Sony Ericcson hat mit dem "Xperia Play" vor allem die Spieler unter den Android-Fans im Visier. So bewirbt der Hersteller das Smartphone mit dem offiziellen Logo "Playstation Certified" und spendiert ihm ein seitlich ausziehbares Gamepad, dessen Steuerkreuz sowie die Tasten der klassischen Playstation-Steuerung nachempfunden sind. Sony Ericsson integriert zudem zwei Sensortasten in das Telefon, welche die Analogsticks des PS3-Controllers ersetzen.
Die Hardware ist dabei gut verarbeitet, im ausgezogenen Zustand gibt es zwischen Display und Kontrolleinheit kein Spiel. Das Steuerkreuz sowie die Schulter- und Aktionstasten haben einen guten Druckpunkt und sind auch mit größeren Fingern gut zu bedienen. Mit Akku wiegt das Smartphone 175 Gramm – damit ist es zwar schwerer als iPhone 4 (137 Gramm) oder HTC Desire S (130 Gramm), aber noch immer angenehm zu halten.
Die Hardware kann also überzeugen – das verfügbare Spieleangebot allerdings nicht. Denn trotz des werbewirksamen Logos "Playstation Certified" erfüllt das Xperia Play keinesfalls alle Erwartungen spielebegeisterter Smartphone-Besitzer. Beispielsweise kann man nicht auf das Playstation Network zugreifen und auch eine umfangreiche Spielesammlung von PS1-Klassikern, PSP-Spielen und -Minis fehlt im Angebot.
Auf dem Gerät ist zwar der Titel "Crash Bandicoot" vorinstalliert, wer allerdings mehr an das Telefon angepasste Titel sucht, findet über den Android Store gerade einmal sieben weitere Spiele aus der Playstation-Ära. Zum Vergleich: Auf PS3 und PSP konnte man zum Testzeitpunkt 92 PS1-Spiele erwerben. Noch ärgerlicher ist aber, dass es keine Integration in das PSN gibt. Auch Dinge wie Freundeslisten oder gar Multiplayer-Matches sind nicht mit PSN verknüpft. Zum Vergleich: Mit einem Windows-Phone-7-Gerät kann man jederzeit zumindest den Status seiner Freunde beim Xbox-Live-Netzwerk abfragen. Neben Sony bieten auch einige Dritthersteller für das Xperia Play optimierte Spiele an. Vorinstalliert sind Fifa 10, Sims 3, Tetris, der Weltraum Shooter Star Battalion sowie das Beat Em Up Bruce Lee Dragon Warrior.
Konfus wird es, wenn es um die Erweiterung der Spielesammlung geht. Vier verschiedene Apps kümmern sich um die Spielebibliothek – die Funktionen sind dabei verwirrend. Das alles frustriert und ist dem Xperia Play nicht angemessen, denn eigentlich funktionieren die PS1-Spiele sehr gut auf dem Smartphone. Crash Bandicoot stammt beispielsweise aus dem Jahr 1996. Mit gut 15 Jahren auf dem Buckel sieht der Titel auf HD-Geräten wie der Playstation 3 zwar völlig veraltet aus, kommt auf dem 4,0-Zoll-Display des Xperia Play aber toll zur Geltung. Single-Core-CPU und 512 MB RAM sorgen für ruckelfreies Spielvergnügen. Praktisch: Unterbricht man das Spiel, etwa wegen eines Anrufs, wird der aktuelle Spielstand automatisch gespeichert. Für künftige Spiele könnten aber sowohl CPU wie auch RAM knapp werden.
Multiplayer-Matches sind in einigen Spielen ebenfalls möglich, etwa bei FIFA 10 oder Star Battalion – allerdings nur, wenn ein aktives WLAN vorhanden ist. Per 3G oder Bluetooth lassen sich keine Matches einrichten, eine verschenkte Chance. Spiele gegen Freunde im PSN sind nicht möglich – das Xperia Play ist wie bereits erwähnt nicht an das Sony Netzwerk angebunden. Ein weiteres Manko ist das Fehlen eines HDMI-Anschlusses. Damit wäre es beispielsweise möglich gewesen, einen Fernseher anzuschließen und die Spiele darüber zu genießen.
