Der US-Computerriese Apple hat in seinem "App Store" ein strengeres Regelwerk eingeführt, das seine Kunden eigenen Angaben nach vor "offenkundig anstößigen sexuellen Inhalten" schützen soll. Dem iPhone-Entwickler-Blog ChilliFresh zufolge sind aufgrund der neuen Vorschriften bereits rund 5.000 Applikationen aus dem App Store entfernt worden. In den Reihen der App-Entwickler sorgt diese Maßnahme für Unmut, zumal nicht ganz klar zu sein scheint, was das Unternehmen aus Cupertino als sexuell anstößig definiert und was nicht.
"Wenn bestimmte Applikationen unserer Ansicht nach unangemessenes Material beinhalten, entfernen wir sie und weisen ihre Entwickler darauf hin, dass verschiedene Änderungen notwendig sind, um über Apple vertrieben zu werden", rechtfertigt der Computerkonzern seine aktuelle Säuberungsaktion. Hintergrund für die strikte Sex-Zensur sei aber auch eine Reihe von Beschwerden von Usern und Entwicklern. "Wann immer wir von unseren Kunden Klagen über unzulässigen Content zu hören bekommen, prüfen wir das", zitiert das US-Branchenportal InformationWeek einen Apple-Sprecher.
Für die Produzenten der mittlerweile ungemein beleibten Apps scheint es bislang aber keine Klarheit zu geben, was die genauen Richtlinien bezüglich anstößiger Inhalte betrifft. Der Entwickler der bekannten App "Wobble" hat deshalb direkt bei Apple nachgefragt und die Antworten online veröffentlicht. Demnach sollen nicht nur eindeutig sexuell anrüchige Programme unzulässig sein, sondern auch solche, in denen lediglich ein wenig nackte Haut zu sehen ist wie etwa bei Bikini-Models. Sogar die Darstellung von Silhouetten eines nackten Körpers werde nicht geduldet, stellt der "Wobble"-Macher zynisch fest.
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Dass Apple gerade jetzt mit seiner Sex-Zensur im App Store hart durchgreift, ist für die meisten Brancheninsider keine allzu große Überraschung. So gehen viele Experten davon aus, dass das US-Unternehmen den Zeitpunkt bewusst gewählt hat, um seinen digitalen App-Umschlagplatz rechtzeitig vor dem Marktstart des iPad einer großangelegten Säuberung zu unterziehen. Diese Strategie würde auch Sinn ergeben, da man mit dem Tablet-Gerät vor allem auf eine sehr breite Käuferschicht – insbesondere auch Familien und Schulen – abzielt. (pte/tö)