Der Online-Handel hat sich längst etabliert hat und gehört für die allermeisten Menschen zum Alltag. Im grenzüberschreitendenE-Commercegibt es jedoch Licht und Schatten: Auf der einen Seite nutzen immer mehr Kunden die Angebote von ausländischenOnline-Händlern. So ergab eine Umfrage von Pitney Bowes, dass besonders Käufer aus Singapur (89 Prozent), Australien (86 Prozent) und Hongkong (85 Prozent) mindestens einmal im vergangenen Jahr auf Online-Shopping-Tour im Ausland gingen. Die Deutschen setzten zu 56 Prozent einen „Fuß“ über die Grenze. Auf der anderen Seite machtenlaut Forrester Research2015 Cross-Border-Sales insgesamt nur einen Anteil von 12 Prozent am weltweiten E-Commerce aus.
Die Bereitschaft der Kunden, über die eigenen Staatsgrenzen hinweg einzukaufen, ist also vorhanden. Angesichts des niedrigen Gesamtanteils scheint es hingegen noch einige Hindernisse zu geben, die den E-Commerce in und aus dem Ausland davon abhalten, so richtig durchzustarten. Doch was sind die Gründe für diese Diskrepanz?
Angst vor den Unbekannten
EinOnline-Shop-Betreiber, der mit dem Gedanken spielt, seine Waren und Dienstleistungen europa- oder sogar weltweit zu vertreiben, sieht sich zunächst mit einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert: Neben Sprachbarrieren sind es die Anpassung von Datenfeeds, die Organisation der Logistik, steuer-, zoll- und datenschutzrechtliche Fragen sowie die Herausforderung, international einen angemessenen Kundenservice anbieten zu können.
Hinzu kommen die Wünsche der Kunden: Die wesentlichen Faktoren, die die Entscheidung für oder gegen einen Kauf aus dem Ausland beeinflussen, sind laut einer Untersuchung von Radial (ehemals ebay Enterprise) für 80 Prozent die Versandkosten, gefolgt von der Lieferzeit (64 Prozent) und schließlich das Angebot flexibler Retourenoptionen (53 Prozent). Nicht zu vergessen die unterschiedlichen regionalen und kulturellen Präferenzen bei der Produktpräsentation oder denPayment-Optionen– das Ei des Kolumbus gibt es schließlich nicht.
Gerade kleine und mittelgroße Händler, deren Personaldecke eher dünn ist, schreckt die Aussicht auf zusätzliche Mühen ab. Auf den ersten Blick stehen Aufwand und Ertrag im krassen Missverhältnis. Derartige Unsicherheiten führen im Extremfall sogar dazu, dass einige Händler mittels Geoblocking fatalerweise Kunden aus dem Ausland direkt vom Kauf ausschließen.
Als Händler selbst Services nutzen
Die Herausforderungen, die der Cross-Border-Commerce an Online-Händler stellt, sind hingegen alles andere als ein unüberwindbares Hindernis. Sich selbst an die Kette zu legen und andere auszusperren, ist die schlechteste Option. Glaubt man den Prognosen von Forrester Research, so hat der grenzüberschreitende Online-Handel im B2C-Bereich immenses Potenzial: Die Experten rechnen in diesem Segment bis 2021 mit einem weltweiten Volumen von rund 424 Milliarden Dollar.
Um sich selbst ein Stück vom Kuchen zu sichern, sollten Online-Händler daher Services in Anspruch nehmen, die explizit für komplexere Vertriebswege und Transaktionen geschaffen wurden: International Fulfillment und Payment Service Provider heißen die Zauberwörter. Eine ganze Reihe an Anbietern stellt heutzutage umfangreiche Lösungen zur Verfügung, mit denen auch kleine und mittelgroße Online-Händler profitabel Kunden außerhalb des Heimatlandes betreuen können.
Rundum sorglos über die Landesgrenzen hinweg
So können Händler auf ein weit verzweigtes Lager- und Logistiknetz zurückgreifen, individuelle Lieferoptionen zur Auswahl stellen und die Kommissionierung sowie das Retourenmanagement vom Dienstleister erledigen lassen. Bei einigen Fulfillment-Anbietern wird sogar ein Kundenservice in der jeweiligen Landessprache angeboten. Geht die Sendung außerhalb der EU, gehört selbst die Zollabfertigung zum Service.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Payment Service Providern. Hier stehen die verschiedenen Zahlungsmethoden und die Abwicklung des kompletten Zahlungsverkehrs im Fokus. Wichtig dabei ist jedoch, dass deutsche Online-Händler darauf achten, dass der gewählte Anbieter über eine sogenannte BaFin-Lizenz verfügt. Ist dies nicht der Fall, macht auch der Händler sich strafbar.
Eine Frage des Wissens
Wenn der Online-Handel eins gezeigt hat, dann, dass Menschen gerne shoppen. Und solange das Angebot überzeugt, der Preis, die Qualität, die Lieferzeit und der Service stimmen, sind sie gerne dazu bereit, weltweit einzukaufen.
Angesichts der überzeugenden Wachstumsraten beim E-Commerce insgesamt, ist davon auszugehen, dass auch zunehmend über die Ländergrenzen hinweg expandiert werden dürfte. Das Internet ist schlicht dafür gemacht, Grenzen aufzubrechen. Der Online-Handel sollte dieser Idee folgen. Denn diejenigen Shop-Betreiber, die auf den Zug aufspringen und ihre Chancen nutzen, können in großem Maße profitieren – genau wie die Kunden. Die vorhandenen Dienste klug einzusetzen und diese Hilfe zu nutzen, ist am Ende vielleicht einfach der „Eierbecher“ des Kolumbus. (haf)