Ratgeber

Sieben Spartipps für den Betrieb von Rechenzentren

21.08.2009 von Wolfgang Herrmann
So helfen Sie Ihren Kunden, Kosten im IT-Betrieb zu senken. Marktforscher Gartner beschreibt sieben Möglichkeiten, im Rechenzentrum zu sparen.

So helfen Sie Ihren Kunden, Kosten im IT-Betrieb zu senken. Gartner beschreibt sieben Möglichkeiten, im Rechenzentrum zu sparen.

Viele Reseller stecken in der Zwickmühle. Trotz schrumpfender Profjekt-Budgets steigen die Ansprüche ihrer Kunden, zugleich erwartet die Geschäftsleitung beim Anwenderunternehmen einen messbaren Beitrag zur Kostensenkung des gesamten Betriebs. Das Marktforschungsinstitiut Gartner sieht vor allem im Rechenzentrum ein großes Potenzial, um IT-Kosten zu drücken. "Im Data Center lassen sich erhebliche Einsparungen erzielen", berichtet Rakesh Kumar, Research Vice President bei Gartner. "Schon das Entfernen eines einzigen x86-Servers spart mehr als 400 Dollar Energiekosten pro Jahr."

Vor diesem Hintergrund beschreibt Gartner sieben praxiserprobte Wege, wie Unternehmen die Kosten im Data Center senken können.

Gartner-Tipps für das grüne RZ
Energie für ein RZ von einem Wasserkraftwerk
Strato holt sich den Strom für Rechenzentren aus dem Wasserkraftwerk Laufenburg. Foto: Strato
Grünes RZ von der Host Europe GmbH
Die Host Europe GmbH hat Ihr RZ konsequent nach grünen Richtlinien entworfen. Die Racks sind so ausgerichtet, dass die Server mit der jeweils zu kühlenden Seite in den Kaltgang zeigen. Im Hintergrund sieht man an der Decke zudem Kabelgänge. Im Doppelboden sollten nämlich keine Kabel den freien Fluss der kalten Luft behindern. Foto: Host Europe
Eingehauster Gang im Rechenzentrum
Um die Luftzirkulation in einem Rechenzentrum zu optimieren, kann man Racks mit Vorhängen (Butcher Curtains) einhausen.
Einkapselung von RZ-Gängen
Ganz konsequent regeln RZ-Betreiber die Luftströme, indem sie Kaltgänge oben sowie vorne und hinten abschotten. So zirkuliert die Luft nur an den Systemen entlang und im Gang und nicht im gesamten Rechenzentrum. Foto: Knürr AG
Foto mit einer Wärmebildkamera
Wer ganz konsequent die Temperaturverhältnisse in seinem RZ diagnostizieren will, macht Fotos mit der Wärmebildkamera. Das Beispiel hier zeigt einen Kaltgang, bei dem die kalte Luft aus dem Unterboden (in blau) an den Systemen hoch strömt. Nebenerkenntnis: Die unten angeordneten Server werden besser gekühlt. Grafik: Knürr AG
Einkapselung von Kaltgängen
So strömt die kalte Luft in einem eingekapselten Kaltgang. Knürr realisiert solche optimierten Steuerungen der Liftzirkulation mit seiner Coolflex-Technik. Grafik: Knürr AG
Luftzirkulation ohne Einkapselung
Und so zirkuliert kalte und warme Luft in einem RZ nicht besonders energieeffizient. Grafik: Knürr AG
Schematische Darstellung von Kalt- und Warmgängen
In Kaltgängen und Warmgängen sind Server so ausgerichtet, dass zu beiden Seiten eines Ganges entweder nur kalte Luft auf die zu kühlenden Systeme bläst oder diese ihre warme Abluft in den Gang abgeben. Grafik: Host Europe
Kühlgeräte im Rechenzentrum von Host Europe
Kühlgeräte (hier rechts) sollten zwei Funktionen gut koordinieren: die eigentliche Kühlung und die Be- oder Entfeuchtung eines RZs. Foto: Host Europe
Vorbildliche Verkabelung
Kleinigkeiten, die sehr wichtig sind: Wer seine Kabel kreuz und quer in RZ-Schränken oder in den Unterboden stopft, behindert die freie Strömung der kalten Luft. Im RZ der Rehau AG ist die Verkabelung beispielhaft realisiert. Foto: Rehau AG
Rückkühler zur Wärmeabfuhr
Rückkühler (vorzugsweise auf Dächern platziert) entziehen Racks die Wärme und müssen über Kondensatoren abgeführt werden.

Schritt 1: Rationalisieren Sie die Hardware

Wer die Hardwareausstattung im Rechenzentrum genau unter die Lupe nimmt, kann gleich in mehreren Bereichen sparen. Am Anfang sollte eine gründliche Bestandsaufnahme stehen, um ein klares Bild davon zu bekommen, welche Rechner effektiv genutzt werden und welche nicht. Eine Rationalisierung des Server-Bestands kann sowohl die Wartungs- als auch die Supportkosten senken. Zudem lassen sich auf diesem Weg die Energiekosten drücken, die typischerweise mehr als 400 Dollar im Jahr betragen. Unterm Strich, so hat Gartner herausgefunden, bringen Projekte zur Hardware-Rationalisierung Einsparungen zwischen fünf und zehn Prozent der gesamten Hardwarekosten.

