Maschinelles Lernen (ML), Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain und das Internet der Dinge (IoT) zählen derzeit für Unternehmen zu den interessantesten Technologien. Laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom vom Frühjahr 2019 sind diese nach Einschätzung der befragten Firmen relevant für deren Wettbewerbsfähigkeit.
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Wer zu jeder Zeit ermittelt, welche Vorstellungen und Erwartungen seine Kunden haben, kann seine Angebote und Services darauf abstimmen. Die Analyse von Maschinendaten in Verbindung mit KI und Machine-Learning-Modellen erlaubt es etwa einem Anbieter von Werkzeugmaschinen ergänzende Dienste wie proaktive Wartung anzubieten.
Mit Software-Partnern zusammenarbeiten
Allerdings verfügen die wenigsten Maschinenbauer oder Einzelhändler über die Ressourcen, um selbst entsprechende Anwendungen zu entwickeln. Das gilt vor allem für kleine und mittelständische Firmen. Hier kommen Independent Software Vendors (ISVs) ins Spiel. Sie können ihre Lösungen um Analytics-Funktionen anreichern und ihren Kunden einen Mehrwert anbieten.
Doch auch für einen ISV stellt sich die Frage: „Kaufen oder selbst entwickeln?“ Und die Antwort dürfte in vielen Fällen wie bei ihren Kunden ausfallen: Statt selbst Analyse-Tools und Machine-Learning-Algorithmen zu entwickeln und in ihre Software zu integrieren, können sie solche Funktionen als Service aus der Cloud beziehen und mit der eigenen Software kombinieren. Denn Cloud-Serviceprovider stellen die entsprechenden Schnittstellen für ihre Analytics-Lösungen zur Verfügung. Softwareanbieter, die auf einen Do-it-yourself-Ansatz zurückgreifen, nehmen Risiken in Kauf. Dazu zählen versteckte Kosten, ein höherer Implementierungsaufwand und möglicherweise Probleme mit der Skalierbarkeit und dem Support.
Vorteile einer Kooperation mit Service Providern
Laut der IDC-Studie „Critical Factors and Trends in Analytics for Independent Software Vendors“ arbeiten 68 Prozent der ISVs mit Anbietern von Cloud-basierten Big-Data- und Analyse-Services zusammen. Für ein Softwarehaus kann sich dies in mehrfacher Hinsicht auszahlen. Es hat beispielsweise die Möglichkeit, Integrationsoptionen zu nutzen, die auch Infrastruktur-Services des Providers umfassen. Zudem unterstützen etliche Cloud-Provider ISVs in Form von technischem Support, Schulungen und Go-to-Market-Strategien. Hinzu kommt, dass sich durch die Kooperation für einen Softwareanbieter Cross- und Upsell-Optionen ergeben. Sind renommierte Provider im Spiel, profitiert ein ISV außerdem von dessen technischer Expertise und gutem Namen.
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Auch die Kunden eines ISVs profitieren, wenn er solche Analytics-Lösungen mit eigenen Angeboten kombiniert. Der Studie zufolge gaben 70 Prozent der Kunden von ISVs an, dass sich durch den Einsatz von Analysefunktionen die Zusammenarbeit mit ihren eigenen Kunden und anderen Stakeholdern verbessert hat. Jeweils 56 Prozent geben verbesserte Entscheidungsprozesse und die Möglichkeit, sich durch Innovationen von Mitbewerbern abzuheben als weitere Vorteile an. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Softwareanbieter waren wiederum in der Lage, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, wenn sie Datenanalysen mit ihren Kunden teilten.
Dem Cloud Service Provider die richtigen Fragen stellen
Damit sich solche Erfolge einstellen, ist es im Vorfeld notwendig, den richtigen Cloud-Serviceprovider zu finden, der Big Data- und Analytics-as-a-Service bereitstellt. Folgende Fragen können dabei als Leitfaden dienen:
Passt die Analyse-Lösung zum Anwendungsfall? Dies muss und kann oftmals nicht hundertprozentig der Fall sein. Allerdings sollte die Lösung die Mehrzahl der Anforderungen erfüllen.
Sind spezielle Anforderungen zu beachten? Das können beispielsweise hohe Transaktionsvolumina sein oder die Vorgabe, dass der Cloud-Service quasi in Echtzeit mit anderen Systemen zusammenarbeiten muss. Auch die Anbindung von IoT-Komponenten wie Sensoren an Maschinen, Fahrzeugen und Messsystemen muss berücksichtigt werden.
Verfügt der Provider oder dessen Partner über Fachleute, die Hilfestellung bei der Implementierung und Integration der Analyse-Lösung geben können? Zudem sollten ISVs die Supportleistungen und die damit verbundenen Kosten prüfen.
Bestehen technologische Abhängigkeiten der Analysefunktionen mit anderen Komponenten der Infrastruktur?
Wie ist es um die Skalierbarkeit der Analysesoftware und der IT-Ressourcen des Cloud-Serviceproviders bestellt? Denn der Provider muss auch dann seinen Service zur Verfügung stellen können, wenn sich die Zahl der Kunden eines ISV drastisch erhöht, welche die Analyse-Lösung verwenden. So dürfen die Zugriffszeiten bei hoher Nachfrage des Cloud-Service nicht leiden.
Was kostet das Ganze? Hier ist eine Gesamtkostenbetrachtung (Total Cost of Ownership,.TCO) der Analytics-Lösung hilfreich.
Eine weitere Frage betrifft die Datensicherheit: Wo stehen die Server und welche Datenschutzstandards erfüllt der Provider?
Gerade die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat laut der IDG-Studie „Cloud Security 2019“ Research deutlichen Einfluss auf die Entscheidungen bei der Auswahl von Cloud-Anbietern. Ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Providers kann etwa der Standort des Rechenzentrums in Deutschland sein. Cloud-Zertifikate und Datenschutzzertifizierungen können zudem einen Überblick über die vorhandenen Sicherheitsstandards geben.
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Erhält ein ISV auf diese Fragen zufriedenstellende Antworten, und sind die notwendigen Sicherheitskriterien erfüllt, steht einer Zusammenarbeit mit dem Provider nichts mehr im Wege. Speziell Software-Anbieter, die in andere Regionen expandieren wollen, sollten dabei prüfen, wie es um die Cloud-Infrastruktur und -Services des Anbieters bestellt ist. Verfügt ein Provider dort bereits über entsprechende Cloud-Rechenzentren und Internet-Zugangspunkte, kann ein ISV seine Lösung auch dort in Kombination mit der Analytics-Lösung anbieten.