Verbraucher möchten ihre TV-Programme individuell gestalten und unabhängig von Zeit und Endgerät über die gewünschten Inhalte verfügen. Die Nachfrage - live oder Video on Demand - die jederzeit, überall und für jedes Endgerät verfügbar ist, erhöht den Druck auf die Netzwerkinfrastruktur. Glasfasernetzwerke und Cloud Services bieten Anbietern von Inhalten diese neuen Möglichkeiten, damit sie Videoinhalte weltweit und in Echtzeit bereitstellen können.
Mobile Endgeräte und die kontinuierliche Verfügbarkeit von Inhalten über das Internet haben die Nutzungsgewohnheiten der Endverbraucher innerhalb der letzten Jahre grundlegend verändert. Die Konsumenten von heute möchten die Inhalte und die Art und Weise, wie sie sie konsumieren, selbst bestimmen und eigene Programme gestalten. Die Individualisierung der Medien und die fortschreitende Digitalisierung des Rundfunkmarktes stellen Broadcaster vor neue technische Herausforderungen. Haben 2011 noch 32,2 Prozent der Fernsehhaushalte in Deutschland ausschließlich analog ferngesehen, waren es 2012 nur noch 22,2 Prozent. Insgesamt haben heute nach einer Studie von TNS Infratest 29,5 Millionen TV-Haushalte in Deutschland Zugang zu digitalem Fernsehen, was einer Digitalisierungsquote von 77,8 Prozent entspricht. Dementsprechend müssen Anbieter ihre Inhalte zunehmend programmunabhängig in digitaler Form in verschiedenen Dateiformaten, in Echtzeit - und auch über Landesgrenzen hinweg bereitstellen.
Die Grenzen der Technik
Für diese neuen Bedürfnisse werden nicht nur andere Angebote notwendig, sondern auch neue technische Voraussetzungen und entsprechende Dienste. Als Übertragungstechniken stoßen Satelliten und Kupferkabel hier zeitweise schon heute an ihre Grenzen und Internetfernsehen wird langsam populärer. Schon 2012 gaben laut dem Digitalisierungsbericht 2012 der medienanstalten ALM GbR 9,5 Prozent der deutschen TV-Haushalte an, die Möglichkeit zu haben, Videoinhalte aus dem Internet mittels eines internetfähigen Fernsehgeräts anzuschauen. Nach Full-HD ist nun schon Ultra-HD angesagt. Dabei benötigen die neuen Auflösungen von 4k (3.480 mal 2.160 Pixel) oder 8k (7.680 mal 4.320 Pixel) mindestens eine Geschwindigkeit von 24 Gbit/s, um eine anständige Übertragung zu ermöglichen. Techniken wie DSL oder LTE müssen da leider passen.
Glasfastertechnik für individuelle Programmgestaltung
Im Zusammenhang mit den Anforderungen an Bandbreite und Echtzeit bieten Glasfasern als Übertragungstechnik sowie korrespondierende Cloud-basierte Management-Dienste hier innovative Lösungen für Sendeanstalten und andere Inhalteanbieter. Mit Hilfe von Glasfasern (Lichtwellenleitern LWL) können Informationen mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden. Lichtwellenleiter übertragen die Daten in Form von Lichtsignalen auch über weite Strecken. Trotzdem ist eine hohe Bandbreite möglich. Die Bandbreite auf einer einzigen Glasfaser beträgt rund 60 THz.
Im Internet schaffen Lichtwellenleiter völlig neue Geschwindigkeitsdimensionen, denn die Datenübertragungsrate ist um ein vielfaches höher als bei herkömmlichen DSL-Anschlüssen: Bis zu 200 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Download sind möglich, selbst beim Upload sind es 100 Mbit/s. Insgesamt können mehr Informationen gleichzeitig über die gleiche Leitung geleitet werden, das bedeutet mehr Durchsatz und weniger "Stau”. Damit werden Lichtwellenleiter zum Übertragungsmedium der Zukunft.
Telefonie läuft in diesen modernen Netzwerken über VoIP mit dem normalen Datenstrom und wird behandelt wie andere Datenpakete. Bei den Netzwerken der Zukunft, die die Übertragung von volumenstarken Inhalten unterbrechungsfrei und in Echtzeit gewährleisten, geht es dabei nicht nur darum, die berühmte "letzte Meile" zu überbrücken. Künftige Netzwerke, die die gesamte Datenkommunikation zur Zufriedenheit der Kunden übernehmen, sollten komplett aus Glasfasern bestehen. Von namhaften Studien wird Glasfaser als die überlegene Zukunftstechnologie gesehen. Das deutsche Glasfasernetz hat derzeit eine Länge von etwa 340.000 km, dabei liegen rund 60 Prozent im Großraum Berlin.
