ErP2014: unterschätztes Risiko und Auswege

So können Systembuilder die EU-Norm für sich nutzen

12.05.2015 von Andreas Groneberg
Seit dem 1.7.2014 gilt für in Komplettrechnern verbaute PC-Netzteile die EU-Richtlinie 617/2013 – besser bekannt als ErP2014. Diese regelt die Energieeffizienz von verbauten Netzteilen. Trotz der eigentlich klar formulierten Anforderungen existieren viele Missverständnisse und Gerüchte.

Viele Systembuilder setzen sich aufgrund der aufgetauchten Missverständnisse zu der EU-Norm unnötig einem erheblich rechtlichen Risiko aus. Die Anforderungen an ein ErP2014 konformes Netzteil sind jedoch recht einfach zusammenfassen.

Netzteil, die die Erp2014-Norm erfüllen sparen durch die höhere Effizienz bares Geld.
Foto: Alex Yeung-shutterstock.com

Das Netzteil muss bei definierten Lastzuständen vorgegebene Mindesteffizienzen aufweisen:

"Niedrigverbrauchszustand" bezeichnet den Zustand oder Modus des Computers, bei dem der Stromverbrauch am geringsten ist. Dieser Zustand oder Modus wird entweder mechanisch zum Beispiel durch Abschalten der Stromversorgung des Computers, durch Betätigung eines mechanischen Schalters oder automatisch hergestellt beziehungsweise aufgehoben.

Gerüchte im Markt, die auf Halbwissen beruhen

Hersteller und auch Distributoren werden regelmäßig mit der festen Kundenüberzeugung konfrontiert, dass Systembuilder noch so lange 'nicht normerfüllende Netzteile' einsetzen können, wie diese im Markt verfügbar seien.

Eine ebenso falsche wie riskante Annahme, da die Norm bereits seit dem 01.07.2014 im europäischen und nationalen Recht verankert ist und weitere Übergangsfristen nicht eingeräumt wurden. Systembuildern, welche weiterhin normverletzende Netzteile verbauen drohen somit bereits seit Monaten empfindliche Strafen.

Ein weiteres hartnäckiges Gerücht besagt, dass alle Netzteile welche mindestens das 80Plus beziehungsweise 80Plus bronze Siegel der Firma Ecova tragen die Norm erfüllten und somit risikofrei verbaut werden können. Macht man sich jedoch bewusst, dass Ecova ein amerikanisches Unternehmen ist, das die der Zertifizierung zugrundeliegenden Tests bei einer Eingangsspannung von 115V durchführt und die Effizienzen bei 115V und 230V zum Teil deutlich voneinander abweichen, so wird schnell deutlich, dass diese Siegel allenfalls eine trügerische Sicherheit bieten.

Jetzt mag der geneigte Leser einwenden, dass Ecova Mitte 2014 mit dem 80Plus 230V EU-Siegel eine neue Zertifizierung eingeführt hat, welche die Effizienzen bei den von der ErP 2014 zugrunde gelegten Lastbedingungen fordert. Wirkliche Sicherheit bietet jedoch auch dieses nicht. Dies rührt daher, dass auch für die Verleihung dieses Siegels keinerlei Anforderungen an den Stromverbrauch im Niedrigstverbrauchszustand gestellt werden.

Das sind die größten Stromverbraucher weltweit
Platz 10: Südkorea
Südkorea ist auf dem zehnten Platz der größten Stromverbraucher der Welt. Das Land versorgt sich laut der US-Informationsbehörde CIA komplett selbst, importiert also keinen Strom. Seinen Strom erzeugte Südkorea im Jahr 2010 zu fast einem Drittel mit Atomkraft, bis 2024 soll sie fast 50 Prozent der Stromproduktion ausmachen.
Platz 9: Brasilien
Neungrößter Stromverbraucher ist Brasilien. In dem südamerikanischen Land leben 200 Millionen Menschen.
Platz 8: Frankreich
Als Stromexporteur ist Frankreich die weltweite Nummer Eins. Beim Stromverbrauch liegt das 65 Millionen Einwohner-Land dagegen nur auf dem achten Platz. Die Franzosen setzen bei der Stromerzeugung voll auf Atomkraft. 58 Meiler waren 2011 in Betrieb. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum neun Atomkraftwerke, in Spanien acht und im Vereinigten Königreich 18.
Platz 7: Deutschland
Mehr als doppelt so viele Einwohner wie Kanada hat Deutschland, und ist dennoch hinter dem nordamerikanischen Land, wenn es um den Stromverbrauch geht. 545 Milliarden Kilowattstunden wurden 2011 verbraucht. Beim Export von Strom ist Deutschland hingegen fast Spitze. Im weltweiten Vergleich exportiert nur Nachbarland Frankreich mehr.
Platz 6: Kanada
Auf dem sechsten Platz der größten Stromverbraucher gibt es eine Überraschung: Kanada. Dabei ist das Land relativ spärlich besiedelt, nur 34 Millionen Menschen leben dort.
Platz 5: Indien
Der fünftgrößte Stromverbraucher der Welt ist Indien. Kein Wunder: Das Land ist nach China das bevölkerungsreichste der Welt, 1,3 Milliarden Einwohner leben dort laut Schätzungen.
Platz 4: Russland
Fast genauso viel Strom wie Japan verbraucht Russland und liegt somit auf dem vierten Platz der weltweit größten Verbraucher. Das Land ist zudem drittgrößter Stromproduzent.
Platz 3: Japan
Den dritten Platz der größten Stromverbraucher belegt Japan. Das Land ist zugleich viertgrößter Stromproduzent der Erde, vor ihm liegen nur Russland, China und die USA. Mit seinen Erzeugungen versorgt sich Japan im Gegensatz zu diesen Ländern jedoch ausschließlich selbst.
Platz 2: USA
Der zweitgrößter Stromverbraucher der Welt ist die USA. Fast fünf Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität waren im Jahr 2010 regenerative Energien.
Platz 1: China
China ist die weltweite Nummer Eins unter den Stromverbrauchern. Kein anderes Land benötigt mehr Strom. Auch bei der Stromerzeugung ist das Land an der Spitze, exportiert jedoch nicht besonders viel von seiner Energie. Im Ranking der Strom exportierenden Länder belegt die Volksrepublik nur den neunten Platz.

Was tun?

Was bleibt einem europäischen Systembuilder also übrig, um rechtssicher am Markt zu agieren? Letztlich bleiben nur zwei Möglichkeiten: Zum einen kann er sich selbst entsprechendes Messequipment beschaffen und die Netzteile vor dem Einsatz in der Fertigung selbst auf Effizienz und Stromverbrauch im Niedrigstverbrauchszustand testen. Aufgrund der hohen Kosten für verlässliche Messtechnik dürfte dieser Weg jedoch nur für größere Systembuilder mit entsprechenden Stückzahlen gangbar sein.

Kleinen Systembuildern, die zum Teil nur ein oder zwei Systeme pro Monat bauen bleibt die Alternative, nur Netzteile zu verbauen, für die der Hersteller die Konformität mit den Anforderungen der ErP 2014 erklärt. Diese ist im Idealfall über auf den Produkten und Verpackungen angebrachte Bestätigungen wie "Comply with ErP 2014"oder ähnliche zu erkennen.

Letztlich lohnt sich auch für den Endkunden der Einsatz von ErP 2014 kompatiblen Netzteilen. Wenn man bedenkt, dass die normerfüllenden Netzteile inzwischen nur wenige Euro teurer sind, dafür allerdings mit mindestens 82% Effizienz deutlich energiesparender sind. (bw)