles hat man so eine vollständige Version seiner Daten für den Notfall griffbereit. Wer Mobile Me nutzt, sollte die automatische Synchronisation in den Systemeinstellungen zumindest temporär abschalten.

Achtung, Falle

Um seine Daten vor dem Zugriff anderer sicher zu schützen, sollte man zuvor seinen Mac entsprechend "säubern".

So simpel und effektiv die Lösung mit Portable Apps ist, sie hält einige Einschränkungen bereit. Die offensichtlichste: die Daten werden beim bloßen Löschen aus dem Adressbuch oder Mailaccount auf dem Macbook nicht schlussendlich vernichtet, sondern lassen sich vom Fachmann mit relativ einfachen Mitteln wiederherstellen. Deshalb ist es die sauberste Lösung, mit einem neuen oder neu aufgesetzten Computer zu arbeiten und die Daten etwa via Mobile Me oder mit einem Import von CD in die portablen Anwendungen zu übertragen.

Vorsicht bei der Synchronisierung

Der zweite Fallstrick ist der Mensch mit seinen Unzulänglichkeiten. Denn wer versehentlich statt der Portable App das entsprechende Programm mit entleerter Datenbank auf dem Laptop öffnet, löscht sich unter Umständen Mobile Me oder das iPhone. Unerlässlich ist außerdem eine zuverlässige, mindestens tägliche Datensicherung des externen Speichermediums, etwa mit Time Machine. Die Portablen Apps arbeiten im Allgemeinen sehr zuverlässig, man sollte jedoch nicht vergessen, dass im Verlust- oder Versagensfall je nach Servereinstellung alle aktuellen Mails weg sein können.

Das leere Macbook

Danach schließt man alle Programme, die man später vom USB-Stick starten will, sonst verweigern ihre portablen Pendants mit einer Fehlermeldung den Dienst. Nun lässt sich etwa das portable Adressbuch mit einem Doppelklick öffnen. Beim ersten Start fragt es nach, ob bereits auf dem System bestehende Voreinstellungen in die mobile Anwendung kopiert werden sollen. Wählt man den Knopf "Copy", so landen alle Adressdaten des Rechners vollständig auf dem Stick. Lehnt man diesen Komfort ab, erhält man ein leeres Adressbuch, das sich etwa durch Überschreiben mit Kontaktdaten aus dem iSync-kompatiblen Handy, iPhone oder iPod oder vom Mobile-Me-Account füllen lässt.

Dabei ist jedoch peinlich genau darauf zu achten, dass man in die richtige Richtung synchronisiert: Vom jeweiligen Gerät oder Account zum Rechner, sonst löscht das leere Adressbuch im ungünstigsten Falle alle auf dem Server oder mobilen Gerät befindlichen Daten! Ist das Adressbuch vollständig auf die mobile Anwendung übertragen, so kann man die ursprünglichen Daten löschen. Dazu schließt man Portable Address Book, entfernt am besten das Speichermedium und öffnet das bisherige Adressbuch. Sind dort alle Einträge gelöscht, ist es ratsam, das Symbol aus dem Dock zu entfernen, um Verwechslungen zu vermeiden.

Unterwegs surfen und mailen

Auch Portable Safari dupliziert auf Wunsch beim ersten Start die bereits auf dem System vorhandenen Voreinstellungen wie Startseite und Lesezeichen. Alternativ ist auch hier der Abgleich mit Mobile Me oder einem iPhone oder iPod Touch möglich oder das schlichte Importieren der Lesezeichen der Laptop-Anwendung. Diese sollte danach wiederum gesäubert und das Symbol aus dem Dock entfernt werden. Ähnlich geht man mit Mail vor. Hier werden optional beim ersten Öffnen alle Ordner, Accounts und Regeln übernommen.

Portable iCal läuft nicht unter Leopard. Wer trotzdem Kalenderdaten auf seinem Macbook vermeiden will, kann diese etwa mit Mobile Me ins Internet verlagern und dann über den Browser aufrufen.

Mit Mac-OS X 10.4 kann man das Prinzip auch für iChat und iCal nutzen, und sich somit einen komplett "sauberen" Computer schaffen. Die vom Speichermedium laufenden Anwendungen verhalten sich dabei wie die stationären: Sie lassen sich mit Mobile Me abgleichen, mit iSync nutzen und vertragen sich meistens sogar - allerdings ohne Herstellerunterstützung! - mit Drittanbieter-Synchronisationssoftware wie etwa Pocket Mac oder The Missing Sync. Da unter Mac-OS X 10.5 Portable iCal als wichtiges Glied fehlt, haben Leopard-Nutzer allerdings ein wenig das Nachsehen - ihnen bleibt derzeit nur, die Kalenderanwendung weiterhin auf dem Computer zu betreiben, oder diese mit Mobile Me oder Google Calendars komplett ins Internet zu verlagern und nur im Browser aufzurufen. Als Ersatz für iChat bietet sich unter Mac-OS X 10.5 das kostenlos erhältliche Portable Adium an.