Ein erstes weltumspannendes Glasfasernetz
Seit kurzem existiert aber auch ein erstes weltumspannendes Glasfasernetz, betrieben von der Firma Tata Communications. Der Telekommunikationsspezialist des indischen Mischkonzerns hat mit der TGN-EA-Verbindung ("Tata Global Network - Eurasia") im letzten Jahr den ersten Rund-um-die-Welt-Ring eines einzelnen Eigentümers fertig gestellt. TGN-EA verbindet Mumbai mit Marseille. Auf der 9.280 Kilometer langen Strecke wird eine Roundtrip-Zeit von 92 ms erreicht. Kunden können dort Bandbreiten von 2 MBit/s bis 10 GBit/s mieten und kontinuierlich auf Inhalte in Echtzeit zugreifen. Wenn ein Kabel bricht, wird der Datenverkehr in die andere Richtung geleitet. Das verlängert zwar die Laufzeiten, aber der Datenstrom reißt nicht ab. Das ist ein großer Vorteil bei einer weltweiten Leitung, denn der Datensturm muss auch durch Erdbeben- und Tsunami-gefährdete Regionen laufen. In Deutschland betreibt Tata Communications einen großen Hub am Finanzstandort Frankfurt, denn auch für heutige Bankgeschäfte ist die weltweite Glasfaserleitung ein echter Gewinn.
Lernen am Beispiel der Formel 1-Übertragung
Die Nutzung des aktuell weltweit einzigen optischen Gasfasernetzwerks eröffnet speziell der Videoübertragung ganz neue Möglichkeiten: Über Glasfaser können Fernsehunternehmen ihre Inhalte nicht nur unterbrechungsfrei senden, sondern auch bequemer verwalten. Zum Beispiel können sie auswählen, welche Videofeeds sie mit dem Zuschauer teilen möchten. Diese Vorteile zeigen sich besonders bei Inhalten, die weltweit zum gleichen Zeitpunkt abgerufen werden, so wie das bei Sportereignissen, beispielsweise an Formel-1-Renntagen der Fall ist.
Als offizieller Content Delivery Network Provider für die internationale Website Formula1.com hat Tata Communications eine Komplettlösung mit verschiedensten Diensten entwickelt und auf einer einzigen Plattform zusammengeführt. Sie beinhaltet ein weltweit verfügbares Content Delivery Network (CDN) und IP-Netzwerk und stellt sich individuell auf den dynamischen Datenverkehr während und außerhalb der Saison ein.
An einem Rennwochenende liefert die Webseite Echtzeitinformationen an bis zu sieben Millionen Menschen in 188 Ländern. Dann können die Inhalte auf einer Reihe von unterschiedlichen Geräten wie PCs, Tablets und Mobilfunkgeräten empfangen werden. An den Rennbahnen installiert, konfiguriert und testet TATA zeitweilig sichere Multiprotocol-Label-Switching (MPLS)-Schaltungen.
Die Fibre-over-Satellite-Technologie stellt dabei breitbandige Inhalte für alle Endgeräte superschnell bereit. Durch die Hochgeschwindigkeitsanbindung an der Rennstrecke können die Formel 1-Teams Daten wie die Motorleistung, in Echtzeit an Ingenieure auf der anderen Seite der Welt übertragen.
Datenmengen im Griff und Inhalte in der Cloud
Die Formel 1-Website http://www.formula1.com ist ein wichtiges Ziel für Motorsport-Fans auf der ganzen Welt. An den Rennwochenenden sind die Besucherzahlen einhundertmal höher; dann teilen sich bis zu sieben Millionen Zuschauer in über 188 Ländern gleichzeitig eine riesige Datenmenge in Echtzeit. Solche Szenerien sind nicht nur für Broadcaster, sondern auch für Finanzdienstleister inzwischen alltäglich geworden. Hier sind dann auch Technologien für den Lastausgleich (Load Balancing) erforderlich, um den Server am Laufen zu halten.
Für die Formel 1-Website, die unterschiedliche Inhalte wie Rich-Media, Live-Streams, live-Rennberichte und vieles mehr beinhaltet, ist es zwingend, dass das Websystem eine konstante Leistung und Nutzererlebnis über eine Vielzahl an Bandbreiten und Rich-Media-fähigen-Geräten zur Verfügung stellt. Die Inhalte müssen für alle Nutzer auf der Welt gut abrufbar sein, auch wenn der Zugriff über langsamere Anschlüsse wie 2G und Einwahlverbindung erfolgt - und dies sofort und ohne Verzögerungen. Über die jederzeit verfügbare Bandbreite von Glasfaser können Live-Videos in höherer Auflösung sicher transportiert werden. Zudem lassen sie sich flexibel an die Voraussetzungen der Zuschauer anpassen.
Die Transkodierung von Audio- oder Video-Datei in ein Videoformat sowie die Bereitstellung von Inhalten kann heute auch in der Cloud geschehen, wodurch enorme Kapazitäten in der eigenen IT-Infrastruktur eingespart werden. Medienunternehmen schieben ihre Inhalte einfach in die Cloud und lassen sie dort in die gewünschten Formate transkodieren. Diese können dann sofort und sicher an ausgewählte Ziele gesendet werden.
Dadurch wird die Bereitstellungszeit enorm reduziert und Konsumenten rund um den Erdball kommen schnell in den Genuss der gewünschten Inhalte - ganz gleich, wo sie gerade unterwegs sind und welches Endgerät sie nutzen. (bw)