Smartphone-Betriebssysteme

So gut ist Apples iPhone OS

17.03.2010 von Moritz Jäger
Das iPhone von Apple liegt bei Bedienung und Multimedia-Fähigkeiten weit vor allen anderen Smartphones. Der wichtigste Grund dafür ist das Betriebssystem iPhone OS.

Seit 2007 mischt Apple mit dem Smartphone-Betriebssystem iPhone OS den Markt auf. Es bringt zwar keine kompletten Neuheiten mit. Doch bereits vorhandene Technologien wie Touchscreen, kleine installierbare Programme und Multimedia bringt iPhone OS unter einer einfach zu bedienenden und schnell reagierenden Oberfläche zusammen.

Doch Apple hat sich mit dem iPhone OS nicht nur Freunde gemacht. Vor allem die restriktiven und wenig transparenten Regeln rund um die Aufnahme von Applikationen in den AppStore sorgen für Unfrieden. Außerdem begeben sich die iPhone-Nutzer komplett in die Hände von Apple. Der Konzern kann Anwendungen auch nachträglich aus dem Store und von den Endgeräten entfernen: Dies geschah erst kürzlich, als der Apple über Nacht nahezu alle Apps entfernte, die einen erotischen Inhalt hatten.

Internet und Kommunikation

Bereits das erste iPhone machte deutlich, wie einfach, schick und schnell mobiles Internet sein kann. Dazu trägt vor allem die mobile Version des Apple-Browsers Safari bei. Enthalten ist zudem ein E-Mail-Client, der seit der zweiten Generation des iPhones auch das Microsoft Exchange-Protokoll unterstützt. Eingehende E-Mails landen direkt auf dem Smartphone - es ist zwar kein direktes Push-System wie beim BlackBerry, kommt ihm aber bereits sehr nahe.

Ein Nachteil des iPhoneOS ist, dass sich Apple vehement gegen die Flash-Technologie von Adobe wehrt. Der Konzern argumentiert unter anderem damit, dass der Web-Standard HTML 5 bereits Video-Funktionen vorsieht. Außerdem benötigt Flash laut Apple-Boss Steve Jobs zu viele Ressourcen. Gerüchteweise gibt es aber noch andere Gründe: Mit der Flash-Technologie AIR lassen sich Anwendungen schreiben, die auch ohne Browser oder Internet-Zugang geräteunabhängig arbeiten. Zugespitzt gesagt: Laufen AIR-Applikationen auf dem iPhone, kann jedermann Apps für das Gerät entwickeln, der AppStore wäre überflüssig. Apple würde damit außerdem die Kontrolle der zugelassenen Applikationen auf den Endgeräten verlieren. Doch diese Einschränkungen gelten nicht nur für Flash. Auch Silverlight, die Flash-Konkurrenz von Microsoft, wird vorerst nicht auf mobilen Apple-Endgeräten zu finden sein.

Der geschickteste Schachzug von Apple war es, dass der Konzern die Mobilfunkanbieter exklusiv an sein Smartphone band. Pro Land durfte nur einer das iPhone verkaufen - und dieser musste noch dazu passende Tarife mit großzügigem Inklusivvolumen oder Daten-Flatrate anbieten. Das sorgte dafür, dass die Nutzer zum ersten Mal auch unterwegs ohne Furcht vor teuren Rechnungen surfen konnten - und die iPhone-Nutzer kosten dies reichlich aus. Wie eine Studie des Unternehmens Validas herausfand, verursacht der durchschnittliche iPhone-User pro Monat 273 MByte an Traffic. BlackBerry-Nutzer benötigen im Durchschnitt gerade einmal 50 MByte, die Besitzer anderer Smartphones liegen bei rund 150 MByte.

Multimedia

iPhone, iPad und iPod Touch nutzen Apple iTunes als Gegenstück auf PC und Mac. Die Software verwaltet nicht nur Lieder und Podcasts, sondern kümmert sich auch um die Umwandlung von Videos. Zudem können Nutzer über den Online-Shop von iTunes neue Programme erwerben, die anschließend auf das Smartphone übertragen werden. Zudem finden sich im Shop Musik und Filme.

