E-Commerce-Ratgeber

So bauen Sie einen Online-Shop auf

03.10.2013 von Wiljo Krechting
Damit Sie mit einem Online-Shop erfolgreich sind, gilt es einiges zu beachten. Hier die wichtigsten Kriterien

70 Prozent der Deutschen würden eher auf Schokolade als auf das Internet verzichten - gehören Sie auch dazu?

Ein Grund für die enorme Popularität des Internets ist der stetig wachsende Onlinehandel. 85 Prozent der Internetnutzer kaufen einen Teil ihrer Waren bereits im Netz. Sie alle wissen die Vorzüge des E-Commerce zu schätzen: Abends auf dem Sofa noch kurz neue Schuhe oder DVDs bestellen, ohne dass man sich nach Feierabend noch aufraffen oder am Wochenende in die überfüllte Fußgängerzone gehen muss.

Und es werden immer mehr. Hierzulande trug die Internetwirtschaft 2010 bereits 75 Milliarden Euro zur Gesamtwirtschaftsleistung bei, was drei Prozent des BIP entspricht. Bis 2016, so prognostiziert das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG), wird die deutsche Internetwirtschaft jährlich um acht Prozent auf stolze 118 Milliarden Euro anwachsen.

Sieben Tipps zum Aufbau eines Online-Shops
Mobiles Shoppen
Passen Sie ihr Shopsystem an die Anforderungen von mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablet-PCs) an.
Emotionalität - Kundenbindung
Schicken Sie ihre Kunden mit Produktvideos und -präsentationen auf eine virtuelle Reise durch den Shop. Auch mit Gutscheinen oder Sonderrabatten können Sie potentielle Kunden in ihren Online-Shop locken.
Kundenvertrauen
Kommunizieren Sie offen mit ihren Kunden über empfindliche Themen wie Datenschutz und Zahlungsbedingungen. Arbeiten Sie beispielswesise mit PayPal oder Klarna zusammen, die einen sicheren Zahlungstransfer gewährleisten.
Rechtliche Grundlagen
Legen Sie sich einen Anwalt zu, der sich im IT-Bereich auskennt. Neben Vertragsrecht sind auch datenschutz-, marken-, urheber-und wettbewerbsrechtliche Aspekte in vielen Fällen relevant.
Individualität und Suchmaschinenoptimierung
Heben Sie sich von der Konkurrenz ab, z.B. mit einem einzigartiges Design. Wichtig ist es auch, dass der Shop suchmaschinenoptimiert ist.
Das richtige Produkt
Überlegen Sie sich genau, was Sie in ihrem Online-Shop verkaufen möchten. Auch Nischenprodukte sind der Renner.
Die richtige Software
Das passende Shopsystem ist das A und O. Dabei sollten Sie sich Gedanken zum Design, zu den angebotenen Artikeln, zur Bedienung, zur Skalierbarkeit und zum Preis machen.

Gerade für Einzelhändler im Mittelstand ist der Onlinehandel eine große und vor allem günstige Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen und die Käuferschichten mit einem Schlag zu vervielfachen. Oft haben mittelständische Unternehmen den Wunsch, ihre Produkte im Internet zu verkaufen, haben jedoch Angst vor zu hohen Kosten oder Zweifel ob der Realisierbarkeit ihres Projekts. Dabei ist es weder teuer noch aufwendig, einen Online-Shop auf die Beine zu stellen. Für die ersten Schritte sollten lediglich einige wichtige Dinge beachtet werden:

Die richtige Software

Die Frage nach dem richtigen Shopsystem ist die erste, die sich der zukünftige Online-Shop-Betreiber stellen sollte. Hierbei müssen einige Fragen geklärt werden: Wie viele Artikel möchte ich später verkaufen? Was soll das System können? Lässt es sich einfach bedienen? Kann ich es mit meinem Wachstum nach oben skalieren? Gefällt mir das Design? Und natürlich: Ist der Preis angemessen? Denn eine Einstiegslösung muss nicht mehrere tausend Euro kosten, sollte aber auch kein Billig-System sein, mit dem man nur Ärger hat.

Das richtige Produkt - aber welches?

