Der Server-Markt in EMEA ist im vierten Quartal 2010 nach Angaben des Marktforschungsinstituts IDC auf 4,3 Milliarden Dollar (zirka 3,1 Milliarden Euro) und damit zum Vergleichsquartal des Vorjahres um 9,1 Prozent gewachsen. Dies sei die größte Steigerung seit dem ersten Quartal 2007.
Die Hersteller konnten 650.000 Stück verkaufen - eine Steigerung um 3,4 Prozent gegenüber 2009. Im gesamten Jahr 2010 betrug der Umsatz 13,8 Milliarden Dollar (zirka 9,8 Milliarden Euro), was einer Steigerung von 7,3 Prozent gegenüber 2009 entspricht. Die Stückzahlen nahmen um 10,6 Prozent auf 2,3 Millionen verkaufte Einheiten zu.
Standard-Systeme legten um 9,1 Prozent, Highend-Server sogar um 28,9 Prozent zu. Der Midrange-Markt brach dagegen um weitere 20,2 Prozent ein.
"Der EMEA-Server-Markt zeigt sich weiter uneinheitlich, was die Erholung bei den Server-Ausgaben angeht", sagt Nathaniel Martinez, Research Director in der Enterprise Server Group von IDS. "Selbst in den Industrieländern West-Europas gibt es sehr große Trend-Unterschiede."
Der Austausch von Mainframes spiele dabei in manchen Ländern eine große Rolle, in anderen sei dagegen die Nachfrage nach Optimierungsmöglichkeiten im Rechenzentrum für Virtualisierungs-, Automatisierungs- und Cloud-Computing-Projekte entscheidend, so Martinez weiter.
"Das vierte Quartal ist traditionellerweise stark im Bereich CISC-Technologie", sagt Beatriz Valle, Senior Research Analyst bei IDC, "die Erholung im Mainframe-Markt war aber mit 62,6 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres stärker als erwartet."
Die wichtigsten Trends im Detail
x86-Server erreichten einen Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar (zirka 1,9 Milliarden Euro), was einem Wachstum im Jahresvergleich von 15,4 Prozent entsprach. Der Nicht-x86-Servermarkt stagnierte dagegen mit 0,1 Prozent Zuwachs und 1,6 Milliarden Umsatz.
Mainframes mit CISC-Prozessoren konnten ein starkes Comeback feiern. Die Nachfrage stieg über 600 Millionen Dollar, ein Zuwachs im Jahresvergleich um 62,6 Prozent. Der Umsatz mit RISC-Systemen sank dagegen um 19,3 Prozent, der mit EPIC-Prozessoren um 15,8 Prozent.
Bei den Standard-Systemen unter 25.000 Dollar entfiel mit 98,6 Prozent der Löwenanteil auf x86-Systeme. Im Midrange-Markt waren 48,9 Prozent der ausgelieferten Server x86-Systeme. Im Highend-Bereich dominierten mit 95,4 Prozent die Nicht-x86-basierten Modelle.
Bei den Betriebssystemen behielt Windows mit einem Anteil von 44,7 Prozent die Marktführerschaft. Unix konnte mit großem Abstand und 21,4 Prozent Marktanteil den zweiten Platz behaupten. Linux rückte näher an Platz zwei heran und erreichte 17,3 Prozent Marktanteil. 81,3 Prozent des Linux-Umsatzes stammten dabei aus dem Geschäft mit Standard-Systemen.
Stärkstes Wachstum bei Blade-Servern
Im x86-Segement spielten Blade-Server im Q4/10 mit einem Umsatz von 627 Millionen Dollar (zirka 447 Millionen Euro) nach wie vor eine große Rolle. Der Anteil am Gesamtumsatz war höher als im Vorquartal, sank im Jahresvergleich aber leicht (23 Prozent vs. 24,2 im Q4/09).
Verglichen mit anderen Server-Typen, wuchs der Umsatz mit Blades außerdem am stärksten und lag mit 11,4 Prozent über dem Marktdurchschnitt. Rack-optimierte Server legten um 8,7 Prozent und Non-Rack-Server um 8,6 Prozent zu.
"Es gab weniger große Deals im Blade-Markt, vor allem in West-Europa, wo der Umsatz im x86-Blade-Server-Bereich nur um 1,4 Prozent wuchs, während der Gesamt-x86-Markt um 15,8 Prozent zulegte", sagt IDC-Analyst Giorgio Nebuloni.
IDC glaubt, dass Kunden wie auch Zulieferer stärker die Vor- und Nachteile von Ultra-Dense-Rack-Servern, Blades und Multikern-Rack-Servern abwägen. "2011 wird ein entscheidendes Jahr in diesem Bereich und der Wettbewerb zwischen den Herstellern wird sich verschärfen", so Nebuloni weiter.
Marktanteile der Hersteller
HP konnte seine Marktführerschaft das zwölfte Quartal in Folge verteidigen, vor allem wegen der starken Nachfrage nach ProLiant-Systemen. Der Gesamt-Serverumsatz des Herstellers im Jahr 2010 wuchs um 16,2 Prozent gegenüber Vorjahr und erreichte knapp 5,5 Milliarden Dollar.
IBM konnte seinen Marktanteil im vierten Quartal 2010 um 3,6 Prozent gegenüber Vorjahr steigern, was vor allem an der starken Nachfrage nach CISC-Servern lag. die um 81 Prozent zunahm. Aufs gesamte Jahr 2010 gesehen wuchs der Umsatz nur um magere 2,9 Prozent, der Marktanteil um 1,3 Prozent.
Dell legte im letzten Quartal 2010 um 1,3 Prozent zu, mit starken Verkäufen im Bereich PowerEdge-Server, die um 26,2 Prozent gegenüber Vorjahr zunahmen. Im Gesamtjahresvergleich konnte der Direktvermarkter einen Umsatzzuwachs von über 30 Prozent verzeichnen, was ihm 1,9 Prozent mehr Marktanteile einbrachte.
Oracles Abwärtstrend setzte sich im vierten Quartal fort. Das Unternehmen verlor über 38 Prozent an Server-Umsatz und 4,2 Prozent an Marktanteilen sowie Rang drei im Server-Markt an Dell. Dabei dürften die Buy-out-Aktionen der Wettbewerber für ehemalige Sun-Kunden und -Partner eine wichtige Rolle gespielt haben.
Immerhin stiegen die Umsätze mit x86-Systemen um 2,2 Prozent. Mit 59,3 Prozent am gesamten Server-Umsatz machen die RISC-Unix-Systeme der SPARC-Enterprise-Familie immer noch den Hauptanteil an Oracles Server-Geschäft aus.
Übers Jahr gesehen fielen die Verluste mit 24,8 Prozent beim Umsatz und 3,3 Prozent bei den Marktanteilen etwas moderater aus. (haf)