Neue Geschäftschancen für Systemhäuser

Smart Building auf der Cebit

25.05.2018 von Ronald Wiltscheck
Bereits zum vierten Mal findet das Kompetenzzentrum "Smart Building" auf der Cebit seine Heimat. ChannelPartner sprach mit dem Initiator dieses B2B-Themenparks, Jan Nintemann.

Jan Nintemann von der Global Fairs TT-Messe ist ein großer Fan der ITK-Messe in Hannover, er glaubt, dass die neue Cebit auch 2018 die ideale Plattform für die Digitalisierung darstellen wird. Und deswegen organisiert er bereits zum vierten Mal hintereinander das "Center of Smart Building" auf der Cebit.

"Aus Computer wird Digital - die künstliche Intelligenz hat längst das Computergehäuse verlassen und befindet sich zukünftig in immer mehr kleinen Steuerungskästchen in und an Gebäuden sowie Geräten oder Maschinen und ist mobil unterwegs", argumentiert Nintemann.

Jan Nintemann, Gründer des Kompetenzzentrums" Center of Smart Building": "Hier bringen wir alle Zielgruppen zusammen, die sich hier aus erster Hand über die neuesten smarten Trends und Techniken informieren und wichtige Kontakte zu diesem Thema knüpfen wollen."
Foto: Angela von Brill

Im Zuge dieser fortschreitenden Digitalisierung von Gebäuden und Industrieanlagen sieht der Experte aber neue Gefahren aufziehen: unzulässiges Abgreifen der Nutzerinformationen, "Absaugen" von Maschinendaten und die daraus hervorgehenden Bedrohungsszenarien: der "gläserne" Kunde oder Cyber-Attacken auf Industrieanlagen.

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"Dieser wachsenden Gefahr können wir nur durch adäquaten und konsequenten Ausbau von IT Security-Strukturen vorbeugen", so Nintemann. Seiner Ansicht nach wird das Wachstum des Smart Building-Marktes mit der steigenden Bedeutung von IT-Security Schritt halten.

Und deswegen blickt Nintemann optimistisch in die Zukunft, was seine "Center of Smart Building"-Ausstellung betrifft. "Die Digitalisierung wird die Welt in den kommenden zehn bis 15 Jahren stärker verändern als es die Computer in den vergangenen 40 Jahren schafften."

Consumer Electronics als Türöffner für Smart Home

Doch welche Auswirkungen hat diese zunehmende Digitalisierung auf unsere vier Wände? Auch auf diese Frage weiß Nintemann eine Antwort: "Zumindest in Europa hat die Smart Building-Industrie bislang auf die gut organisierte Elektrobranche gesetzt - die sich zum maßgeblichen Installateur von Smart Building in den Gebäuden etablierte, während in den letzten Jahren die Consumer Electronics-Industrie zum Marktöffner für das smarte Heim wurde." Hier bedauert Nintemann, dass IT-Systemhäuser sich noch zu wenig mit dem Thema "Smart Building" beschäftigen und dieses lukrative Geschäftsfeld gänzlich der Elektrobranche und den Bauhandwerkern überlassen.

Nintemann zieht hier interessante Parallelen zum Apple iPhone, das den weltweiten Smartphone-Markt erst begründete, übrigens ähnlich wie Amazons Alexas "als sprechender Datensammlerin" den Home Appliances-Markt in Fahrt brachte.

Jan Nintemann bedauert, dass IT-Systemhäuser sich noch zu wenig mit dem Thema "Smart Building" beschäftigen und dieses lukrative Geschäftsfeld gänzlich der Elektrobranche und den Bauhandwerkern überlassen.
Foto: zhu difeng - shutterstock.com

Ein ebenso stark wirksamer Inkubator für das nun neu entstehende Marktsegment "Smart Building" ist aber noch nicht in Sichtweite, dazu ist dieses Geschäftsfeld doch zu komplex. Es geht hier um "intelligente" Gebäude, um IP-basierte Geräte- und Maschinensteuerung sowie um physische Absicherung von Immobilien ("physical security"). Das kann der Retail natürlich nicht leisten, wie Nintemann begründet:

"Bei Gebäuden rechnet man mit einer Planungszeit von zwei bis fünf Jahren und einer Bauzeit von ein bis drei Jahren - sowie einer Nutzungszeit von 50 Jahren und mehr. Hier muss man berücksichtigen, dass den viel langsameren Abläufen viel höhere Investitionsvolumina gegenüberstehen als Retail-Produkte sie zu leisten vermögen. Nicht zuletzt ist hierbei auf den hohen IT-Dienstleistungsanteil zu verweisen.

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Die Konsequenz auf diese Entwicklung? "Ohne eine intensive Beteiligung oder Integration der ITK-Welt in das Smart Building-Universum wird sich dieses Marktsegment kaum entfalten können, da es die Kompetenz der ITK-Fachkräfte dringend benötigt", so Nintemann weiter. Seiner Ansicht nach braucht es ausgebildete ITK-Experten, die all die softwaregetriebenen und IP-basierenden smarten Steuerungen einrichten, warten und kontrollieren können, der Elektriker installiert nur. All diese Prozesse müssen bereits in die Planung der Gebäudetechnik einfließen und das unabhängig davon, ob es um Neubauten oder um Modernisierungen und Erweiterungen von Bestandsbauten geht.

Logo des "Center of Smart Building"
Foto: Global Fairs - TT-Messe

Smart Building 2020

Wer schon mal ein Haus hat bauen oder eine Wohnung konzipieren lassen, kennt es aus eigener Erfahrung: Der Elektriker verlegt alle Kabel (auch Ethernet) laut Plan, der Bewohner oder das ITK-Systemhaus seines Vertrauens installiert die Computer und die TK-Anlage (auch wenn sie aus der Cloud kommt).

Wie soll sich die Aufgabenteilung im Smart Building gestalten? Nintemann erklärt es so: "Die Elektrofirma verlegt alle Kabel und installiert alles was 230 Volt nutzt (auch smarte Stromzähler und Schaltschränke); dafür verwaltet das ITK-Systemhaus alle Applikationen, konfiguriert die Hardware, wartet sie und kontrolliert das gesamte Smart Building-Steuerungssystem." Systemintegratoren, die sowohl die Elektro- als auch die ITK-Welt beherrschen und damit alle Gewerke aus einer Hand liefern sowie installieren können, sind bis dato rar gesät. Aber "nur der versierte Systemintegrator weiß mit all den Sensoren im smarten Gebäude etwas anzufangen", so Nintemann zu ChannelPartner.

Zum Video: Smart Building auf der Cebit