Die Apple-Endgeräte verfügen über einen der besten Multimedia-Player, der derzeit im Markt erhältlich ist. Kein Wunder, arbeitet unter der Haube doch die bewährte iPod-Technologie. Lieder und Alben werden ansprechend präsentiert, denn sowohl iPhone wie auch iPod Touch und iPad verwenden die Coverflow-Technik. Dabei kann der Nutzer mit dem Finger durch die Bilder der Alben blättern, das Ganze erinnert an die Plattensammlungen von früher.

Ein Highlight ist die Genius-Funktion. Dabei analysiert iTunes die Titel in der Musikdatenbank und erstellt anhand der Informationen automatische Wiedergabelisten. Genius bietet zwei verschiedene Funktionen. Zum einen kann man einen Titel auswählen, die Apple-Software sucht anschließend weitere Einträge, die zu diesem speziellen Lied passen. Zum anderen stellt die Software automatisch Wiedergabelisten zur Verfügung, in denen Lieder zu verschiedenen Musikrichtungen zusammengefasst sind.

iPod Touch im Überblick
Wie schon bei den Vorgängern wird der iPod touch über eine Docking Station geladen.
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Diashows: Dank des Video-Ausgangs können Sie Ihre Fotos anderen am Fernseher präsentieren
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Zwischen den Webseiten navigieren Sie über Ihre Favoritenliste oder diese Bildschirmtastatur.
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Noch dünner als das iPhone: Der iPod touch ist gerade mal 8 mm "dick".
Robustes Gehäuse: Im schwarzen Eck oben links sitzt die WLAN-Antenne.
Apple iPod touch_4
Das Hauptmenü wurde fast eins zu eins vom iPhone übernommen.
Über den iTunes WiFi Music Store erhalten Sie die MP3s zum selben Preis wie im Original-iTunes-Shop.
In den USA geht Apple eine Kooperation mit Starbucks ein. Eine Spezialfunktion ermöglicht es, die im Café gespielten Songs direkt herunterzuladen.
Die neue iPod-Familie im Gruppenfoto: iPod touch, iPod Classic, iPod nano und iPod shuffle.

Telefonieren, Kontaktverwaltung, Terminplanung und MobileMe

Natürlich kann man mit dem iPhone auch telefonieren. Die Sprachqualität hat Apple in den aktuellen Modellen verbessert, zu Beginn war sie nicht besonders gut. Apple bietet eine Reihe von Diensten an, mit denen die Endgeräte über iTunes synchronisiert werden können. Windows-Nutzer können Outlook nutzen, um Kontakte, Termine und E-Mail-Nachrichten zu synchronisieren. Kontakte kann das System außerdem mit den Web-Diensten von Google und Yahoo abgleichen.

Auf dem Mac nutzt iTunes die mitgelieferten Tools des Betriebssystems. Kalendereinträge kommen im iCal-Format auf die Endgeräte, Nutzer können auswählen, ob alle Kalender oder nur einzelne Termine synchronisiert werden.

Wem kein Exchange-Account, Google-Konto oder sonstigen Dienst zur Verfügung stehen, dem bietet Apple einen eigenen Dienst namens MobileMe. Damit erhält man nicht nur eine E-Mail-Adresse samt Kalender und Kontaktverwaltung, sondern kann auch Fotos von den Endgeräten hochladen und anderen zeigen. Zusätzlich erhält man 20 GByte Online-Speicher, in dem sich Fotos und Videos ablegen lassen. Doch MobileMe bietet noch mehr. Der Dienst stellt zahlreiche Sicherheitsfunktionen zur Verfügung, mit denen sich ein verlorenes oder gestohlenes iPhone sperren und wiederfinden lässt. Zudem lassen sich die Daten über ein Web-Interface vom Gerät löschen, sollte es in die falschen Hände fallen. MobileMe ist allerdings nicht ganz billig: 79 Euro verlangt Apple im Jahr von den Nutzern.

Apps und Entwickler

Wenn ein Wort mit dem iPhone verknüpft ist, dann wohl "Apps". Gemeint sind damit kleine Programme, die Apple oder Drittentwickler für das Gerät schreiben und über den integrierten Programmkatalog AppStore gratis oder gegen Bezahlung anbieten. Die Programmevielfalt ist dabei fast grenzenlos: Von nützlichen Dingen wie Instant Messenger oder Nachschlagewerke bis zu Spaßprogrammen wie iBier. Sexuelle Inhalte oder nackte Haut will Apple auf den Geräten aber nicht sehen - betroffen war davon auch die App der Zeitung "Bild".

