Selbstsuchende Verbindungen

17.03.2005
Das schwäbische Unternehmen Magcode kommt mit einer genialen Erfindung auf den Markt: Selbstsuchende Stecker erlauben eine schnelle und einfache Installation von Kabelverbindungen - und das völlig fehlerfrei.

Von Hans-Jürgen Humbert

Als der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Glühbirne erfand, entwickelte er auch gleich alle weiteren Komponenten für die kommerzielle Nutzung, wie beispielsweise Sicherungen, Schalter und Stecker. An der Bauform der Steckverbindungen hat sich bis heute im Wesentlichen nichts geändert. Gutes lässt sich eben nicht verbessern? Doch!

Der schwäbische Tüftler Hermann Neidlein hat eine völlig neue elektrische Steckverbindung entwickelt. Anstelle von Federn, wie in herkömmlichen Schukosteckdosen, sorgen bei seiner Version kleine, aber sehr starke Neodym-Magnete für den nötigen Halt und Anpressdruck. Obwohl die Kontakte offen liegen, sind sie stromlos. Erst wenn der Stecker eingeführt wird, schließen die Haltemagnete einen Kontakt. Jetzt erst kann der Strom fließen.

Obwohl die Steckverbindungen für das 230-Volt-Netz ge- eignet sind, sieht der Erfinder in diesem Bereich keine Chance für seine Steckdosen. Die Schukosteckdose ist seit Jahren etabliert und ganze Industriezweige hängen daran.

Gute Chancen im Niedervoltbereich

Anders sieht es dagegen im Niederspannungsbereich für Hochstromverbindungen bei 12 und 24 Volt sowie bei der Datenverkabelung aus. Beispielsweise hat die Standardsteckdose im Auto, der Zigarettenanzünder, inzwischen schon über 100 Jahre auf dem Buckel und ist in der ganzen Zeit nicht verändert worden. Zudem gibt es dort drei verschiedene Versionen, die sich nur in der Breite unterscheiden. Bei mobilen Geräten aus Fernost, die ihren Strom aus dem Zigarettenanzünder beziehen, müssen deshalb die Kontakte des Steckers immer aufgebogen werden, um einen halbwegs sicheren Kontakt zu gewährleisten. Das ist besonders ärgerlich bei mobilen Navigationslösungen, die jetzt bei jedem Schlagloch neu initialisieren.

Einige Firmen der Automobilbranche setzen heute schon Steckverbindungen von Magcode ein. VW hat beispielsweise die interne Steckdose im Kofferraum des neuen T5 mit diesen Steckdosen ausgestattet. Die Steckverbinder sind bei einer maximalen Stromstärke von bis zu 25 Ampere für 12- und 14-Volt-Netze zugelassen.

Sonderfall Feuerwehr

Bei Fahrzeugen der Feuerwehr muss sichergestellt werden, dass interne Akkus immer die volle Ladung besitzen. Deshalb werden die Akkus beim Abstellen der Fahrzeuge immer mit stationären Ladegeräten verbunden. Im Alarmfall können die Fahrzeuge nun einfach losfahren, ohne sich um die angeschlossenen Kabel kümmern zu müssen. Da die Stecker nur magnetisch halten, kann nichts beschädigt werden.

Selbstsuchende Datenverbinder

Mehrpolige Steckverbindungen fertigt Magcode nach demselben Prinzip. Hier sind es vier Magnete, die den Stecker in die richtige Position zwingen. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Leiterplatte handelt oder um einen vergossenen Stecker. Die Magnete sorgen für den richtigen Anpressdruck, eine zwischengelegte Silikonfolie gleicht kleine Toleranzen bei den Verbindungen selbsttätig aus. Das Schöne daran: Dank der Magnete muss der Stecker nur in die Nähe der Kontakte gehalten werden (zirka 1 Zentimeter reicht völlig aus), schon flutscht der Stecker an die richtige Stelle, und alle Kontakte sind verbunden. Maximal zwölf Kontakte lassen sich zurzeit so einfach und schnell verbinden. Einen praktischen Anwendungsfall hat das Unternehmen auch schon ausgemacht. Der Dachhimmel in vielen Fahrzeugen ist heute mit Elektronik voll gestopft. Bislang mussten Arbeiter die Kabel mühsam und zeitintensiv in die richtigen Steckkontakte fummeln. Außerdem müssen die Kabel rund 20 Zentimeter länger sein, damit sie eingesteckt werden können.

Mit dem Magcode-System wird das alles anders. Der Dachhimmel braucht jetzt nur noch festgeschraubt zu werden. Die Kontakte finden sich selbstständig und die gesamte Arbeit ist fehlerfrei innerhalb weniger Sekunden erledigt.