Telefonieren über das Internet-Protokoll (Voice over IP - VoIP) wird immer beliebter. Das liegt nicht nur daran, dass VoIP bequemer geworden ist, weil man heutzutage auch bei ausgeschaltetem PC via VoIP telefonieren kann. Man kann unter Umständen mit VoIP auch gutes Geld sparen. So ist in vielen DSL-Verträgen sogar schon ein VoIP-Telefoniepaket mit eingeschlossen. Und das unter Umständen für unter 30 Euro pro Monat. Beispielsweise bietet Skype unbegrenzte Anrufe ins Festnetz bereits für 3,95 € im Monat und für 4,95 € kann man sogar einen ganzen Monat europaweit und unbegrenzt telefonieren. Um Geld zu sparen, wird dabei häufig vom Provider auf den Festnetzanschluss verzichtet. Man spricht hier von entbündelten Anschlüssen.
Aber Achtung: Bei diesen sehr günstigen Tarifen ist eine Geschäftsnutzung manchmal in den AGBs ausgeschlossen und kann zur Kündigung führen. Außerdem können Kunden, die häufiger ins Mobilfunknetz oder Mehrwertsdienstleistungen wie 0180-Nummern wählen, unter Umständen mehr als im Festnetz bezahlen - wenn sie denn überhaupt angewählt werden können. "Kontrollieren Sie ganz genau, wie viel der Provider für welche Art von Telefonaten verlangt", rät Manfred Breul, Bereichsleiter Kommunikationstechnologien beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM).
Natürlich kann man auch auf mehrere günstige Anbieter setzen und von jedem das beste Angebot nutzen. Moderne DSL-Router haben häufig eine VoIP-Option bereits integriert. Oftmals kann dieser Router sehr flexibel für mehrere Anbieter eingestellt werden, die abhängig vom Rufnummernbereich ausgewählt werden. Sobald Sie dann zum Beispiel eine Auslandsrufnummer wählen, geht das Gespräch automatisch mit dem Anbieter XY heraus, den man für günstige Auslandstelefonate eingestellt hat.
Welche Anbieter welche Tarife für VoIP im Angebot haben, können Sie im Internet bei verschiedenen Tarifrechnern in Erfahrung bringen, wie beispielsweise auf http://www.billiger-telefonieren.de/voip/ oder http://www.teltarif.de/voip/tarifrechner.html. Da die Gespräche über das Internet-Protokoll laufen, also die Sprache in Form von Datenpaketen übermittelt wird, ist es logischerweise ratsam, einen stabilen und vor allem nicht zu langsamen Breitband-Zugang zu haben. "Unter ADSL 1000 sollten Sie es gleich vergessen", so Breul. Dabei ist nicht nur die Download-Geschwindigkeit wichtig. "Achten Sie auch auf den Upload, mit dem die Daten hochgeladen werden. Die absolut unterste Grenze liegt bei 128 Kilobit pro Sekunde. Bedenken Sie aber, dass Sie mit dieser Minimalgeschwindigkeit keine großen Sprünge machen können. Wenn Sie zusätzlich noch weitere Daten über das Netz schicken, zum Beispiel als Anhang per E-Mail, kann es eng werden".
Ein Anschluss, drei Anbindungsmöglichkeiten
Grundsätzlich gibt es drei Sprachtelefonievarianten. Wie sie funktionieren, sehen Sie auf der Grafik auf der nächsten Seite. Die günstigste Anbindung erfolgt über Software-basierte Internet-Dienste wie Skype. Hier brauchen Sie nur das Programm auf dem PC zu installieren und ein Headset mit Kopfhörer, das an den Rechner angeschlossen ist. Gespräche zu anderen Nutzern desselben Dienstes sind dann über das Internet kostenlos, die Qualität kann aber stark schwanken.
Wer zum Telefonieren nicht an den PC gebunden sein will, kann über VoIP-Adapter gehen, wie sie beispielsweise in der Fritzbox integriert sind. Eine solche Fritzbox enthält ein Modem, einen Router und eine kleine Telefonanlage. Meist gibt es sie nach Abschluss eines DSL oder VoIP-Vertrags kostenlos dazu, oder der Provider verkauft sie zum Freundschaftspreis. An Fritzboxen können je nach Modell zwei schnurgebundene Analoggeräte wie Telefon oder Faxgerät beziehungsweise bei integrierter DECT-Basis mehrere drahtlose Telefone angeschlossen werden. Für die Internet-Telefonie müssen dann nur noch die Zugangsdaten des jeweiligen Anbieters eingetragen werden. Hat man zusätzlich noch einen Festnetztelefonanschluss, kann von Fall zu Fall zwischen Internet-Telefonie und ISDN gewählt werden. Bei sehr wichtigen Geschäftstelefonaten kann es jedoch auch bei einer guten DSL-Anbindung ratsam sein, ISDN den Vorzug zu geben.
Kontrollierte Geschäftsgespräche
"Im Geschäftsbereich ist es wichtig, dass das Telefon eine gute Sprachqualität hat", so Breul. Wenn mit einer VoIP-fähigen Telefonanlage über das Internet-Protokoll telefoniert wird, sollte man hier darauf achten, dass der Telefondienst in einem kontrollierten Umfeld stattfindet, bei dem die Qualität der Sprachübertragung garantiert werden kann. "Das hat dann aber nichts mit Internet-Telefonie zu tun", erklärt der Fachmann. "Dabei garantieren der Netzbetreiber und die eingesetzten Geräte, dass die Sprache bevorzugt übertragen wird." Der Unterschied:
Bei der Internet-Telefonie laufen die Sprachdaten über das offene Internet, ohne dass es möglich wäre, die Qualität zu garantieren. Sprachpakete können verzögert werden oder ganz verloren gehen. Das kann zu Echos, Aussetzern oder sonstigen Störungen führen. Professionelle VoIP-Dienste werden inzwischen von fast allen größeren Netzbetreibern angeboten.