Doch das sind nicht die einzigen Einschränkungen. Apple gibt den Entwicklern klare Richtlinien vor, etwa wie das fertige Programm mit dem Nutzer interagiert oder wie die Oberfläche gestaltet sein muss. Zudem wird jede App zunächst geprüft, bevor sie den Kunden zur Verfügung gestellt wird. Dieses System hat klare Vorteile und ist mit der Grund, warum iPhone-Programme so einfach zu nutzen sind. Apple zwingt die Entwickler, sich zusätzliche Arbeit machen, damit die Nutzer diese nicht mehr erledigen müssen. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die Sicherheit. Da jede App durch mehrere Hände geht, kann der Konzern nahezu ausschließen, dass sich Malware über den AppStore auf die Endgeräte mogelt.

Apple macht es Entwicklern also keineswegs leicht - dennoch ist iPhone OS für viele eine interessante Plattform. Sie haben nicht nur zahlreiche Kunden, die stets neugierig auf neue Apps sind. Man kann mit Apps auch Geld verdienen. Der Hunger auf Apps ist ungebrochen: Wie Apple im Januar 2010 mitteilte, wurden innerhalb von 18 Monaten mehr als drei Milliarden Applikationen aus dem Store geladen.

Vorsicht vor dem Jailbreak

Ein heißes Thema beim iPhone ist das so genannte "Jailbreaking". Dabei handelt es sich um Programme, welche verschiedene Beschränkungen von Apple aufheben. Solche Systeme können beispielsweise andere Programmkataloge als den AppStore nutzen - und damit auch von Apple eigentlich nicht erwünschte Software installieren. Die Jailbreak-Programme schalten teilweise neue Funktionen frei, die Apple (noch) nicht offiziell freigegeben hat. Ein Beispiel ist die Tethering-Funktion, mit der sich ein iPhone an einem Notebook als UMTS-Modem nutzen lässt.

Ein Apple-Gerät mit Jailbreak ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn man hebt damit nicht nur Beschränkungen auf, sondern setzt auch verschiedene Sicherheitsmechanismen außer Kraft. Darüber freuen sich beispielsweise Autoren von Malware: Würmer wie iKee attackieren nur iPhones mit Jailbreak und schwachem SSH-Passwort. Außerdem gibt es keinerlei Garantie, dass ein Jailbreak funktioniert. Im schlimmsten Fall kann man sein Gerät nicht mehr nutzen - dass es anschließend Probleme mit der Garantie gibt, versteht sich von selbst.

Apple droht immer wieder, dass iPhones und iPod Touch mit Jailbreak vom Zugang zum AppStore abzuschneiden. Mitte Februar 2010 wurden die Apple-IDs zweier prominenter iPhoneOS-Hacker gesperrt. Die Apple-ID ermöglicht den Zugang zum iTunes und AppStore, an sie ist beispielsweise auch gekaufte Musik und Videos geknüpft.

Fazit

Apple hat sich als großer Mitspieler im Smartphone-Markt etabliert - dank des schicken iPhones und seines effektiven Betriebssystems. Der Erfolg ist also durchaus verdient. Abgesehen von der Multi-Touch-Bedineung strotzen die Geräte nicht gerade vor Innovationen. Doch die schicke und einfach zu bedienenede Oberfläche ist schon mehr als die meisten anderen Smartphones zu bieten haben.

Weitere iPod- und iPhone-News:

Allerdings muss wohl auch Apple herausfinden, wie viele Einschränkungen man den Nutzern zumuten kann. Vor allem der sehr restriktive Zugang zum AppStore sowie die teilweise willkürlich wirkenden Beschränkungen könnte die Apple-Kundschaft längerfristig zu den Konkurrenzprodukten treiben. Dazu müssten Apples Mitbewerber allerdings deutlich mehr Zeit und Energie in intuitive Oberflächen und eine aktive Entwickler-Community stecken.

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