Es sind schwierige Zeiten für die Samsung-Druckersparte. Die Übernahme durch HP ist beschlossene Sache, doch bis es soweit ist, muss das Geschäft weitergehen. "Business as usual", nennt dies Norbert Höpfner, Head of Printing Solutions bei Samsung Electronics GmbH. Doch nichts ist gewöhnlich an der derzeitigen Situation. Kunden und Händler sind beim Geschäft mit Samsung-Druckern vorsichtig. Branchenkenner schätzen, dass der Umfang des derzeitigen Drucker-Business der Koreaner hierzulande gerade noch 60 Prozent des Vorjahres beträgt.
Auch in der Distribution ist man zurückhaltend. Insbesondere die Broadliner haben ihre Bestände abgebaut und legen sich nur noch Ware auf Lager, wenn der Abverkauf unmittelbar gesichert ist. Auch neue Projekte mit Samsung-Druckern sind laut Informationen aus der Distribution eher spärlich.
Echo in der Händlerschaft ist zwiespältig
Damit das Geschäft nicht total zusammenbricht, versucht man bei Samsung gegenzusteuern. Auf einer Händlerveranstaltung im Oktober in Frankfurt war mit Tuan A. Tran, Vice President & General Manager, LaserJet and Enterprise Solutions, ein hochkarätiger HP-Manager anwesend. Damit sollte ein klares Signal an die Händler gesendet werden, dass es nach der Samsung-Ära auch eine Zukunft im HP-Konzern geben kann. Das hoffen auch viele Samsung-Mitarbeiter, die nun natürlich um ihre Jobs fürchten. Bei den Händlern stieß dies auf ein gemischtes Echo. "Die Stimmung war nicht so schlecht, wie ich eigentlich erwartet hätte", meinte einer. Viele warten zunächst einmal ab, wie sich die Dinge entwickeln. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, denn die Informationen sind spärlich. Viele Druckerhändler haben sowieso mehrere Hersteller im Portfolio und können bei Bedarf auf eine andere Marke ausweichen. "Ich setze doch nicht auf einen toten Gaul", auch solche Stimmen gibt es aus der Händlerschaft.
Willkommen in der HP-Familie
Die Transaktion soll bis zur zweiten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen sein, soviel ist zumindest sicher. "Drucker und Multifunktionsgeräte unter der Marke Samsung werden nach Abschluss der Übernahme noch für zwei Jahre, Verbrauchsmaterialien und Ersatzteile für fünf Jahre weitergeführt", verspricht Höpfner. Zudem werde die offene Entwicklerplattform "Smart UX" weitergeführt. Alle bestehenden Verträge, Rabattierungen und Programme mit Partnern und Händlern sollen zu den jeweilig vereinbarten Konditionen erfüllt werden. "Zwischenzeit bleiben Samsung und HP zwei getrennte Marken, die ihren jeweiligen Geschäftsinteressen nachgehen", erläutert der Samsung-Druckerchef.
Höpfner hat ein weiteres Argument in der Tasche, um Händler zum Weitermachen zu bewegen: "Samsung möchte das kommende Geschäftsjahr mit einer stabilen Partnerbasis abschließen, um Samsung-Partner in eine gute Position für eine zukünftige Zusammenarbeit mit HP zu bringen", bekräftigt er. Allerdings will das gar nicht jeder. Zudem sind die Vorstellungen, wie dies geschehen soll, äußerst schwammig. Es gibt weder Aussagen zu künftigen Vertriebs- und Personalstrukturen, noch zur Standortfrage. "Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren", äußert sich Christian Mehrtens, Vertriebsdirektor Mittelstands & Partnervertrieb bei HP. Der Prozess könne bis zu einem Jahr dauern. Man werde sich erst einmal den Service und den Vertrieb der Samsung-Druckersparte "anschauen". Der oberste HP-Chef Dion Weisler hat auf dem Canalys Channels Forum in Barcelona den Samsung Partnern zumindest eine Option für eine Zusammenarbeit eröffnet: "Die Channel-Partner sind in der HP-Familie willkommen", erklärte er.
Im Büromaschinenkanal unterrepräsentiert
Auch für HP ist die Übergangszeit eine Herausforderung. Derzeit führt das Unternehmen 15 neue Drucker-Produktfamilien ein, darunter im A3-Lasersegment einige Produktreihen, die zusammen mit Samsung entwickelt worden und mit Samsung-Technologie ausgestatten sind. Bisher spielt der Konzern im A3-Segment kaum eine Rolle. Der traditionelle Kopierermarkt wird hierzulande immer noch durch die Büromaschinenspezialisten dominiert, einem Kanal, den sich HP erst noch erschließen muss. Auch für Samsung war das in der Vergangenheit nicht einfach. Zwar konnte man in Schwalbach einen Stamm an Händlern aufbauen, die Absatzzahlen blieben aber hinter den hohen Erwartungen der Koreaner zurück.
Kommentar des Redakteurs
Die Aussage eine Händlers, man wolle keinen toten Gaul mehr reiten, ist vielleicht etwas zu hart. Immerhin bietet Samsung immer noch aktuelle Printing-Produkte an, erfüllt seine Vertragsverpflichtungen und sichert weiterhin die Versorgung von Ersatzteilen und Supplies. Bei einem Wechsel des US-Präsidenten wird der alte Amtsinhaber gerne als "Lame Duck" bezeichnet, da er in seiner restlichen Amtszeit keine wirkliche politische Gestaltungsmöglichkeit mehr hat. Ähnlich geht es nun der Samsung-Druckersparte. Dass das Geschäft in der Übergangszeit vor der Eingliederung in den HP-Konzern leiden wird, war abzusehen. Nun müssen die Verantwortlichen Schadenbegrenzungen betreiben. Das kann aber nur funktionieren, wenn schnell Klarheit geschaffen wird. Klarheit für Distributoren, für Händler und für Kunden und nicht zuletzt auch für die Samsung-Printing-Mitarbeiter. Hier ist vor allem HP in der Pflicht. Es kann ja nicht im Sinne HPs sein, einen schwächelnden Druckerhersteller zu übernehmen. Daher muss man sich bei HP schleunigst Gedanken machen, wie man bestehende Samsung-Vertriebsstrukturen nutzen und Mitarbeitern eine Perspektive bieten kann. Wenn man die schöne, neue A3-Welt nicht an den Mann bringt, dann war selbst das vermeintliche Eine-Milliarden-Dollar-Schnäppchen für die Samsung-Druckersparte viel zu teuer.