Xperia Play in der Praxis
Das Smartphone kann aber mehr als nur die Basis für Spiele bilden – es ist ein komplettes Android-Smartphone. Sony Ericsson liefert das Telefon mit Android 2.3.2 aus, zum Testzeitpunkt stand aber schon ein Update auf die Version 2.3.3 zur Verfügung , inklusive einiger kleiner Verbesserungen.
Für das Xperia Play hat Sony Ericsson eine eigene Oberfläche für Android entwickelt. Diese unterscheidet sich kaum vom Standard-Android-Launcher und bietet deutlich weniger Funktionen als etwa HTC Sense. Eine Neuerung ist die App Timescape, die sich auch als Widget auf eine der fünf verfügbaren Home-Seiten einbinden lässt. Timescape fasst die verschiedenen Informationen aus Quellen wie SMS, Twitter oder Facebook zusammen und zeigt die Updates als einzelne Karten an, durch die der Nutzer mit dem Finger "flippen" kann. Über den Android-Market kann man weitere Dienste an Timescape koppeln, so gibt es etwa Plugins für VZnet oder Foursquare. Im Test konnten wir die App allerdings nicht überreden, dass sie eingehende E-Mails mit anzeigt. Warum diese Funktion auf dem Xperia Play nicht verfügbar ist, bleibt ein Rätsel.
Die Hardware des Xperia Play entspricht dem aktuellen Standard für High-End-Smartphones: Daten gelangen per 802.11n-WLAN auf das Gerät, ins mobile Internet gelangt man per UMTS, HSDPA und HSUPA. Praktisch: Das Smartphone kann als DNLA-Server dienen. So greift zum Beispiel die Playstation 3 über das Netzwerk auf Multimedia-Inhalte zu und streamt diese auf den Fernseher. Das Xperia Play punktet außerdem bei der Akkulaufzeit. Sony Ericsson verbaut einen mit 1.500 mAh großzügig dimensionierten Akku, der auch mehrstündige Spiele-Sessions aushält.
In der Rückseite sitzt eine Kamera mit fünf Megapixeln. Die Bilder sind für Spaßschnappschüsse im Internet absolut ausreichend, eine richtige Kamera ersetzt das Smartphone nicht. Außerdem nervt, dass Sony keine der Schultertasten als Auslöser definiert hat. Diese wären ideal positioniert – stattdessen lassen sich Bilder aber nur über den Touchscreen aufnehmen. Eine zweite Kamera befindet sich auf der Vorderseite, die etwa von Apps wie Qik genutzt werden kann.
Fazit
Die Kritik am Gerät beginnt bei der Verarbeitung: Die ursprüngliche Preisempfehlung lag bei 649 Euro. Auch wenn der aktuelle Preis inzwischen deutlich darunter liegt, in dieser Preisklasse sind hochwertige Materialen üblich – wie es der Konzern ja etwa bei anderen Smartphones wie dem Xperia Arc vormacht. Statt eines Plastikbombers mit Chromüberzug wären Aluminium oder andere hochwertige Komponenten zu erwarten.
Möglicherweise hätte eine gut gefüllte Spielebibliothek den Preis gerechtfertigt. Sony und Sony Ericsson hatten mit dem Xperia Play eine einmalige Chance, Mitbewerbern wie Apple dank des Playstation-Zertifikats echte Konkurrenz zu machen und ein Smartphone für Spieler zu erschaffen. Allerdings wirkt alles irgendwie unfertig – es gibt kaum Inhalte, Blockbuster-Spiele fehlen. Dazu kommt die permanente Nutzerunfreundlichkeit: Warum sind zum Beispiel Dienste wie das PSN oder Playstation Plus nicht Teil des Konzeptes? Es wirkt fast so, als habe das Produkt auf keinen Fall attraktiver werden dürfen als die auf der E3 angekündigte tragbare Konsole Playstation Vita (deren UVP deutlich unter dem Smartphone liegt).
Kurz gesagt: Solange Sony und Sony Ericsson nur versprechen, vielleicht bald bessere Inhalte zu liefern, ist es völlig in Ordnung, dass Kunden nur versprechen, das Smartphone vielleicht dann zu kaufen. Alle anderen greifen zu einem günstigeren, aber wertigeren Smartphone und kaufen sich notfalls eine mobile Spielekonsole. Mit Playstation Vita und Nintendo 3DS stehen zumindest zwei Plattformen zur Verfügung, die über genügend Spieleinhalte verfügen. (GameStar/tö)