ISDN und VoIP gemeinsam nutzen
Ein guter Kompromiss ist es, VoIP und ISDN-Anschluss zu kombinieren. "VoIP wird bei uns nur intern und für die Verbindung zu unserer Filiale genutzt. Die Anbindung nach ‚draußen‘ läuft über ein Gateway ins normale ISDN-Festnetz" erklärt Jens Tintrup, Geschäftsführer der Tintrup Computer GmbH. "Für die internen Gespräche zwischen der Geschäftsstelle, der beiden Home-Office-Arbeitsplätze und dem Vertriebsbüro, setzen wir eine Telefonanlage (VoIP) mit einen Call-Manager ein; sie bietet eine Vernetzung der Standorte an und kostet um die 1.000 Euro. Für die Telefonate selbst zahlen wir nichts, weil sie über unseren Breitbandanschluss bei der Telekom laufen. Aus Sicherheitsgründen sind sie mit einer VPN verschlüsselt."
So wie die Tintrup Computer GmbH machen es viele. "Wir stellen fest, dass bei Unternehmen VoIP besonders bei Telefonaten über das firmeninterne Datennetz eingesetzt wird", erklärt Breul. Hier spart das Unternehmen nicht nur Geld für Telefonate zu externen Standorten oder Home-Office-Mitarbeitern. Es können sich auch schöne Einsparungen in der Infrastruktur ergeben. Breul: "Früher haben Firmen ein Telefon- und ein IT-Netz gebraucht. Jetzt benötigen sie nur noch ein einziges IT-Netz, über das sie Gespräche führen und Daten versenden können". Natürlich sollten Home-Office-Mitarbeiter nur dann angeschlossen werden, wenn der Anschluss schnell genug ist. Wenn nicht, oder Sie sind ein einzelner Unternehmer, der wichtige Geschäftsgespräche führen muss, sind die Angebote des rosa Riesen unter Umständen geeigneter.
Fazit zu VoIP
Kombinationen mit dem Festnetz sind besonders attraktiv. Inzwischen haben auch Festnetzanbieter günstige Businessanschlüsse. So bietet die Telekom Call und Surf-Vertrag mit DSL-Anschluss und Festnetz-Flatrate für 40 Euro pro Monat an. Prüfen Sie also, ob sich VoIP wirklich für Sie lohnt. Bedenken Sie bei der Kalkulation auch, dass Sie mit reinen VoIP-Anschlüssen ein höheres Risiko eingehen, nicht erreichbar zu sein. Für manche Branchen kann ein solcher Ausfall mehr Schaden bedeuten, als durch den günstigen Anschluss eingespart werden kann. Hier kann eine Kombination zwischen sicherem Festnetz und einem günstigem VoIP-Anbieter, zum Beispiel für Auslandsgespräche, eine saubere Lösung sein.
Telefonieren über Skype ... und einige Probleme bei VoIP
Wer auf kostenlose Internet-Telefonie-Dienste wie Skype setzt, kann gratis über den PC telefonieren, wenn beide Gesprächspartner denselben Anbieter nutzen. Allerdings müssen beide Gesprächspartner gleichzeitig eingeloggt sein. Diese Variante ist ideal, wenn es schnell gehen soll, billig sein muss und keine Betriebsgeheimnisse ausgetauscht werden. Da Skype den Quellcode nicht veröffentlicht, streiten sich die Geister, ob die Gespräche abhörsicher sind. Neben der Telefonie von PC zu PC können Sie mit Skype inzwischen auch Festnetz- und Mobilfunknummern erreichen. Dieser so genannte Skype-out-Service ist jedoch kostenpflichtig. So werden für Gespräche nach Hawaii 2 Cent pro Minute veranschlagt plus einer Verbindungsgebühr, die meist einige Cent beträgt.
Weitere TK-Ratgeber:
Eingeschränkte Vorwahl
Ihre alte Festnetznummer können Sie grundsätzlich behalten. Bei der Vorwahl müssen Sie aber mit der Ihres Wohnorts oder Firmensitzes vorliebnehmen. Alternativ existiert die ortsunabhängige 032-Vorwahl. Der Vorteil dabei: Nach einem Umzug müssen Sie die Nummer nicht wechseln. Allerdings kann das für den Anrufer teuer werden, da diese Nummern - anders als die meisten VoIP-Nummern mit einer Festnetzvorwahl - oft nicht in den Flatrates für Festnetzgespräche enthalten sind.
Handy bereithalten
Dass Notrufnummern nicht erreicht werden, gehört bei den meisten Providern zwar der Vergangenheit an. Dennoch sollten Kunden ohne Festnetzanschluss für Notfälle ein geladenes Mobiltelefon mit SIM-Karte bereithalten.
Hinweis: Notrufe von Mobiltelefonen sind seit 1. Juli 2009 in Deutschland nur noch mit SIM-Karte möglich. (Computerwoche/haf)