Mehr Möglichkeiten

Portable Apps bieten sich auch für weitere Einsatzgebiete an: Die auf dem Computer befindlichen Programme müssen nämlich nicht zwingend ohne Daten sein - die Portablen Apps überschreiben die stationären Preferences nur temporär und stellen diese nach dem Beenden des Programms wieder her. Es ist also möglich, auf jedem beliebigen Mac die eigenen Daten zu öffnen, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen.

Die Multiprotokoll-Instant-Massaging-Software Portable Adium ist unter Mac-OS X 10.5 ein guter portabler Ersatz für iChat.

Allerdings hat die Praxis gezeigt, dass auch Portable Apps, die sowohl unter Tiger wie unter Leopard funktionieren, jeweils nur unter Version 10.4 oder 10.5 von Mac-OS X geöffnet werden sollten, niemals jedoch abwechselnd auf beiden Betriebssystemversionen - es kommt sonst schnell zu Ungereimtheiten in den Datenbanken.

Verschlüsselten Ordner anlegen

Beim Anlegen eines verschlüsselten Images ist die Verschlüsselungsmethode 128-Bit-AES ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Praktikabilität.

Mindestens zwei GB Speicherplatz sollte auf dem Speichermedium vorhanden sein, das künftig als "Allerheiligstes" die wichtigsten persönlichen Daten bewachen soll. Ein USB-2.0- oder Firewire-Anschluss ist essenziell, flotte Zugriffszeiten erleichtern die Arbeit: Es gibt mittlerweile USB-Sticks mit bis zu 35 MB/s Lese- und 30 MB/s Schreibgeschwindigkeit. Allerdings garantieren die Hersteller von Flash-Speichern nur 100 000 Schreibzyklen pro Speicherzelle, so dass bei häufigerem Gebrauch eine kleine Festplatte immer noch die bessere Wahl sein kann. Für welches Medium man sich auch entscheidet, zunächst sollte man es mit dem Festplatten-Dienstplattenprogramm im Format "OS X-Extended (Journaled)" formatieren. Als nächstes legt man auf dem Speicher gleich ein verschlüsseltes Image an, indem im Festplatten-Dienstprogramm unter "Ablage > Neu > Leeres Image" wählt. Als Volumenformat empfiehlt sich wiederum "OS X-Extended (Journaled)", als Image-Format "Mitwachsendes Image", da sich dieses bis zur eingegebenen Obergrenze selbstständig ausdehnt. 128-Bit-AES-Verschlüsselung ist ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Praktikabilität, bei der unter 10.5 angebotenen 256-Bit-Variante kann das An- und Abmelden des Images schon mal quälend lange dauern. Bei der Wahl des Kennworts empfiehlt es sich, sich an die bekannten Vorsichtsmaßnahmen zu halten: Eine zufällige Kombination aus Buchstaben und Ziffern ist deutlich schwerer zu knacken als der Name eines Familienangehörigen als Passwort. Vor allem aber darf das Kennwort nicht im Schlüsselbund des Computers gespeichert werden. Das standardmäßig bei der Erstellung eines verschlüsselten Images gesetzte Häkchen sollte man also unbedingt wegklicken.

So funktionieren mobile Apps

Die Mobilversionen von Apple-Programmen sind eigentlich nur Unix-Skripte.

Lädt man sich aus dem Internet beispielsweise die Mobilversion von Apples Safari herunter, erhält man nicht das eigentliche Programm, sondern nur ein Shell-Skript, das Safari einige Tricks beibringt. Startet man das Skript, kopiert es Safari von der Festplatte auf das Speichermedium der Wahl und sorgt anschließend dafür, dass Safari alle Daten nicht auf der internen Platte, sondern auf dem Speicherstick sichert. Ebenso verhält es sich, wenn man die Mobilversionen von Adressbuch, Mail, iCal und so weiter herunterlädt. Die portablen Applikationen anderer Hersteller sind vollständige Applikationen.

Fazit

Portable Apps sind eine praktische und kostengünstige Lösung, persönliche Daten nicht auf dem Macbook lagern zu müssen und sie trotzdem ohne Internet erreichen zu können. Mit Mac-OS X 10.5 muss man auf iCal verzichten, wer mit Mac-OS X 10.4 arbeitet, kann die ganze Welt der Portable Apps auf einem mobilen Speichermedium einrichten. (Macwelt/haf)