Nicht so sehr wegen technischer Probleme, sondern wegen gerichtlicher Querelen hat Toshiba beschlossen, Anfang Januar 2007 aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit Canon für die Produktion und Vermarktung von SED-TVs (Surface-conduction Electron-emitter Display) auszutreten. An der Technologie will Toshiba dennoch festhalten.
SED soll Riesen-Kontrastraten von 100.000:1 versprechen, entpuppte sich aber seit den ersten Entwicklungsschritten von Canon schon im Jahr 1986 als never ending story.
2004 haben Canon und Toshiba ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet und seitdem stes angekündigt, dass die Massenproduktion kurz bevorstehe. Doch wegen technischer Probleme und wegen eines Rechtsstreits mit dem Technologie-Entwickler Nano-Proprietary (NNPP) wurde der Start immer wieder verschoben.
1999 haben Canon und NNPP ein nicht-exklusives Patentabkommen unterzeichnet. 2005 hat NNPP dann in den USA einen Rechtsstreit angestrebt. Der erste Anklagepunkt, nämlich dass Canon kein Recht gehabt habe, die Farb-Panels für TV-Geräte zu produzieren, hielt nicht Stand.
In dem zweiten Anklagepunkt war NNPP erfolgreicher. Darin heißt es, dass das SED-Joint-Venture mit Toshiba kein Tochterunternehmen von Canon sei und es damit gegen das Petentabkommen von 1999 verstoße. Canon bestand hingegen darauf, dass man 50,0002 Prozent der Aktien und somit nicht nur die Aktienmehrheit, sondern auch das absolute Stimmrecht habe.
Im November 2006 hat dann ein Bezirksrichter in typisch texanischer Manie Canons Standpunkt abgewiesen und in der Beurteilung geschrieben: "Tote Fische schwimmen nicht, tote Hunde jagen nicht, und Canons tote Stimmrechte geben dem Unternehmen keine Aktienmehrheit bei SED."
Der Gerichtsbeschluss kam für Canon zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, wollte das japanische Unternehmen auf der CES in Las Vegas doch den ersten 55 Zoll großen SED-Fernseher vorstellen.
Toshiba zufolge wolle man aus dem Gemeinschaftsunternehmen austreten, um den Weg freizumachen, dass die Produktion wie geplant Mitte 2007 von der Bühne gehen könne. Während Canon die Technologie in Konkurrenz zu LCD- und Plasma-TV für Consumer-Produkte vermarkten will, hält auch Toshiba weiter daran fest, hat aber mehr die professionellen und teuren Nischenmärkte wie Fernsehstudios im Visier.
NNPP hat die Entscheidung, dass Toshiba auch nach Verkauf der Anteile an Canon weiter an dem SED-TV-Projekt festhalten wolle, zwar begrüßt, aber erklärt, dass damit der Rechtsstreit über die Lizensierung eines Patentes noch nicht beigelegt sei.
"Wir haben die Lizenz für Canon wegen Vertragsbruchs fristlos gekündigt", wird NNPP-Chef Tom Bijou auf www.sed-fernseher.eu zitiert. Und weiter sagte Bijou: "Zudem schließt unsere Klage gegen Canon weitere Gesichtspunkte ein, die mit den Besitzverhältnissen der SED-Technologie zu tun haben, zum Beispiel Betrug." NNPP sei aber weiter bereit, mit Canon ein neues Lizenzabkommen abzuschließen, so der streitbare NNPP-Chef. (kh)