Schritt 2: Konsolidieren Sie Ihre Data Center

Die meisten Organisationen unterhalten eine Vielzahl unterschiedlicher Data Center für ihre IT-Aufgaben. Die Palette reicht von großen, komplexen Installationen bis hin zu kleinen Server-Räumen. Das Konsolidieren dieser Einrichtungen an wenigen größeren Standorten bringt in der Regel erhebliche Einsparungen. Diese drücken sich nicht nur in geringeren Gebäudekosten aus. Vielmehr können Unternehmen auf diesem Weg überflüssige IT-Ausrüstung loswerden, Software-, Wartungs- und Supportverträge beenden und auf teure Katastrophenschutzmaßnahmen (Disaster Recovery) verzichten.

Im Zuge solcher Projekte fallen meistens auch Stellen für den operativen IT-Betrieb weg. Gartner rät Unternehmen, solche Mitarbeiter nicht einfach auf die Straße zu setzen. Besser sei es, die RZ-Experten weiterzubilden, um sie in anderen Rechenzentren oder IT-Bereichen einzusetzen und dort Lücken zu füllen. Mit Hilfe von RZ-Konsolidierung lassen sich nach Gartner-Erhebungen typischerweise zwischen fünf und zehn Prozent der gesamten Data-Center-Kosten sparen.

Schritt 3: Managen Sie Gebäude- und Energiekosten

Mit dem wachsenden Stromverbrauch der Hardware steigen auch die Energiekosten im Data Center. Weil der Stellplatz für Server- und Storage-Systeme knapp wird, bringen IT-Verantwortliche immer mehr Hardware pro Quadratmeter unter. Damit wiederum steigen die Anforderungen an eine effiziente Kühlung. Gartner empfiehlt unter anderem diese Techniken und Tools, um das Problem in den Griff zu bekommen:

Schritt 4: Verhandeln Sie Verträge neu

Data-Center-Verantwortliche sollten eng mit den Finanz- und Einkaufsabteilungen ihrer Unternehmen zusammenarbeiten, rät Gartner. Dabei müssten alle bestehenden Verträge auf den Prüfstand, von Hardware-, Leasing-, und Software-Abkommen bis hin zu Wartungs- und Supportverträgen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, Verträge zu beenden, wenn Sie zu teuer erscheinen. In anderen Fällen führen veränderte Bedingungen und Konditionen zu Einsparungen. Nach Einschätzung der Gartner-Experten sind IT-Anbieter in wirtschaftlich schwierigen Zeiten daran gewöhnt, dass Kunden Verträge neu aushandeln wollen.

Schritt 5: Managen Sie die Personalkosten

Personalkosten machen den Löwenanteil der Aufwendungen für den Unterhalt eines Data Centers aus. In einigen Fällen kann deren Anteil laut Gartner-Analysen bis zu 40 Prozent betragen. Die Experten empfehlen IT-Verantwortlichen, den Personalbestand und die benötigten Ressourcen für die nächsten 24 Monate genau zu prüfen. Einsparungen ließen sich beispielsweise erzielen, wenn Unternehmen auf billigere Arbeitskräfte in Regionen wie Indien, Brasilien, Polen und Rumänien zurückgriffen.

Schritt 6: Nutzen Sie Systeme im Data Center länger

Jeder Verantwortliche im Data Center sollte prüfen, ob sich die Anschaffung neuer Systeme hinauszögern lässt. Wer IT-Ausrüstung nur erneuert, weil der erreichte Buchwert es nahelegt, begeht einen Fehler, warnt Gartner. In diesem Fall fielen unnötige Kosten an, wenn die Geräte sich eigentlich noch länger nutzen ließen. Zwar müssten IT-Manager dabei möglicherweise Performance-Nachteile oder auch höhere Energiekosten in Kauf nehmen. Doch die Vorteile einer verschobenen Investition in neue Ausrüstung wögen schwerer. Systemverantwortliche sollten in diesen Fällen Wartungs- und Supportverträge neu verhandeln und sicherstellen, dass wichtige Software auch von den Servern unterstützt wird, deren Lebenszyklus verlängert werden soll.

Schritt 7: Virtualisierung

Der Dauerbrenner Virtualisierung spielt auch beim Thema Data-Center-Kosten eine Schlüsselrolle. Unternehmen sollten in diesem Kontext vor allem die Hardware-Virtualisierung vorantreiben, empfiehlt Gartner. Damit lasse sich nicht nur der operative IT-Betrieb effizienter gestalten. Vielmehr unterstützten Virtualisierungstechniken auch Konsolidierungsvorhaben und Kostensenkungsprogramme. Die meisten Nutzer profitierten davon durch einen geringeren Hardwarebestand.

Damit einher gehen weitere Vorteile, beispielsweise geringere Abschreibungen auf die Hardware und niedrigere Wartungs- und Supportkosten. Virtualisierung ist nach Ansicht der Experten zudem ein guter Weg, um die Energiekosten in den Griff zu bekommen. Obwohl Projekte zur Virtualisierung auch Kosten verursachen, beispielsweise für die nötige Software, könnten Unternehmen damit rechnen, innerhalb von 24 Monaten echte Einsparungen zu erzielen. Die von Gartner ermittelten Werte sind beeindruckend: Wer Virtualisierung effektiv nutzt, kann demnach den durch Server verursachten Energieverbrauch um bis zu 82 drücken und zugleich 86 Prozent an Stellplatz sparen. (Computerwoche/wh)