Genauso wichtig wie das richtige System ist das Produkt, mit dem ich den Sprung ins Internet wage. Ein Blick ins eigene Sortiment genügt dabei schon. Ein Online-Shop muss nicht vom ersten Tag an alle Artikel anbieten, die auch im Ladengeschäft vorrätig sind, sondern kann auch Stück für Stück wachsen. Es macht unter Umständen Sinn, mit einigen "Testartikeln" anzufangen und erste Erfahrungen zu sammeln. Folgende Artikel sind statistisch gesehen übrigens am beliebtesten im Internet: Bekleidung, Textilien, Schuhe, Bücher, DVDs, Unterhaltungselektronik und Computer. Doch auch Nischenprodukte sind der Renner.

Individualität und Suchmaschinenoptimierung

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie nicht der erste sein, der das jeweilige Produkt im Internet verkauft. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich von ihren Konkurrenten abzuheben und einen hohen Wiedererkennungswert zu generieren. Das erreichen Sie beispielsweise durch ein kreatives und einzigartiges Template-Design. Besonderes Augenmerk sollten Sie dabei auf eine konsequente Corporate Identity legen. Als eine Art Visitenkarte des Unternehmens sollte sich diese im Design durch Logo und Farbgebung widerspiegeln.

Zudem ist es überaus wichtig, dass das Online-Shop-System suchmaschinenoptimiert ist, denn dies ist die Voraussetzung dafür, in der Vielzahl der Suchergebnisse nicht unterzugehen. Der permanente Einsatz von SEO-Instrumenten, die gute Shopsysteme von Haus aus mitbringen, ist also maßgeblich am Erfolg eines Onlineshops beteiligt.

Rechtliche Grundlagen

Bevor der Shop online geht, sollten Sie eine wichtige Regel befolgen: Legen Sie sich einen Anwalt zu, der sich im Bereich IT auskennt. Der elektronische Handel stellt heutzutage in rechtlicher Hinsicht eine virtuelle Stolperfalle dar. Denn aufgrund der sich ständig ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen und einem komplexen Anwendungsfeld ist es schwer, immer im Bilde über die neusten rechtlichen Bedingungen zu sein.

Denn neben Vertragsrecht sind auch datenschutz-, marken-, urheber-und wettbewerbsrechtliche Aspekte in vielen Fällen relevant. Um letztendlich kostenintensive Abmahnungen und Verfahren aufgrund von falschen Angaben im Impressum oder Verstößen gegen das Urhebergesetzt zu vermeiden, ist eine kompetente externe Rechtsberatung vor Erstellung und während des Betriebs des Online-Shops unerlässlich. Auf dem richtigen Weg sind Sie jedoch schon einmal, wenn Ihr System eines der gängigen juristischen Gütesiegel für Onlineshops trägt (bspw. Trusted Shops, Tüv oder EHI).

Kundenvertrauen

Aufgrund des weitverbreiteten Sicherheitsdenkens in Deutschland begegnen viele potentielle Käufer dem Online-Shopping noch mit Zurückhaltung bzw. mit Vorsicht, wenn es um die Eingabe von persönlichen Daten sowie geheimen Bankdaten geht. Deshalb ist es wichtig, über empfindliche Themen wie Datenschutz und Zahlungsbedingungen offen zu kommunizieren, sodass dem Kunden vermittelt wird, an einen seriösen und qualifizierten Online-Partner geraten zu sein.

Neben den herkömmlichen Zahlungsverfahren besteht außerdem die Möglichkeit, als Shopbetreiber mit externen Zahlungsdienstleistern wie Billsafe, Klarna oder PayPal zusammenzuarbeiten. Diese können als zertifizierte und unabhängige Anbieter als Medium zwischen Kunden und Online-Shop fungieren und somit einen sicheren Zahlungstransfer gewährleisten.

Emotionalität

Ist der Shop erst einmal erfolgreich angelaufen, geht es an eine Lektion für Fortgeschrittene: Die langfristige Bindung der Kunden. Deshalb ist es unerlässlich, dem Käufer auf einer emotionalen Ebene zu begegnen. Durch ansprechende Produktvideos und -präsentationen können Sie den Kunden auf eine virtuelle Erlebnisreise schicken, und ihn durch positive Erfahrungen zur Rückkehr in den Shop bewegen. Dabei helfen übrigens auch Gutscheine, Sonderrabatte oder ein Bonussystem.

Amazon.de
Der einst reine Buchhändler bietet inzwischen so ziemlich alle Waren an. Die Seiten und Menüs sind entsprechend überfrachtet.
Amazon - Services
Vorbildlich ist nach wie vor der Service: Amazon informiert immer exakt über Verfügbarkeit und Lieferzeit – Services wie der Prime-Versand sind konkurrenzlos.
Amazon - mobil
Auf dem iPad macht der Schaufensterbummel bei Amazon Spaß und die Bestellung gelingt einwandfrei.
Cyberport - Einkaufswagen
Einkaufswagen, Merkliste und Vergleiche bleiben per Leiste am unteren Rand bei Cyberport mit Produktfotos gut im Blick.
Cyberport - Schieberegler
Bei manchen Produktgruppen kann die Auswahl mit Schiebereglern für bestimmte Eigenschaften eingeschränkt werden.
Cyberport - Detailseiten
Detailseiten zu Produkten bleiben bei Cyberport trotz vieler Infos schön übersichtlich.
Etsy - Startseite
Etsy zeigt wie ein Shop trotz vieler Produkte aufgeräumt und clean aussehen kann.
Etsy - Integration mi Facebook
Social Shopping: Etsy verbindet sich mit Facebook und schlägt Geschenke für Freunde vor.
Etsy - Zeitmaschine
Die interaktive Zeitmaschine macht Spaß und zeigt immer die neuesten Artikel.
Etsy - Farben
Etsy sucht auch Produkte nach Farben heraus. Die Abbildungen lassen sich auf der Fläche herumschubsen.
Neckermann - Startseite
Die Navigationselemente und das Sucheingabefeld sind bei Neckermann zu kontrastarm und klein ausgefallen
Neckermann - Stöbern
Ein interaktiver Stöber-Modus macht den virtuellen Schaufensterbummel angenehm.
Neckermann - Kaufberater
Gut gelungen sind die interaktiven Kaufberater für verschiedene Produktgruppen, die zum Beispiel die richtige Digitalkamera aus dem Sortiment nach Funktionsumfang herauspicken.
Otto - Produktsuche
Die Produktsuche lässt sich leicht nach bestimmten Kriterien, wie zum Beispiel nur Flachbild-TVs mit 200 Hertz-Feature, einschränken.
Otto - Produktvergleich
Mehrere Produkte lassen sich leicht nebeneinander vergleichen und immer mehr Details aufrufen.
Otto - barrierefrei
Die barrierefreie Version des Shops bietet verschiedene Schriftgrößen und Kontrasteinstellungen, beispielsweise für Sehbehinderte an.
TVino
TVino verkauft Weine aus unterhaltsamen Video-Episoden.
TVino - mobil
Die iPhone-App bietet den vollen Funktionsumfang – schickt den Nutzer zum Bestellen aber in den mobilen Browser.
Weltbild - Produktdetails
Die Detailseiten von Weltbild bleiben insgesamt übersichtlich.
Zalando
Zalando wirkt für einen Schuh- und Kleidungsshop angenehm aufgeräumt.
Zalando - Zoom
Die schnelle Zoomfunktion zeigt Details.
Zalando - Produktauswahl
Spezielle Kriterien helfen, schnell den passenden Schuh zu finden.

Mobiles Shoppen

Auch hierzulande kaufen immer mehr Endverbraucher ihre Waren über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablet-PCs. Ihr Shopsystem sollte dafür optimiert sein, denn die Anforderungen an mobile Endgeräte sind etwas anders. Beispielsweise sollte das System in der mobilen Version über größere Buttons verfügen oder die bei Tablets üblichen "Swipe"-Gesten ("Fingerblättern") unterstützen.


Fazit

Der Wunsch nach einem individuellen und selbst gestalteten Online-Shop besteht bei vielen mittelständischen Unternehmen. Allerdings besteht häufig Zurückhaltung, wenn es zur eigentlichen Realisierung dieses Wunsches kommt. Denn viele Unternehmen haben keine konkreten Vorstellungen darüber, in welchem Umfang das Projekt stattfinden soll, welche Kosten auf sie zukommen und ob sich ein Online-Shop letztendlich rentiert. Dabei ist es heutzutage keinesfalls mehr schwierig und kostspielig und schon gar kein "Hexenwerk", eine eigene Internetpräsenz zu erstellen. (rw)